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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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über hundertfünfzig Hängematten. Die Kapitänskajüte war eingerichtet wie ein Palast.
    Vierunddreißig Kanonen, Zwölfpfünder, waren mit fünfeinhalb Kilo schweren Kugeln bestückt. Bei Windstille konnte das Schiff mit zweiunddreißig Rudern bewegt werden. An jedem Ruder hatten mindestens drei Männer Platz. In der Kombüse brannte ein Holzfeuer. Sie lag aus Sicherheitsgründen unter dem Vorschiff, möglichst weit von der Pulverkammer entfernt. Am Bugspriet waren dicke Taue befestigt und hielten den Vordermast in Schiffslängsrichtung. Unter dem Bugspriet sah Anne die massive Kette des Ankers, der vierzehnhundert Kilo wog und nur mit Hilfe des Ankerspills gehievt werden konnte.
    Unter Deck trafen Jubilo und Anne auf Rackham, der gemeinsam mit Virgin die im Trockenraum gelagerten Ersatzsegel begutachtete.
    »Na, Bonny, was sagst du zu unserem neuen Schiff? Furzdonnerschlag, nicht schlecht, oder?«
    »Ich lasse mich gerade von Virgin in die Geheimnisse der Juliana einweihen. Wenn du willst, kannst du uns gerne begleiten.« Er gab Anne einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. Anne zuckte zusammen. Wie sehr hatte sie sich in den vergangenen Wochen nach einer Berührung, einer kleinen Zärtlichkeit von ihm gesehnt, und jetzt
behandelte er sie, als wäre sie ihm nicht näher, als jeder andere Matrose auch. Sie schluckte ihre Enttäuschung hinunter.
    »Was ist denn geladen?« Rackham lachte.
    »So kenne ich meinen Bonny. Bis zum Laderaum sind wir noch nicht vorgedrungen, aber komm einfach mit, dann werden wir es gleich wissen.«
    »Wir haben vor allem Spitzen, Stoffe, Geschirr und Eisenwaren an Bord, Sir. Wir sollten dafür auf dem Rückweg Gewürze, Zucker, Kakao und Reis laden«, mischte sich Virgin ein. Rackham schnalzte zufrieden mit der Zunge.
    »Spitzen und Stoffe! Das lässt sich hier in der Gegend hervorragend zu Geld machen.« Die Aussicht auf den zu erwartenden Erlös ließ ihn seine Pläne ändern.
     
    Die alte Treasure war längst außer Sicht, Männer und Ladung auf die Juliana und die beiden anderen Schiffe verteilt, da fasste Rackham einen Entschluss. Die Juliana war bei Weitem das schnellste der drei Schiffe. Ständig musste er das Tempo drosseln, damit die beiden anderen mithalten konnten. In knappen Worten informierte er die Kommandanten: »Ihr fahrt zusammen nach Venezuela und liefert die Geiseln in Maracaibo ab. Holt ein anständiges Lösegeld für die beiden Weiber raus, und dann kommt uns nach. Ich segle mit der Juliana nach Santiago und lösche die Ladung.«
    Am Abend bevor sich die Schiffe trennen sollten, feierten die Besatzungen auf der Juliana ein Fest. Rackham hatte großzügige Rumrationen versprochen und seinen Quartiermeister lediglich gewarnt: »Aber nur so viel, dass die Kerle morgen noch wissen, wie sie heißen. Wir haben einen langen Weg vor uns.«
    Die Nacht war lau. Calico setzte sich neben Anne und flüsterte: »Ich habe dich vermisst. Komm später in meine Kajüte.« Anne, die überzeugt davon war, dass er mit Emma das Bett geteilt hatte, rückte ein Stück von ihm ab und zierte sich:
    »Nur, wenn die Luft rein ist.«
    Beide bemerkten nicht, dass Virgin den kurzen vertrauten Augenblick beobachtete.
    Anne war fest entschlossen, sich an Calico für seine Untreue zu
rächen. Wie oft hatte er ihr seine Liebe geschworen, und dann schickte er sie einfach auf ein anderes Schiff, damit er dieser kleinen Dienstmagd ungestört nachstellen konnte.
    Unter den Matrosen der Juliana , die sich den Piraten angeschlossen hatten, war ihr gleich am ersten Tag ein junger Mann aufgefallen, der sich von den anderen unterschied. Marc Read war ein stiller Mann, dessen leuchtend blaue Augen in ansprechendem Kontrast zu seinen dunklen Haaren standen. Unter einer kleinen Nase lagen sinnliche Lippen, sein Körperbau war kräftig und schlank. Marc hielt sich stets ein wenig abseits von den anderen. Wenn die Piraten am Abend tranken und sangen, saß er alleine in einer Ecke, reinigte seine Waffen, spleißte Taue oder besserte ein Segel aus. Die Nächte verbrachte er an Deck und zog es vor, unter freiem Himmel zu schlafen, statt sich in eine Hängematte zu legen. Seine zurückhaltende Art gefiel Anne.
    Rackham hatte sich in seine Kajüte zurückgezogen. Die Piraten schnarchten in ihren Hängematten. Marc war für die erste Nachtwache eingeteilt worden und machte einen Rundgang. Anne wartete am Fockmast auf ihn.
    »Alles in Ordnung?« Marc Read nickte und wollte seinen Rundgang fortsetzen.
    »Wenn du

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