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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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mit Rackham einlassen würde. Der Gedanke, ihr Leben in Gesellschaft der rauen Burschen zu fristen, hatte Emma einen solchen Schrecken eingeflößt, dass sie sich fortan züchtig und tugendhaft gab.
    Ahnungslos hielten die Holländer ihren Kurs und fuhren direkt auf die drei Piratenschiffe zu. Rackham setzte sich mit der Shelter an die Spitze seiner Flotte, die beiden anderen Schiffe blieben ein wenig zurück, sodass sie ein spitzes Dreieck bildeten.
    »Wenn der Kahn was taugt, behalten wir ihn und versenken die Treasure «, hatte er Anweisung erteilt. Das bedeutete, dass die Kanonen an Bord zunächst nicht zum Einsatz kommen sollten. Brauchbar war das Schiff nur, wenn es einigermaßen unversehrt übernommen werden konnte.
    Als die Holländer bis auf Hörweite herangekommen waren, hissten alle drei Piratenschiffe auf Rackhams Kommando gleichzeitig die Flaggen und feuerten eine Salve aus den Musketen ab.
    Die Schüsse wurden mit vier Kanonenkugeln beantwortet, die jedoch, ohne Schaden anzurichten, im Meer versanken.
    Rackham ließ den Kurs ändern und segelte in einiger Entfernung an dem Kauffahrer vorbei, während seine beiden anderen Schiffe das Opfer in die Zange nahmen und mit flammenden Pfeilen die Segel in Brand schossen. In den Wanten der Treasure hingen zehn geübte Schützen, die die Holländer mit gezielten Schüssen töteten.
    Rackham war inzwischen zum Heck des Schiffs gelangt und konnte sehen, dass an Bord der Juliana unbeschreibliches Chaos herrschte.

    »Furzdonnerschlag! Die haben wir gleich, die rennen durcheinander wie ein Haufen aufgescheuchter Hühner. Werft die Haken!«, dröhnte sein Befehl über das Meer. Die Enterhaken flogen über das Wasser und verkrallten sich in Takelage und Reling. Die niederländischen Kaufleute und Matrosen wussten kaum, wie ihnen geschah, da waren bereits etwa fünfzig Piraten an Deck der Juliana , schwangen ihre Messer und warfen jeden über Bord, der sich ihnen in den Weg stellte.
    In seiner Euphorie verlor Rackham jedes Maß. Dies war der Augenblick, der ihn für die Frustration der letzten Wochen entschädigen sollte. Die Holländer hatten versäumt, um Pardon zu bitten, dafür sollten sie jetzt grausam büßen. Als Erstes ließ er den Kapitän und seine Offiziere zusammentreiben. Eine führungslose Mannschaft war weniger kampfbereit, unfähig zur Gegenwehr. Während die Piraten ihre Musketen auf die verängstigten Offiziere richteten, wurden die einfachen Matrosen ebenfalls mit Schusswaffen bedroht und mit groben Stößen zum Heck befördert. Rackham stand mit funkelnden Augen vor den Offizieren.
    »Schnappt euch den Kommandanten«, befahl er seinen Leuten. Sie packten den Kapitän an der Jacke seiner Uniform, zerrten ihn zum Mast und fesselten ihn an Händen und Füßen. Um ihn herum wurde ein Kreis aus brennenden Kerzen aufgestellt. Der Mann ahnte, was ihm bevorstand, und begann, am ganzen Leib zu zittern. Jetzt wurden seine direkten Untergebenen herbeigeholt. Rackham zog sein Messer aus dem Gürtel und überprüfte die Klinge.
    »Dann wollen wir ihn mal ordentlich schwitzen lassen!«, rief er und gab einem der Offiziere das Messer. Das Schwitzen war eine außerordentlich brutale und schmerzhafte Prozedur. Von den Peitschenhieben der Piraten getrieben, mussten Offiziere mit bloßem Oberkörper einer nach dem anderen innerhalb des Kerzenkreises um ihren Kommandanten herumlaufen und mit dem Messer nach ihm stechen. Wer nicht fest genug von der Waffe Gebrauch machte, wurde noch heftiger ausgepeitscht und musste damit rechnen, erschossen zu werden.
    »Musik!«, schrie Rackham in seinem blutigen Wahn. Hornbläser und Trommler waren schnell zur Stelle und begleiteten das grausige Schauspiel mit ihren Instrumenten.

    Anne wandte sich angewidert ab. Wie konnte es sein, dass der Mann, den sie liebte, zu solcher Unmenschlichkeit fähig war. Sie ging unter Deck. Plötzlich hörte sie, dass ein Tumult ausbrach. In das laute Gegröle der Freibeuter mischten sich die wütenden Schreie der Offiziere. Einer von ihnen hatte das Messer genommen, war mit einem Satz auf Rackham zugesprungen und bedrohte ihn. Sofort waren zwei Piraten zur Stelle, die ihn an Händen und Füßen packten und auf die Planken schleuderten. Ein Seeräuber zückte seine Enteraxt und schickte sich an, dem Mann mit einem Schlag den Kopf vom Rumpf zu trennen.
    »Der gehört mir! Ich brauche ihn lebend«, fuhr Rackham ihn an.
    Der holländische Kapitän hing bewusstlos und blutüberströmt in seinen

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