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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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Seufzer vernahm, fiel ihr wieder ein, dass Colin da lag, und sie fuhr erschrocken herum.
    »Keine Angst, Liebes. Wie gesagt, mein Kapitän bekommt nichts mit. Er belauscht uns nicht, da bin ich ganz sicher.« Grays eben noch heitere Stimmung verflog wie ein Atemhauch, und als Maeve fragte, was ihrem Cousin zugestoßen sei, seufzte er müde auf und starrte die reglose Gestalt auf dem Sofa bekümmert an. »Auch er ist leider ein Opfer des Krieges geworden. Eine Kanonenkugel der Franzosen hat ihn getroffen und sein Bein zertrümmert. Damit ist seine Karriere bei der Marine beendet, fürchte ich. Es kann gut sein, dass er ein Krüppel bleibt - wenn er überlebt.«
    »Warum sollte er nicht?« Stirnrunzelnd folgte Maeve seinem Blick.
    »Wenn der Wundbrand einsetzt, muss man ihm das Bein abnehmen. Aber lass uns nicht über so etwas Schreckliches sprechen. Dank einer List, die ich alter Gauner auf Lager hatte, haben wir das Gefecht überlebt. Und was den jungen Colin angeht - der ist aus hartem Holz geschnitzt.« Gray lächelte tapfer, doch Maeve wusste, dass ihn das Schicksal des »jungen Colin« sehr bewegte. »Entweder er erholt sich wieder, oder ich prügele den Kleinen grün und blau!«
    Maeve schluckte vor Rührung. Er war wie sein Freund und Vorbild Nelson. Gütig und besorgt um seine Männer, deren Wohlergehen er stets über sein eigenes stellte. »Ich könnte Aisling und Sorcha herüberschicken, um ihn zu pflegen«, schlug sie zögernd vor. »Vielleicht könnten sie ihm etwas vorlesen, die Wunde säubern, ihn ein wenig aufmuntern ...«
    »O nein, sie sind viel zu jung. Das kann ich nicht zulassen.«
    »Jung sind sie, aber nicht mehr ganz unschuldig. Es wäre nicht das erste Männerbein, das sie zu sehen bekämen. Außerdem wären sie zu zweit.« Angesichts von Grays ablehnendem Gesichtsausdruck hielt sie inne. »Um Himmels willen, Gray, ein überlasteter Schiffsarzt allein kann das nicht schaffen! Colin hat viel bessere Aussichten zu überleben, wenn meine Mädchen sich um ihn kümmern.«
    Doch Gray hielt nur den Kopf schräg, kniff die Augen zusammen und schaute Maeve forschend an. »Warum sorgst du dich eigentlich so sehr um ihn, hm?«
    »Was?«
    »Ich weiß, dass er dein Cousin ist, aber du kennst ihn doch kaum.«
    Maeve hielt den Atem an. Plötzlich fühlte sie sich wie ein Dieb, den man auf frischer Tat ertappt hat. »Ich ... ich weiß nicht.« Sie presste die Lippen zusammen. Diesem zärtlichen Mitgefühl für einen anderen Mann wollte sie lieber nicht auf den Grund gehen. »Es ist einfach so, klar?«
    Grays Blick verdunkelte sich, und er nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Maeve, Liebling, Schatz, Geliebte. Du bemühst dich so, dein weiches Herz hinter deiner Burschikosität und deiner Bissigkeit zu verstecken. Aber tief im Inneren bist du voller Wärme, bist einfühlsam, großzügig und sorgst dich um deine Mitmenschen. Und du hast so viel Liebe zu geben ...«
    Von plötzlicher Panik ergriffen wich Maeve zurück. Mit einem Mal fühlte sie sich bedroht und verletzlich und hatte Angst. »Du musst von irgendeiner anderen Frau sprechen, die du kennst«, versetzte sie trotzig.
    »Maeve?«
    Seufzend schloss sie die Augen und ließ resigniert die Schultern hängen.
    »Bitte, setz dich«, sagte Gray ruhig. »Lass mich nicht im Stich. Ich könnte gerade eine Freundin gebrauchen. Auf der obersten Sprosse der Leiter ist es manchmal ganz schön einsam.«
    Lass mich nicht im Stich. Mit nichts hätte er sie tiefer ins Herz treffen können als mit dieser einfachen, direkten Bitte, diesem aufrichtigen Eingeständnis, dass er nicht allein sein wollte - offenbar hatte Gray nicht solche Furcht davor wie sie, offen über seine innersten Gefühle zu sprechen. Widerstrebend setzte Maeve sich, presste die Handflächen gegeneinander und versuchte, dem festen Blick aus Grays dunklen Augen auszuweichen.
    Er weiß es. Verdammt noch mal, er weiß, dass ich Angst habe. Er durchschaut mich und sieht, dass ich mich vielleicht wirklich um meine Mitmenschen sorge. Und wenn er will, kann er das jetzt gegen mich ausspielen ...
    Gray schenkte ihnen beiden Rum ein, nahm ebenfalls Platz und schob ihr eines der Gläser über den Tisch zu. »Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als ich heute Morgen gesehen habe, wie dein kleiner Schoner die mächtige Mittelmeerflotte zu mir zurückgeführt hat?«
    Maeves Herz begann, in ihrer Brust zu hämmern, und sie schaute verstohlen zur Tür.
    »Vertrauen«, sagte Gray sanft, und

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