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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf freue, diesem Lawes eine reinzuwürgen.« Grinsend entblößte sie ihren fast zahnlosen Kiefer. Sie kamen überein, dass Hamilton und Kathy außerhalb des Gefängnisses die notwendigen Kontakte aufnehmen und die Vorbereitungen für die Flucht treffen sollten. Wie diese genau vonstatten gehen sollte, wusste allerdings noch niemand. Anne bremste Kathys Euphorie.
    »Es hat keinen Sinn, die Pferde scheu zu machen, solange wir keinen
wirklich sicheren Plan haben. Kathy, du musst deine Begeisterung für dich behalten. Noch darf niemand wissen, was wir vorhaben. Das Risiko, dass sich jemand verplappert, ist zu hoch.« Kathy nickte gehorsam.
    »Mach dir keine Sorgen, wir werden das Kind schon schaukeln. Was hältst du davon, wenn ich mal eine Weile nüchtern bleibe und euch saubere Kleidung und was Anständiges zum Essen bringe. Ich tue einfach so, als ob ich sternhagelvoll bin. Die Soldaten sind dämlich. Sie werden es nicht merken und mich zu euch bringen, wie immer.« Ihr Vorschlag wurde für gut befunden, und Hamilton verließ die Zelle voller Zuversicht. Mit Kathy als Verbündeter stiegen die Chancen erheblich.
     
    Die Wochen vergingen. Marys Bauch wurde immer dicker. Eines Abends lag sie auf ihrem Strohhaufen und stöhnte auf. Anne erschrak.
    »Was ist mit dir? Hast du Schmerzen?« Mary nickte und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Ich habe das Gefühl, mich reißt es gleich in zwei Teile.« Der Schmerz verschwand so plötzlich, wie er gekommen war, und Mary rollte sich zur Seite, um zu schlafen. Wenig später durchzuckte es sie erneut. Anne setzte sich neben die Freundin und hielt ihre Hand.
    »Das sieht aus, als ob es losgeht.« Mary schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein, es ist viel zu früh. Mindestens vier Wochen.«
    »Schon mal was von Frühgeburten gehört?« Anne legte ihre Hand auf Marys Bauch und fühlte die Kontraktionen. Während der ganzen Nacht quälte sich Mary mit den beginnenden Wehen, doch als am Morgen der Wärter kam, schien alles vorbei. Sie trank einen Schluck Wasser und lächelte.
    »Blinder Alarm. Ich habe dir doch gesagt, dass es zu früh ist.« Anne sah sie skeptisch an.
    »Das heißt noch gar nichts. Warten wir’s ab.« Am Abend meldete sich der Schmerz zurück. Stechender und heftiger als zuvor. Begleitet von einer heftigen Wehe platzte die Fruchtblase und ergoss sich in einem Schwall auf den nackten Boden. Mary wand sich und biss in ihren Unterarm, um nicht laut zu schreien.

    Anne erinnerte sich an alles, was Grandma Del bei ihrer ersten Entbindung geraten hatte, und versuchte der Kreißenden zu helfen so gut es ging. Die Bedingungen waren erbärmlich. Dunkelheit, kein heißes Wasser, keine sauberen Tücher, nur der kalte Lehmboden und ein wenig Stroh. Sie kniete vor Mary und spreizte ihre Beine, so weit es die Fußfesseln zuließen.
    »Pressen, Read, pressen! Auch wenn’s weh tut. Es gibt kein Zurück. Jetzt muss es raus!« Vier Stunden später hielt Mary erschöpft ihren winzigen Sohn im Arm. Anne hatte die Nabelschnur durchgebissen, den Säugling notdürftig mit Stroh abgerieben und ihn an die Brust seiner Mutter gelegt. Mary lag mit geschlossenen Augen auf dem Boden und atmete flach, als Anne einen Streifen von ihrem Hemd abriss und ihr das Gesicht mit dem fauligen Trinkwasser abwusch.
    »Ich danke dir.« Mary hob mühsam die Lider. »Bonny, du musst mir etwas versprechen. Wenn ich es nicht schaffe, musst du dich um den kleinen Mike kümmern. Bitte versprich es mir.« Anne streichelte ihre Wange.
    »Was redest du, du wirst es schaffen. Schlaf jetzt.« Sie fühlte einen Kloß im Hals. Die vorzeitige Entbindung hatte alle Pläne durcheinandergebracht. Die Zeit drängte. Wenn Lawes erfuhr, dass Mary ihr Kind geboren hatte, würde er nicht zögern, sie sofort an den Galgen zu bringen. Anne faltete die Hände, betete, dass Kathy sich an die Verabredung halten und so bald wie möglich nüchtern auftauchen würde.
     
    Es waren harte Tage, die Kathleen Briggs hinter sich brachte. Der Verzicht auf ihren geliebten Rumfustian fiel ihr schwer. Doch die Vision, ihren Sohn freikaufen zu können, half ihr durchzuhalten. Am Ende der Woche versteckte sie frische Lebensmittel unter ihrem zerrissenen Kleid und wankte zum Gefängnis. Sie torkelte so überzeugend, dass weder die Soldaten vor dem Tor noch der Wachmann ihr Spiel durchschauten.
    Der Wächter schubste sie unsanft in den Kerker, und Anne erschrak, als Kathy

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