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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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unter die Nase. Das Argument überzeugte. Wenig später war sie Besitzerin einer Taverne.
    »Es ist eine Bruchbude, aber wir werden eine nette kleine Wirtschaft daraus machen. Du wirst sehen, in ein paar Tagen sieht es hier ganz anders aus«, sagte sie zu Jubilo, der sich unsicher umschaute. Das Häuschen bestand aus zwei Räumen. Vorne war die Gaststube gewesen, hinten befand sich eine winzige, verschmutzte Kammer, die als Schlafzimmer dienen sollte.
    »Als Erstes schmeißen wir das alles raus und machen ein großes Feuer vor der Tür.« Anne griff nach dem schmuddeligen Bettzeug und trug es nach draußen. Während Jubilo die Flammen mit großem Eifer fütterte und die verwanzten Habseligkeiten des Vorbesitzers verbrannte, scheuerte Anne Tische und Bänke in der Stube.
    »Sand und Wasser, Sand und Wasser«, murmelte sie und schrubbte das fettfleckige Holz, bis ihr der Schweiß in die Augen rann. Sie setzte ihren Hut ab und band die Haare mit einem gelben Tuch nach Piratenart zurück.
    Jubilo schaffte Wasser heran, und Anne wusch die schwarzrußigen Wände ab.
    Nach vier Tagen harter Arbeit war aus der finsteren Spelunke eine freundliche, helle Schenke geworden. Über der Feuerstelle blitzte ein neuer Messingkessel. Krüge, Teller und Becher stapelten sich ordentlich und sauber in einem Regal. Von der Decke hingen an großen Haken geräucherter Speck und Würste. Rum- und Bierfässer standen direkt neben dem Eingang. Für die Schlafkammer hatte Anne zwei gut gefüllte Strohsäcke, Leinzeug und ein Waschgeschirr angeschafft und an den Wänden ein paar Holzhaken angebracht. Statt wie zuvor nach Moder und Schimmel, roch es überall nach Essig. Anne stellte
fest: »Das vertreibt auch die hartnäckigsten Mitbewohner, ich glaube nicht, dass sich Läuse und Wanzen hier noch wohlfühlen.« Auf einem wackeligen Hocker stehend, befestigte sie ein Brett. Jubilo hatte mit Teer BONNY darauf gemalt.
    »Wenn wir zusammenbleiben wollen, muss ich für eine Weile so tun, als wäre ich ein Mann. Sag also niemand, dass ich Anne heiße. Du musst mich ab jetzt Bonny nennen, und so soll auch unsere Taverne heißen«, erklärte ihm Anne.
    Cissy und Molly erwiesen sich als wahre Freundinnen. Anne hatte kaum ihren ersten Eintopf im Kessel, da schickten ihr die beiden bereits Gäste. Jubilo hatte alle Hände voll zu tun.
    Bei Anne gab es zwei Gerichte. Der scharfe Eintopf war ihre Erfindung, gekochtes Fleisch, Zwiebeln und eine Portion Chili, die auch den härtesten Männern Durst machte.
    Hinter dem Haus hatte sie einen alten Handkarren mit gebrochener Achse gefunden und repariert. Jeden Morgen zog Jubilo den kleinen Holzwagen zum Markt und kaufte ein, was Anne ihm aufgetragen hatte. Geschult durch seine Lehrzeit bei Molly hatte er einen guten Blick für Qualität, und die Händler wussten bald, dass es keinen Sinn hatte, dem Jungen minderwertige Ware anzudrehen.
    »Nein, dieser Fisch stinkt, der ist nicht von heute. Wenn ich den mitbringe, wird Bonny wütend und schickt mich wieder zurück!«, sagte er selbstbewusst.
    »Jubilo, ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte!« Anne gab ihm einen mütterlichen Klaps auf den Po.
    Die Güte ihrer Speisen sprach sich schnell herum. Schon morgens fanden sich die ersten Gäste ein, und erst weit nach Mitternacht gelang es Anne, die letzten Trunkenbolde hinauszukomplimentieren. Sie konnte das Geld nicht so schnell zählen, wie es hereinkam. Am meisten verdiente sie mit zwei Getränken, die besonders beliebt bei Seeleuten und Piraten waren. Bombo, ein Gebräu aus Rum, Zucker, Wasser und Muskat war einigermaßen preiswert. Rumfustian, hergestellt aus Sherry, Gin, Bier und Zucker, gab es nur, wenn die Zutaten verfügbar waren, und kostete entsprechend mehr. Richtig gemischt beförderten beide auch gestandene Trinker in ein seliges Nirwana, aus dem sie mit entsetzlichen Kopfschmerzen und einem ausgewachsenen Kater erwachten.
Mit ein paar Krügen Bier, geräuchertem Speck, einem Stück scharfer Wurst und Maisbrot half Anne ihnen wieder auf die Beine.
    Kupfer-Cissy war so begeistert von Annes Künsten, dass sie wöchentlich je ein Fass Bombo und Rumfustian für ihr Bordell bestellte. Auf seinem Weg zum Markt brachte Jubilo die Getränke zu ihr und wurde immer mit einem Stück Konfekt oder Gebäck belohnt. Unglücklicherweise trieb er sich eines Tages beim Abladen der Fässer einen großen Splitter in die rechte Hand. Die Wunde entzündete sich und eiterte.
    »Tut mir leid, Bonny, aber dein kleiner

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