Königin der Piraten
nicht will.«
»Das ist kein sehr guter Grund.« Gray butterte sich eine Scheibe Maisbrot. »Nenn mir einen besseren.«
»Mir ist er gut genug.«
»Aber mir nicht, und ich bin hier der Admiral.«
»Mir ist völlig egal, ob du Admiral bist oder König Georg. Mein Haar rührst du nicht mehr an.«
Lächelnd sah Gray sie an, biss in sein Maisbrot, kaute, schluckte und tupfte sich vornehm die Lippen ab. Dann faltete er sorgfältig seine Serviette, legte sie neben seinen Teller, stützte beide Ellbogen auf den Tisch und beugte sich zu Maeve herüber. Groß und mächtig reckte er sich vor ihr auf, drohend und umwerfend gut aussehend. »Maeve.«
Sie lehnte sich zurück, um ihm auszuweichen.
»Ich tue dir nicht weh. Nie wieder. Ich gebe dir auch nie wieder einen Grund, mir nicht zu vertrauen. Was muss ich tun, um dich zurückzugewinnen, Liebste? Was muss ich tun, um die traumhafte Liebe wiederzufinden, die wir so kurz miteinander geteilt haben, und um deine Hand fürs Leben zu erhalten?«
Maeve schleuderte ihre Gabel auf den Tisch und sprang auf. »Du kannst überhaupt nichts tun, hörst du? Nichts! Mein Herz gehört mir, seit sieben Jahren, und das soll auch bis an mein Lebensende so bleiben! Das verstehst du nicht, oder? Und was das Heiraten angeht - pah! Du träumst vom Liebesspiel mit einer Piratenkönigin, aber hast du dir schon einmal überlegt, was es bedeutet, eine zu heiraten? Das hat deinem König gerade noch gefehlt, dass die Ehefrau eines seiner Admirale als moderne Anne Bonney durch die Karibik kreuzt! Was das für einen Eindruck macht, daran hast du noch nicht gedacht, wie?«
Bitter fuhr Maeve fort: »Ebenso wenig wie ich daran gedacht habe, wie absolut närrisch meine Träumerei war, einen Offizier zu heiraten.«
»Als meine Frau bräuchtest du nicht länger eine Piratin zu sein.«
»Glaub nur nicht, ich würde je darauf verzichten, zur See zu fahren, Gray! Glaub das nicht! Verdammt, ich habe viel zu hart für das gearbeitet, was ich heute bin, um es für dich oder irgendeinen anderen Mann aufzugeben. Und meine Lektion in Sachen Vertrauen habe ich gelernt, und zwar nicht auf die sanfte Art.«
Gray legte seine Gabel hin. »A ber Maeve, ich bin anders ...«
»Du, anders?! Du bist doch der Schlimmste von allen. Der berühmt-berüchtigte Admiral Falconer! Ha, du glaubst wohl, du könntest jede Frau bekommen, die du haben willst, aber ich sage dir, mich kriegst du nicht! Heute nicht, morgen nicht, nein, niemals! Du bittest mich, dir zu vertrauen. Warum sollte ich, zum Teufel? Glaubst du, ich bin von gestern? Denkst du, ich hätte all die Geschichten über dich nicht gehört, über deine zahllosen Liebschaften von Jamaika bis Tobago? Dein Treiben ist eine Schande für deine Marine! Wie sich der arme Nelson für dich schämen muss!«
Sie erwartete Ärger, einen Zornesausbruch, eine Reaktion. Stattdessen bekam sie nur wieder Grays boshaftes Grinsen mit dem vermaledeiten Grübchen und ein nachdenkliches Zupfen an seinem Kinn.
»Tja ...«, murmelte er beim Ausatmen.
»Ist das alles, was du zu sagen hast? Tja?!«
»Was willst du denn von mir hören? Wenn ich meinen Ruf abstreiten wollte, müsste ich lügen. Ich will dich aber nicht anlügen. Ich habe ... mich am Charme vieler Frauen erfreut. Aber!«
Er hob die Hand, um sie am Widerspruch zu hindern. »Aber daher habe ich nun umso größere Gewissheit, die Richtige gefunden zu haben. Bevor ich dich kennen gelernt habe, ist mir niemals klar gewesen, was es bedeutet, eine Frau zu lieben. Ja, in meinem Leben hat es viele
Damen gegeben, aber keine von ihnen war die Frau meiner Träume.«
»Das bin ich auch nicht.« Maeve stand auf. »Ich bin doch für dich nur ein Hirngespinst, mehr nicht.«
»Aber natürlich bist du mehr, Maeve«, versetzte Gray ruhig. Mit trotzig und wütend funkelnden Augen stand Maeve wie angewurzelt da und umklammerte die Rückenlehne ihres Stuhls. Gray griff jedoch nur wieder zu Messer und Gabel und begann zu essen. »Also, erstens bist du eine Piratin. Falls du es noch nicht bemerkt hast, ich habe eine gewisse Schwäche für Piratinnen.«
»Darauf wäre ich nie gekommen«, erwiderte Maeve bissig.
»Zweitens«, Gray schob sich ein wenig Karottengemüse auf die Gabel, »bewundere ich dich zufällig. Für dein Temperament, deinen Mut, dein seefahrerisches Können und ... deine Zärtlichkeit. Für den Ruf, den du dir hier in Westindien erworben hast, der allerdings, zu meiner großen Beruhigung, ganz und gar nicht der Wahrheit
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