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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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legte zwei goldene Achterstücke auf den Tisch. Ihr Mann überprüfte die Münzen misstrauisch.
    »Nicht schlecht, reinstes Gold! Für heute wird das reichen, aber ich komme wieder.« Mit einem knappen Nicken verließ James die Taverne.
    Am frühen Abend kam Calico Jack Rackham mit seinem Kapitän und einem Teil der Mannschaft, um Annes Eintopf zu kosten. Bombo und Rumfustian flossen in Strömen, bis die Piraten bei Tagesanbruch singend aus der Kneipe wankten.
    »Quartiermeister!«, lallte Kapitän Vane, »so einen hübschen Wirt wie diesen Bonny gibt’s in der ganzen Karibik nicht noch mal. Wir sollten jetzt ein bisschen schlafen und dann wieder hineingehen.« Vane lehnte sich an die Mauer und schloss die Augen.
    »Morgen, Kapitän, morgen, und geschlafen wird auf der Treasure .« Rackham packte seinen Kapitän unter den Achseln und brachte ihn zum Schiff.
    Schon am nächsten Abend standen die Männer der Treasure wieder vor der Tür. Anne jubilierte. Rackham gefiel ihr, und je öfter er kam, umso heftiger wünschte sie sich, er möge auch am nächsten und übernächsten Tag wieder erscheinen.
    Was Anne für den Quartiermeister der Treasure empfand, fühlte Kapitän Vane für Anne, die er für einen besonders hübschen jungen Mann hielt. Seine Augen flackerten begehrlich und sandten hoffnungsvolle Signale, wenn der vermeintliche Bonny Speisen und Getränke servierte.

    Im Juli 1718 stand Nassau kopf. Über Topp geflaggt lief eine britische Flotte, angeführt vom reich verzierten Flaggschiff, in den Hafen ein. An Bord Woodes Rogers, den König George I. am 6. Februar des Jahres zum Generalgouverneur ernannt hatte. Die halbe Stadt hatte sich am Strand eingefunden, um den mächtigen Mann zu begrüßen. Damen in Kleidern aus feinster chinesischer Seide standen neben ihren vornehm gekleideten Männern. Dirnen mit funkelnden Augen, die Lippen mit Beerensaft in allen Rotschattierungen gefärbt, aufgeregte Kinder und natürlich viele Seeleute und Freibeuter drängten sich am Ufer.
    Zwei Tage zuvor hatte Rogers bereits eine Delegation an Bord empfangen. Die Gesandten der Stadt versicherten ihm, dass der überwiegende Teil der Piraten gewillt sei, das königliche Pardon anzunehmen. Von den Offizieren und Beamten begleitet, ging der Gouverneur an Land. Die Piraten, die beschlossen hatten, sich dem königlichen Edikt zu unterwerfen, standen Spalier und schossen zur Begrüßung eine Salve aus ihren Musketen ab.
    Gewichtig, als nehme er eine militärische Parade ab, schritt Rogers durch den Sand. Nach neuester britischer Mode gekleidet, im eleganten Rock, mit seidenen Strümpfen und Schuhen aus hellgrauem Leder, zog er ein Taschentuch aus zarter Spitze aus dem Ärmel und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Er verneigte sich huldvoll nach rechts und links, vermied aber jeden Blickkontakt und sprach kein Wort. An der rechten Seite seines Überrockes baumelte sein Rapier; Rogers hielt den edelsteinbesetzten Griff fest in der Hand.
    Er hatte sein Haus in der Stadtmitte kaum bezogen, da bildete sich eine lange Schlange von Männern, die in seine Dienste treten wollten. Als einer der Ersten, die vom königlichen Gnadenerlass profitieren wollten, unterschrieb Benjamin Hornigold den Vertrag, mit dem er seinem Piratendasein entsagte.
    Rogers ging besonnen vor. Er formierte Gruppen aus königstreuen Offizieren und mischte sie mit ehemaligen Piraten, deren Schiffe er im Namen der Krone beschlagnahmte. Statt wie bisher den Kauffahrern auf See das Leben schwerzumachen, bewachten die Schaluppen, Briggs und Brigantinen ab sofort den Hafen von New Providence und jagten Piraten, die sich nicht unterwerfen wollten.

    Während Rogers damit beschäftigt war, effiziente Kommandos zu bilden, saßen in Annes Taverne zwei Männer.
    Calico Jack Rackham war mit Kapitän Charles Vane gekommen, um zu beraten, was zu tun war.
    »Bonny, bring uns noch einen Bombo«, rief Vane. Zum achten Mal war er in Annes Taverne, und zum achten Mal gefiel ihm der junge Wirt ausnehmend gut. Die zarten Hände, die helle Haut. Was für ein bildhübscher Bengel, dachte er und bestand darauf, dass nicht Jubilo, sondern Anne ihn bediente.
    Charles Vane war ein gut aussehender Mann, der vor allem durch sein in Piratenkreisen ungewöhnlich gepflegtes Äußeres auffiel. Stets war er glatt rasiert und parfümierte sich mit schweren Düften. Aus den mit weißer Spitze besetzten Ärmeln seines eleganten Rocks ragten schlanke Finger mit manikürten Nägeln. Die Seefahrt hatte der

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