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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Kollegen weiter und blieb breitbeinig in der Türöffnung stehen. Simmons rührte sich nicht von der Stelle, und auch Hamilton verharrte in seiner Position, bis zwei Laternen in der Mitte des Raums etwas Licht in die Finsternis brachten.
    Simmons trat zwei Schritte vor, stellte seine Tasche neben die Lichtquellen und maß die beiden Frauen von Kopf bis Fuß. Anne las Abscheu und Verachtung in seinen Augen. Sie mied seinen Blick und sah stattdessen zu Hamilton. Der Gedanke, in diesem schrecklichen Gefängnis ein vertrautes Gesicht zu sehen, war so abwegig, dass sie den Arzt nicht auf Anhieb erkannte. Als ihr klar wurde, wer da vor ihr stand, zuckte sie zusammen, ließ sich aber nichts anmerken. Mary gelang es nicht ganz so gut, sich zu beherrschen. Sie gab einen kleinen Schrei von sich und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Was ist los mit dir? Ist dir nicht gut?« Simmons wich zurück.
    »Es geht schon.« Mary nahm die Hand wieder herunter.
    »So, ihr Weibsbilder. Ihr könnt euch ja wohl denken, warum wir hier sind. Also mal runter mit den Hosen und die Bäuche gezeigt, damit wir unserem Gouverneur mitteilen können, ob ihr ihm die Wahrheit gesagt habt.« Zu Hamilton gewandt fügte er hinzu: »Runter mit den Hosen, habe ich auch noch zu keinem Frauenzimmer gesagt. Ich sage immer lieber, rauf mit den Röcken.« Er lachte schmutzig. Hamilton rang sich ein gequältes Grinsen ab, wies den Wachmann an, die Tür zu schließen, und ging auf Anne zu.
    »Hinlegen, damit ich dich abtasten kann.« Er bemühte sich um einen strengen Ton, doch Anne hörte das leise Zittern in seiner Stimme. Sie legte sich auf den Boden. Simmons war schnell fertig mit seiner Untersuchung. Marys Bauch war inzwischen so gewölbt, dass es gar keinen Zweifel an einer Schwangerschaft geben konnte. Er sah zu Hamilton hinüber.
    »Wie sieht es bei Ihnen aus, Herr Kollege?« Hamilton wiegte nachdenklich den Kopf hin und her.

    »Ich denke, sie erwartet ein Kind im frühen Stadium. Die Gebärmutter ist bereits leicht vergrößert.« Simmons kniete sich neben ihn und drückte auf Annes Unterleib.
    »Also, wenn Sie mich fragen, die kann gleich an den Galgen. Dass da ein Braten im Ofen ist, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, warum also warten?« Hamilton sah ihn ernst an.
    »Verehrter Herr Kollege, ich gebe Ihnen völlig recht. Mit Gewissheit kann man es nicht sagen, aber ich möchte doch darauf hinweisen, dass ich seit Jahren in enger Verbundenheit mit einigen Damen zusammenarbeite, bei denen es von Zeit zu Zeit darum geht, unerwünschte Schwangerschaften früh zu diagnostizieren. Und meine Erfahrung sagt mir, dass wir es hier mit einer Schwangerschaft im Frühstadium zu tun haben.« Simmons grinste lüstern und machte eine zweideutige Handbewegung.
    »Sie arbeiten in einem Freudenhaus! Was für ein paradiesischer Schaffensplatz. Verraten Sie mir vielleicht auch, wie die Damen Sie bezahlen?«
    »Gezahlt wird in Naturalien, verehrter Kollege, was dachten Sie denn?« Mit seinen anzüglichen Bemerkungen hatte Hamilton erreicht, was er wollte, und Simmons von Anne abgelenkt.
    »In Naturalien! Sie sind mir einer!« Northrop Simmons stand auf. »Bei so viel Erfahrung tue ich wohl gut daran, mich Ihrer Diagnose anzuschließen. Schlimmstenfalls schaue ich in zwei Wochen noch einmal nach, dann müsste es eindeutig sein.« Er drehte Hamilton den Rücken zu und machte sich an seiner Tasche zu schaffen. Der Arzt nutzte den Moment und drückte Anne einen kleinen Zettel in die Hand. Dann verließ er gemeinsam mit Simmons die Zelle.
    Anne spürte ihr Herzklopfen bis in die Schläfen, mit zitternden Fingern entfaltete sie das kleine Stück Papier und versuchte Hamiltons Zeilen in der Dunkelheit zu entziffern. Doch sosehr sie ihre Augen auch anstrengte, gelang es ihr nicht zu lesen, was der Arzt geschrieben hatte.
    »Wenn der Wärter das nächste Essen bringt, lege ich mich in der Nähe der Tür auf den Boden und nutze das Licht.« Anne faltete den Zettel wieder zusammen und steckte ihn in die Tasche.

    Ben Hamilton war inzwischen mit Jubilo in das Haus des Gouverneurs zurückgekehrt. Jubilo zog verärgert die Brauen zusammen, als man ihm seinen Schlafplatz im Stall zeigte, ließ sich aber nichts anmerken. Hamilton hatte ihm eingeschärft, sich möglichst unauffällig zu verhalten.
    »Ich hole dich so oft wie möglich ins Haus. Halte Augen und Ohren offen.« Der Arzt stellte seine Tasche ab und sah aus dem Fenster.
    »Ich werde jetzt dem Gouverneur berichten, dass

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