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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Helfer ist für ein paar Tage außer Gefecht.« Der Arzt bestrich Jubilos Hand mit einer undefinierbaren, streng riechenden Kräuterpaste, legte einen Verband an und sagte nachdrücklich: »Wenn das nicht ordentlich ausheilt, wird es brandig, und dann verliert er seine Hand. Also sorg dafür, dass er sie ruhig hält!«
    Anne blieb nichts anderes übrig, als selbst mit dem Wagen loszuziehen. Es war ein heißer Augusttag. Trotzdem zog sie ihren Hut tief ins Gesicht und hoffte, dass sie niemandem begegnen würde.
    In Kupfer-Cissys Bordell herrschte Hochbetrieb. Mit Anbruch des Tages war Piratenkapitän Charles Vane im Hafen vor Anker gegangen. Wenige Tage zuvor hatte er ein französisches Schiff gekapert und reiche Beute gemacht, die er jetzt im Hafen von Nassau verkaufen wollte. Sein Quartiermeister, Jack Rackham, saß mit ein paar Seeleuten im Salon. Cissys Mädchen umschwirrten die Männer, denn vor allem Rackham war für seine Großzügigkeit bekannt. Anne wollte nicht stören und versuchte, sich durch den Türspalt bemerkbar zu machen. Rackham fläzte auf einem der samtbezogenen Sessel, trank Cissys teuersten Champagner aus der Flasche und rülpste vernehmlich.
    »Furzdonnerschlag! Tut das gut, festen Boden unter den Füßen und einen Weiberarsch in der Hand zu haben.« Er trug eine bunt gestreifte dreiviertellange Hose, ein schlichtes weißes Hemd, darüber eine Uniformjacke. Auf seiner roten Schärpe lag ein breiter Ledergürtel, in dem ein blank geputztes Messer und zwei Pistolen steckten. Was für ein Mann! Anne räusperte sich und trat ein.
    »Cissy, ich habe die Fässer auf dem Wagen«, sagte sie betont lässig
und konnte den Blick kaum von Rackham lassen. Der schaute kurz auf, sah einen jungen Mann und widmete sich wieder dem Mädchen auf seinem Schoß.
    »Calico!« Cissy nahm Anne an der Hand. »Wenn du und deine Leute später Hunger haben. Das hier ist Bonny, er ist neu in Nassau. Bei ihm kriegst du das beste Salamgundi der Stadt und einen Bombo, der dich auf die Planken legt.« Rackham hob die Hand zum Gruß.
    »Furzdonnerschlag! Ein anständiges Salamg undi ist viel wert. Bonny! Wir sehen uns später!«
    Während ein Sklave die Fässer vom Karren lud, erkundigte sich Anne nach Rackham. Cissy gab bereitwillig Auskunft.
    »Er heißt Jack, wird aber von allen Calico genannt, weil er immer bunte Hosen trägt. Er segelt unter Charles Vane, ist sein Quartiermeister. Ich mag ihn sehr, er ist im Herzen ein guter Kerl und hat sein Geld locker sitzen.«
    Als Anne zurück in die Taverne kam, saß dort ein Gast, den sie nicht erwartet hatte. James Bonny war so in sein Gespräch mit Jubilo vertieft, dass beide Anne erst bemerkten, als sie vor ihnen stand.
    »Was hast du hier zu suchen?«, herrschte sie ihren Mann an.
    »Begrüßt eine brave Ehefrau so ihren Mann, wenn er von einer langen Reise zurück nach Hause kommt?« James zog sie an sich und versuchte, ihr einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Anne wich aus und hob drohend die Fäuste.
    »Lass mich sofort los, sonst kannst du dein blaues Wunder erleben. Was bildest du dir ein? Haust einfach ab und tauchst nach mehr als einem Jahr aus dem Nichts wieder auf. Sag, was du willst, und verschwinde! Wir kommen sehr gut ohne dich aus!«
    »Ihr kommt vielleicht ohne mich aus, aber ich habe nicht vor, weiterhin ohne euch auszukommen.« James grinste. »Immerhin sind wir verheiratet, der Laden trägt meinen Namen, und das bedeutet, dass diese Taverne mir genauso gut gehört wie dir. Von dem Geld, das du einnimmst, ganz zu schweigen.« Breitbeinig stand er vor ihr und sah gierig auf den Lederbeutel, den Anne an ihrem Gürtel trug. Sie stemmte die Hände in die Hüften.
    »Du hast wohl dein letztes bisschen Verstand verspielt? Erst bringst du mein Geld durch, dann lässt du mich sitzen, und jetzt glaubst du,
dass du auch nur einen Penny von mir bekommst?« Sie tippte sich mit dem Finger an die Stirn.
    »Ich bin sogar sicher, dass du mir meinen Anteil geben wirst. Wenn du das nämlich nicht tust, erzähle ich in ganz Nassau, was für hübsche Titten und was für einen zuckersüßen Arsch der angebliche Bonny vor seinen Gästen versteckt. Du kannst dir ausrechnen, was dann los ist.« Anne beherrschte den Drang, ihrem Mann einen Schlag ins Gesicht zu versetzen. »Du bist noch schäbiger, als ich dachte.« Sie nestelte an ihrem Lederbeutel.
    »Hier, du Schuft, nimm das und mach, dass du rauskommst, bevor ich meine Pistole hole und dir deinen hohlen Schädel wegblase!« Sie

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