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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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entspricht.«
    »Meinen Ruf?«
    »Ja.« Gray führte die Gabel zum Mund, kaute, wischte sich die Lippen ab. »Glaubst du, ich wäre so lange nicht bei dir aufgetaucht, wenn ich gewusst hätte, dass du alles andere bist als die sauertöpfische, abscheuliche alte Hexe mit den zweifelhaften sexuellen Vorlieben, von der man sich erzählt?«
    »Wie bitte?!«
    »Du siehst also«, stellte Gray milde fest und prostete ihr zu, »auf den Ruf eines Menschen kann man sich nicht immer verlassen.«
    Wie vom Donner gerührt setzte Maeve sich wieder hin und hielt krampfhaft ihre Serviette umklammert. Sauertöpfische Hexe? Zweifelhafte sexuelle Vorlieben? »Und wie steht es um deinen Ruf? Willst du etwa behaupten, der wäre auch falsch?«
    »Im Gegenteil.« Gray hob den Blick und schenkte ihr sein boshaftes, charmantes Grinsen. »Ich bin jeder Zoll der verdorbene Wüstling, von dem du gehört hast. Zum Abendessen verschlinge ich Frauenherzen und spucke sie am nächsten Morgen wieder aus. Noch etwas Maisbrot, Liebste?« »Nein!«
    »Na schön. Wo war ich? Ach ja, deine Eigenschaften. Erstens, du bist eine Piratenkönigin. Zweitens, du hast ein feuriges, hitziges Temperament und bist eine echte Seefahrerin. Drittens, du bist aufregend gefährlich und schön. Viertens, du spielst ebenso munter Katz und Maus mit mir wie Villeneuve mit Nelson. Fünftens, und das ist das Wichtigste, ich habe mich in dich verliebt. Meine größte Herausforderung besteht zurzeit darin, dich davon zu überzeugen, dass ich es ernst meine.«
    »Ich sehe nichts als die raffinierten Machenschaften eines gerissenen Filous!«
    Ganz leise fragte Gray: »Liebst du mich, Maeve?«
    Auf seinen plötzlichen Umschwung von munterem Geflachse zur Konzentration auf das Wesentliche war Maeve nicht gefasst gewesen. Ihr fiel die Kinnlade herunter, und sie knüllte die Serviette, die in ihren Händen allmählich warm wurde, fest zusammen. »Ich ...«
    »Ja oder nein?«
    Maeve hob das Kinn und schaute Gray direkt in die Augen. »Liebe und Vertrauen sind zwei verschiedene Dinge, Gray.«
    »Liebst du mich also, Maeve?«, wiederholte Gray weich.
    »Ich ... ich weiß nicht, was ich für dich empfinde.« Maeve schleuderte die Serviette auf den Tisch; zugleich stand sie auf und überlegte, wie sie Gray entkommen konnte, bevor sie noch etwas zugab, das sie später bedauern würde. »Aber das spielt keine Rolle, weil ich dir nicht vertraue und das auch nie tun werde! Du hast mich getäuscht, Gray, du hast mich vor meiner Besatzung lächerlich gemacht; deinetwegen bin ich zum Gespött deiner Marine und Gott weiß von wem noch geworden, und deinetwegen bin ich mir wie ein Trottel vorgekommen, weil ich auf deine alberne Geschichte von dem Verräter hereingefallen bin. Und jetzt erwartest du von mir, dass ich dir vertraue?«
    »Liebst du mich, Maeve?«
    Maeve wandte sich ab und ballte die Hände zu Fäusten.
    »Ja?«
    Maeve wirbelte wieder herum und brüllte: »Ja, verdammt noch mal!«
    »Na also. Das zuzugeben war doch gar nicht so schwer. Da das nun geklärt wäre, setz dich bitte wieder hin und iss zu Ende.«
    Erstaunt, entsetzt, ja fassungslos starrte Maeve Gray an. Er aß ebenso ruhig weiter wie zuvor und schaute auf seinen Teller hinunter, sodass die langen Wimpern seine Wangen berührten und seine Augen dahinter nicht zu sehen waren. Dann sah er kurz auf und hörte für einen Moment auf zu kauen. Mit einem unmissverständlichen Blick auf ihren Stuhl und ihren Teller neigte er den Kopf, um ihr anzudeuten, sie solle Platz nehmen.
    Maeve gehorchte. Oder vielmehr, sie ließ sich auf den Stuhl fallen. Nun, da sie es gesagt, es zugegeben hatte, kam sie sich albern vor, lächerlich ... erobert. Es waren keine angenehmen Empfindungen, und so sprang sie gleich wieder auf, weil sie sich so gedemütigt und wie gefangen fühlte.
    »Setz dich.«
    »Hör auf, mir zu sagen, was ich tun soll. Ich hasse das!«
    »Setz dich!«
    Wütend funkelte Maeve Gray an, setzte sich jedoch, obwohl sie viel lieber davongelaufen wäre.
    Grinsend schaute Gray auf. »Ich bin dein Märchenprinz.«
    Mit hartem, verkniffenem Mund wandte Maeve den Blick ab und ballte die Hände im Schoß zu Fäusten.
    »Dein Herz hat sehr gelitten, Maeve.« Sie hörte, wie Gray seinen Stuhl zurückschob und um den Tisch herum auf sie zukam. Sie spürte, wie er hinter sie trat, ihr übers Haar strich, ihr dann leicht die Hand auf die Schulter legte. Es war eine sanfte Berührung, besitzergreifend und beschützend zugleich, und unter dem

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