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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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Begrüßung vor, ein Rotschopf mit runden Wangen und ebenso rundem Bauch, der bei ihrem Anblick errötete wie ein Schuljunge. Ihre hübsche, schlanke Gestalt steckte in einem Satinkleid, dessen Purpurrot jedem König zur Ehre gereicht hätte; zierliche goldene Ohrringe hingen ihr bis auf die Schultern herab, und ihren Kopf zierte ein Strohhut. Das lange kastanienbraune Haar hatte sie mit einem dunkelroten Band zusammengebunden, und sie sah reizend aus, süß und weiblich ...
    ... solange man nicht auf die Kette aus Haifischzähnen achtete, das Entermesser in ihrer Hand und den scharfen, blitzenden Dolch an dem juwelenbesetzten Gürtel, den sie um die Taille gebunden hatte.
    »Gafft mich bitte nicht so an, Leutnant; das ist mir unangenehm.«
    »Verzeihung, Madam, es ist nur, dass ... na ja, wir haben nicht sehr oft Frauen an Bord, wisst Ihr, und ...« Er errötete noch mehr, schluckte und starrte auf Maeves bloße Füße. »Na ja, Ihr seht eben ganz bezaubernd aus, und, äh ...« »Kümmert Euch nicht um mich«, fauchte Maeve und schaute sich um. »Wo ist Euer Admiral?«
    »Sir Graham ist mit dem Flaggkapitän in seiner Kajüte, Miss Merrick.«
    »Käpt'n Merrick.«
    »Ja, natürlich. Verzeihung, Käpt'n Merrick, tut mir Leid, Madam ...«
    »Ihr dürft mich auch mit >Majestät< anreden. Aber da ich als Kommandantin eines Schiffes hier bin, wäre mir >Käpt'n< lieber.«
    Maeve sah, wie einige der Männer sich angesichts des offensichtlichen Unbehagens ihres Leutnants grinsend mit dem Ellbogen anstießen. »Sehr wohl, Madam, ich meine, Majestät, ach, Verzeihung, ich wollte sagen, Käpt'n ...«
    »Oh, um Himmels willen, Leutnant! Wenn Euch das zu kompliziert ist, reicht auch einfach >Maeve    »Kapitän Lord ist ... schwer verwundet, Madam.« Der Leutnant starrte vor sich auf den Boden. »Der Admiral ist gerade bei ihm.«
    »Oh ...«, murmelte Maeve, die sich plötzlich sehr klein fühlte. Dann fuhr ihr Kopf in die Höhe, ihre Augen blitzten, und sie war wieder ganz die Piratenkönigin. »Also, worauf wartet Ihr noch? Bringt mich sofort zu ihm.«
    Der Leutnant schaute sich um, ob ihm jemand einen anderen Befehl geben würde, doch er war unter den Anwesenden der ranghöchste Offizier.
    »Ich habe gesagt, sofort, Leutnant!«
    »Jawohl, Madam. Na-natürlich.«
    Maeve hakte sich bei ihm unter, drückte das Kreuz durch und ließ sich hoch erhobenen Hauptes von ihm nach achtern führen.
    Er will mich bestimmt nicht sehen; er schickt mich weg, ich weiß es. Er hat zu viel Zeit zum Nachdenken gehabt; dabei ist ihm sicherlich klar geworden, dass ich seinen Respekt nicht verdient habe, geschweige denn seine Liebe ...
    Maeve dachte daran, wie Nelson vor nicht einmal einer Viertelstunde auf seiner Barkasse zur Victory zurückgerudert worden war. Er hatte aufgeschaut und ihr mit dem Hut zugewinkt, und sein melancholisches kleines Gesicht hatte sich zu einem aufmunternden Lächeln verzogen, als wüsste er, wie beklommen und ängstlich ihr zumute war.
    Ich hätte nicht herkommen sollen.
    Nur allzu bald standen sie vor der Tür von Grays Kajüte, vor der ein strenger Wachsoldat postiert war und stur geradeaus schaute. Ohne eine Miene zu verziehen, brummelte er: »Der Admiral empfängt niemanden.«
    »Mich schon!«, versetzte Maeve, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Schon drängte sie sich an der Wache vorbei, stieß die Tür auf, schlug sie dem Posten vor der Nase zu und stürmte in die Kajüte, noch ganz geblendet von der hellen Sonne draußen.
    Stille. Tiefes, unerträgliches Schweigen. Keine Bewegung, kein Geräusch, nichts. Nur das leise Plätschern der Wellen am Ruder weit, weit unter ihr.
    »Gray?«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Maeve sich an das vergleichsweise schummrige Licht in der Kajüte gewöhnt hatte. Dann erblickte sie ihren Cousin, der auf dem gleichen Sofa lag wie sie noch vor kurzem. Er sah aus, als wäre er dem Tod so nahe, wie man nur sein konnte, ohne bereits ins Jenseits überzuwechseln. Eine Katze kuschelte sich an seine zugedeckten Füße und fauchte Maeve drohend an. Auf einem Tisch neben Colin lag eine Verbandrolle neben einem halb leeren Glas Brandy und der dazugehörigen Flasche, und davor saß - Gray.
    Er schlief.
    Maeve erstarrte, hin-und hergerissen zwischen einem absurden, feigen Impuls, zu fliehen, bevor er wach werden konnte, und dem Bedürfnis, zu ihm zu gehen.
    Gray war über den Tisch gesunken; seine Stirn ruhte auf seinem Unterarm, und das schwarze

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