Königin der Piraten
auf. »Ein paar Kartoffeln?« Er gab einige auf ihren Teller und hob den nächsten Deckel. »Rüben? Und was haben wir hier ... Karotten. Möchtest du welche, Liebste?«
»Bitte.«
»Und was ist das - ah, Maisbrot!«
Maeves Kopf fuhr in die Höhe. »Maisbrot?«
»Ja, ich dachte, das wäre passend ... typisch für Neuengland.« Wieder dieses rasche, entwaffnende Grinsen und das boshafte Funkeln in seinen Augen, halb herausfordernd, halb belustigt. »Ich dachte, das wäre dir ... recht.«
Maeve starrte auf den Teller, den er vor sie hinstellte. Heißer Dampf stieg auf, kitzelte sie in der Nase und legte sich auf ihre Wangen. Das Essen, das Gray höchstpersönlich auf dem Teller angerichtet hatte, verschwamm ihr vor den Augen.
Maisbrot.
Wie zu Hause ...
Als sie zu ihrer Gabel griff, spürte sie einen Druck auf dem Handgelenk und sah, dass Gray die gebräunte Hand leicht auf die ihre gelegt hatte.
»Maeve?«, fragte er zärtlich.
Mit einem Ruck entzog sie ihm ihre Hand. »Das hast du mit Absicht getan!«, fauchte sie wütend.
»Was?«
»Die Mahlzeit so zusammenzustellen, dass sie mich an zu Hause erinnert. Das ... das hast du gewusst.«
»Es wäre gelogen, wenn ich etwas anderes behaupten würde«, gab Gray leise zu und griff über den Tisch hinweg erneut nach ihrer Hand. Dieses Mal ließ sie es geschehen. Gray versuchte, ihre Finger an die Lippen zu führen, doch der Abstand zwischen ihnen erlaubte es nicht. So stand er auf, groß, strahlend und gut aussehend, beugte sich über ihre Hand und hauchte einen einzigen liebevollen Kuss darauf.
Ein Schauder überlief Maeve, und sie biss sich auf die Lippen, damit sie nicht zitterten. Dann ließ Gray langsam ihre Hand los, nahm wieder Platz und schaute sie über den Tisch mit den dampfenden Speisen und dem Tablett mit dem gelben Maisbrot hinweg an.
Sie mochte die Art nicht, wie er sie musterte. Wie er sie einschätzte, seinen Erfolg zu bewerten versuchte und nach einer Schwachstelle in ihrem Schutzpanzer Ausschau hielt. Lange wandte er den Blick nicht ab, und sie starrte herausfordernd und wütend zurück.
Schließlich zog er eine finstere Grimasse, griff zu seinem Messer, als wäre es ein Piratendolch, fletschte drohend die Zähne und knurrte: »Grrrr! Nun iss schon, Schätzchen, oder ich kratze dir die Leber raus und verfüttere sie an die Haie.«
Maeve fiel die Kinnlade herunter.
Gray erwiderte ihren Blick. Um seinen Mund zuckte es, und seine Miene war verdächtig unschuldig. »Was ist?«
»Du bist ja ... verrückt«, murmelte sie.
»Nein, nur hungrig. Auf dich. Sieh zu, dass es dir bald besser geht, damit wir uns wild und hemmungslos lieben können.«
Maeve konnte nicht anders - sie musste schallend lachen, schlug sich jedoch sogleich die Hand vor den Mund.
Gray stimmte in ihr Lachen ein.
Wieder begegneten sich ihre Blicke. Maeve wurde knallrot. Dann kam einer der Diener zurück und reichte Gray eine Flasche. Etwas Dunkelbraunes zischte in ihren Krug — Bier. Sie sah zu, wie der Schaum bis zum Rand hinaufstieg, und betrachtete Grays feingliedrige Hand, dann seinen Ärmel mit den Abzeichen, die Schulter, den Stehkragen, den Ohrring - und sein Gesicht.
Er schaute sie an. Grinsend.
Als das Bier über den Rand des Kruges schäumte, zuckte er zurück.
»Du liebe Güte, sieh nur, was ich angerichtet habe! Majestät, ich schwöre, Ihr zwingt mich ständig, meine Marssegel backzuholen.«
Wieder musste Maeve lachen, denn das Bild war in der Tat ziemlich lächerlich: Die prächtige Uniform mit der roten Ordensschärpe über der Schulter, die Tafel, die wie für einen Edelmann gedeckt war, alles war vollkommen in seinem Glanz - und dazu der Bierfleck, der sich rasch auf dem Tischtuch ausbreitete.
Sie nahm die Serviette von ihrem Schoß und begann, das Bier damit aufzutupfen.
»Oh, nein, lass mich das machen.«
»Es geht schon.«
»Ja, aber ich habe das Bier verschüttet.«
»Nein, wirklich ...«
Grays Hand legte sich auf die ihre, warm und stark. »Maeve.« Er ließ die Hand ein wenig länger dort liegen als nötig, dann ließ er Maeve los. Sie griff zu ihrer Gabel und begann nervös, das Essen auf ihrem Teller herumzuschieben.
Gray rührte sich nicht. »Du bist sehr schön.«
Maeve schob das Essen noch hektischer hin und her.
»Rotes Haar habe ich schon immer geliebt. Es zeigt an, dass eine Frau feurig und temperamentvoll ist. Ob du mir wohl gestatten würdest, es dir später auszubürsten?«
»Ich glaube kaum.«
»Warum nicht?«
»Weil ich
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