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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen die Offiziere und die anderen Passagiere vorstellen.« Anne nahm die Einladung dankend an und sah aus dem Augenwinkel, dass Grandma Del den Kapitän mit einem mürrischen Blick bedachte. Ihre Miene hellte sich ein wenig auf, als sie erfuhr, dass sie und Kisu mit den Kindern in einer eigenen Kabine untergebracht waren. Jubilo wurde eine Hängematte im Zwischendeck zugewiesen. Klaglos trug er seinen Seesack die Treppe hinunter.
     
    Der Tisch in der Kapitänskajüte war festlich gedeckt. Anne trug ein blassgrünes Kleid, das den Glanz ihrer Augen wirkungsvoll zur Geltung brachte. An ihrem Hals funkelte das Brillantkreuz, das sie so sorgsam gehütet hatte. Ihre rechte Hand zierte der leuchtende Rubinring.
    Die Offiziere erhoben sich höflich, als sie den Raum betrat. Der Kapitän rückte einen Stuhl zurecht.
    »Madam, wenn Sie zu meiner Rechten Platz nehmen möchten, habe ich meine beiden Ehrengäste neben mir.« Als hätte er auf das Stichwort gewartet, kam in diesem Augenblick ein mittelgroßer, beleibter Mann herein. Er trug eine Mönchskutte und hatte die Hände über seinem mächtigen Bauch zusammengelegt. Der Kapitän ging ihm entgegen.
    »Pater Pregat fährt mit uns nach Charleston, um dort für eine Weile bei seinen Brüdern zu leben.« Pater Pregat begrüßte Anne mit einem liebenswürdigen »Gott segne dich, meine Tochter« und warf einen wohlwollenden Blick auf den Tisch. Sein erfreuter Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass ihn die Speisen weitaus mehr interessierten als die Anwesenden.
    Der Abend verging mit höflicher Konversation. Anne bemühte sich, ihr Temperament zu zügeln und sich so zu verhalten, wie sie es von den Damen Maddles gelernt hatte. Mehrmals lag ihr ein derber Scherz auf den Lippen, den sie sich in letzter Sekunde verbiss. Aber vor allem musste sie sich zurückhalten, um nicht bei fast jedem Gang einen Nachschlag zu nehmen und als undamenhaft aufzufallen.

    Pater Pregat hegte diese Bedenken nicht. Voller Wonne schob er sich Bissen um Bissen in den Mund, kaute mit vollen Backen und sprach auch dem Rotwein freudig zu. Seine kleinen Augen blitzten über den geröteten Wangen, wenn er die frisch aufgetragenen Platten taxierte und mit der Gabel die besten Stücke auf seinen Teller balancierte.
    Es ging schon auf Mitternacht, als Anne spürte, dass die einschießende Milch das Oberteil ihres Kleides zu durchnässen drohte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich zu erheben.
    »Meine Herren, ich danke Ihnen für den reizenden Abend und das fürstliche Mahl. So gerne ich Ihre Gesellschaft noch weiter genießen würde, muss ich mich leider entschuldigen. Es war ein anstrengender Tag.« Anne hatte das Gefühl, ihre Zunge verknotete sich bei den gestelzten Sätzen. Wie ein Mann erhoben sich die Offiziere und blieben stehen, während der Kapitän Anne zur Tür begleitete.
    »Madam, es war mir eine Ehre. Ich hoffe, ich darf Sie morgen Abend wieder an meiner Seite begrüßen.« Er verneigte sich.
    Kaum hatte die Tür sich hinter ihr geschlossen, raffte Anne ihren Rock und stürmte in die kleine Kabine. Kisu hatte Mary auf dem Arm und trug sie leise summend durch das Zimmer. Anne ließ sich auf einen Stuhl fallen und öffnete ihr Mieder, dann streckte sie die Arme nach ihrer Tochter aus.
    »Komm her, meine kleine Prinzessin.« Sie legte Mary an die Brust.
     
    Bei ruhigem Wetter und günstigen Winden umrundete die Unity Kap Antonio und segelte die kubanische Küste entlang, vorbei am Hafen von Havanna und in die Florida-Straße. Jubilo stand mit Jack an Deck und brachte ihm einen einfachen Seemannsknoten bei, als er ein leises Grollen hörte. Besorgt sah er zum Himmel und stellte fest, dass düstere Wolken am Horizont aufzogen. Eine Stunde später fielen schwere Tropfen auf die Planken der Unity .
    Jubilo brachte Jack in die Kabine und bat Anne, ein gutes Wort für ihn beim Kapitän einzulegen.
    »Lieber will ich etwas tun, als hier herumzusitzen. Sag ihm, dass ich schon zur See gefahren bin. Vielleicht kann ich mich nützlich machen, wenn das Wetter noch schlechter wird.«

    Der Kapitän schickte ihn mit drei Matrosen an die Pumpen und ordnete an, dass die Passagiere sich unter Deck begeben sollten. Delilah saß auf ihrem Bett und jammerte.
    »Anne, mir ist von der Schaukelei ganz schlecht, und nicht mal mein Pfeifchen darf ich rauchen.«
    »Es ist nur ein kleines Unwetter, Grandma Del. Du wirst sehen, es dauert nicht lange. Und was deine Pfeife

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