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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Erden, sei also unverzagt und vertrau auf Gott. Er ist dein Hirte und wird sich deiner annehmen, ganz gleich, was du getan hast.«
    Als die Unity Grand Bahamas passierte, war Anne beinahe so weit, dem Pater die Geschichte ihres Lebens zu erzählen. Plötzlich erfasste eine frische Brise die Segel und trieb das Schiff durch die Wellen. Anne nahm die veränderte Wetterlage als Zeichen Gottes und behielt ihr Geheimnis für sich.

-52-
    M it Herzklopfen und weichen Knien betrat Anne den Boden des Charlestoner Hafens. Überwältigt von Erinnerungen an Kindheit und Jugend stand sie auf dem staubigen Platz. Jack versuchte, seine Hand aus ihrem festen Griff zu befreien.
    »Mummy, lass mich los! Ich sehe nichts! Ich will etwas sehen!« Er stampfte zornig mit dem Fuß. »Jubilo, nimm mich auf den Arm!« Verzweifelt reckte er die freie Hand.
    »Ich kann dich nicht auf den Arm nehmen. Ich muss das Gepäck tragen.« Jubilo schwitzte unter der Last der Seesäcke.
    Anne sah sich um. Am Hafen, der ihr so vertraut gewesen war, hatte sich vieles verändert. Sie suchte das Handelshaus ihres Vaters und stellte enttäuscht fest, dass es sich nicht mehr an der Stelle befand, die sie im Gedächtnis hatte.
    Jubilo stellte das Gepäck auf den Boden und ging zu ihr. Er war es, der etwas weiter entfernt die großen schmiedeeisernen Lettern entdeckte.
    »Anne! Da steht es: ›Cormac‹! Siehst du es?« Stolz zeigte er auf das größte Gebäude am Platz. Anne zuckte zusammen. Wenn die Ausmaße der Halle ein Indiz für den Erfolg ihres Vaters waren, musste er es zu großem Wohlstand gebracht haben. Sie nahm ihren Sohn auf den Arm.
    »Hör auf zu quengeln, Jack. Ich kann dich nicht loslassen. Es sind zu viele Menschen hier. Wir nehmen einen Wagen und fahren zu deinem Großvater.«
    Eine Stunde später war das Gepäck verstaut. Die Reisenden saßen dicht gedrängt in einer kleinen Mietkutsche. Jubilo konnte es kaum
erwarten, auf die Plantage zu kommen. Aufgeregt erzählte er Kisu von den Reisfeldern, dem großen Haus, Kabelo und Zebrony.
    »Was meinst du, Anne, ob die Stute noch lebt?«
    »Warum nicht? Pferde werden alt. Wenn Vater sie nicht verkauft hat, wird sie wohl auf der Koppel stehen.« Anne hatte einen dicken Kloß im Hals. Mit jedem Meter, den die Pferde vorantrabten, nahte der ungewisse Moment des Wiedersehens.
    Der Kutscher folgte dem Flusslauf, und plötzlich schien es Anne, als wäre sie nie fort gewesen. Die moosbewachsenen Äste hingen noch immer tief in den Ashley hinein, sie hatte jede Biegung des Flusslaufes wieder vor Augen. Nicht mehr lange, und der Kies der Auffahrt würde unter den Rädern knirschen. Anne lauschte dem vertrauten Geräusch, bis der Wagen mit einem Ruck vor dem Haus hielt.
    Auf der Veranda waren Kabelo und Mimber damit beschäftigt, die schwere Bank von der Wand abzurücken. Im Schatten des Möbels hatte eine Schlange Zuflucht vor der sengenden Mittagssonne gesucht.
    Anne legte Mary auf Grandma Dels Schoß und sprang aus der Kutsche. Als er ihre roten Locken sah, entfuhr Kabelo ein Schrei. Er breitete die Arme aus und rannte die Treppe hinunter. Anne flog auf ihn zu und ließ sich wie in Kindertagen durch die Luft wirbeln.
    »Miss Anne, Miss Anne, bist du es wirklich?« Kabelo strahlte über das ganze Gesicht.
    »Wie wird dein Vater sich freuen, dich wiederzusehen.« Er blickte über Annes Schulter.
    »Wen hast du denn da alles mitgebracht?«
    Jack war seiner Mutter gefolgt und verbarg sich hinter ihr. Neugierig bestaunte er Kabelos geschliffene Zähne.
    »Mummy, der ist gefährlich.« Er zog an Annes Rock.
    »Nein, Jack, das ist Kabelo. Er ist Mummys Freund. Er ist nicht gefährlich. Sag ihm guten Tag.«
    Mimber verschwand im Haus. Durch das Fenster beobachtete sie, dass Kabelo und Jubilo sich in die Arme fielen. Grandma Del und Kisu verließen mit den beiden Säuglingen die Kutsche und kamen zögernd näher. Vier Erwachsene und drei kleine Kinder. Dieser Besuch brachte Unruhe. Mimber ging in die Küche.

    »Tilly! Mr. Cormac hat Gäste, richte Wein, Zitronenlimonade und schau nach, was du auf die Schnelle zu essen anbieten kannst.« Die Köchin verzog missmutig den Mund.
    »Ich habe gerade alles aufgeräumt. Wer kommt denn um diese Zeit unangemeldet zu Besuch?«
    »Wenn ich mich nicht irre, ist es Miss Anne. Die Tochter des Hauses.«
    Tilly riss die Augen auf und kreischte: »Sag das noch mal! Miss Anne ist zurück?« Mit wehenden Schürzenbändern stürzte sie aus der Küche und prallte geradewegs gegen

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