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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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Haar fiel ihm über den Rücken. In einem vergeblichen Versuch, gegen die Hitze anzukämpfen, hatte er die Ärmel aufgekrempelt; sein eleganter Uniformrock lag über einer Stuhllehne, der Hut auf dem Tisch neben seinem Arm. Ein Stapel Papiere war um ihn herum ausgebreitet, und aus der Feder in seinen schlaffen Fingern tropfte die Tinte über all die Berichte und Depeschen, an denen er gearbeitet hatte, bis ihn schließlich die Müdigkeit überwältigt hatte.
    An den Falten in seinem Gesicht sah Maeve, wie erschöpft er war. Auf dem Handrücken hatte er eine Schnittwunde, von der die Kante seiner Manschette blutbefleckt war.
    »Gray«, sagte sie leise und näherte sich auf Zehenspitzen, bis sie über ihm stand. Die Zeit blieb stehen. Die übrige Welt existierte nicht mehr. Maeve hielt den Atem an und streckte langsam und zögernd die Hand aus. Kurz bevor sie Grays Schulter berührte, hielt sie unsicher inne.
    Sie schluckte heftig, von Gefühlen überwältigt, die sie weder kannte noch benennen konnte.
    Sie hatte nicht gedacht, dass ein mächtiger Admiral verletzlich wirken konnte. Auch nicht, dass ein Mann, der das Kommando über.eine Flotte von Kriegsschiffen und tausende Seeleute hatte, so wehrlos aussehen konnte. Und erst recht nicht, dass sie von Liebe und dem Wunsch, ihn zu beschützen, überwältigt sein würde, wenn sie ihren Prinzen so sah. Doch genauso war es.
    Lange stand sie nur da, lauschte auf seinen leisen Atem und kostete diesen besonderen, innigen Augenblick aus. Sir Graham allein. Sir Graham wehrlos. Sir Graham verletzlich.
    Sir Graham - der ihr gehörte.
    Neben seinem Handgelenk lag ein halb fertiger Bericht. Drei Abschnitte in der unleserlichsten Handschrift, die Maeve je gesehen hatte, endeten in schwarzen Tintenklecksen. Ungehalten zog sie die Augenbrauen zusammen. Warum ließ er das elende Zeug nicht von seinem Sekretär oder seinen Schreibkräften erledigen? Er war Admiral, um Himmels willen, und hatte ein ganzes Heer persönlicher Bediensteter, die solche niederen Arbeiten tun konnten!
    Dann sah sie, dass es sich gar nicht um einen Bericht handelte, sondern um einen Brief - einen Brief an sie, in dem er ihr das Herz ausschüttete. Er entschuldigte sich wegen der anderen Frau und erklärte ihr ein ums andere Mal seine unendlich tiefe Liebe.
    Maeve verspürte einen dicken Kloß im Hals. Nie wieder würde sie an diesem wunderbaren Mann zweifeln. Sie zog die Lippen zwischen die Zähne und nahm behutsam den Briefbogen unter Grays Handgelenk hervor. Dann ergriff sie die Feder in seiner Hand, holte nervös Luft und berührte ihn an der Schulter.
    Mit einem Ruck fuhr er hoch und blinzelte einen Augenblick verwirrt. »Maeve?« Er starrte sie an, doch sie legte mit einem Blick auf Colin den Finger auf die Lippen.
    »Keine Angst, er kann uns nicht hören. Ich habe dafür gesorgt, dass er einen Rausch hat, damit er die Schmerzen nicht mehr spürt ... Guter Gott, ich glaube, ich habe eine Erscheinung!«
    Fass mich an, Gray. Halt mich fest. Tröste mich. Ich brauche dich.
    »Natürlich nicht«, fuhr sie ihn an, schüttelte den Kopf und flüchtete sich hinter ihre übliche Burschikosität. Mit der Spitze ihres Entermessers nahm sie Grays Hut vom Tisch und schleuderte ihn mit blitzenden Augen zu ihm hinüber. »Du bist ein verdammter Narr, Gray!«
    Verblüfft starrte er sie an und drückte den Hut an seine Brust.
    »Und ich ein noch größerer«, fügte Maeve finster hinzu. Sie senkte den Kopf und untersuchte eingehend den mit Draht umwickelten Griff ihres Entermessers, weil sie Grays dunklen Blick plötzlich nicht mehr ertragen konnte. »Tut mir Leid, dass ich einfach so davongesegelt bin und dich allein gelassen habe.«
    Gray rührte sich nicht, und Maeve fragte sich, ob er das unbehagliche Schweigen mit Absicht nicht brach, damit sie noch etwas sagen musste. Irgendetwas.
    Die Taktik eines Admirals. Allmählich durchschaute sie ihn.
    Mit einem Ruck hob sie den Kopf. »Ich musste zurückkommen, weißt du. Schließlich bist du mein Märchenprinz.« Sie schlug ihr Entermesser gegen die oberste Sprosse einer Stuhllehne, dass es laut durch die Kajüte schallte. »Aber wenn noch einmal verschollen geglaubte alte Liebschaften von dir auftauchen, werde ich ungemütlich, ist das klar?«
    Schuldbewusst warf sie einen Blick auf ihren Cousin, doch der rührte sich nicht. Gray dagegen richtete betont langsam den Blick auf das Schwert, das in seiner Stuhllehne steckte, und zog amüsiert die Augenbrauen hoch.
    Sofort

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