Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
Vom Netzwerk:
Ich ... ich wollte Hilfe holen, aber ... mit diesem Bein komme ich nicht weiter. Ich habe es weiß Gott versucht ...«
    »Sie bringen ihn um, Colin! Sie haben mich gefesselt; du musst mir helfen, mich loszubinden!«
    »Weiß Gott, ich habe es versucht ... du musst ihn retten.«
    »Verdammt, Colin, du bist ja betrunken!«
    »Kann man wohl sagen ... betrunken ... musst Sir Graham retten.«
    In ihrer Verzweiflung gelang es Maeve, erneut aufzustehen. Zugleich fiel ihr auf, dass oben an Deck Totenstille herrschte.
    »Colin, hilf mir!«
    Colin schüttelte den Kopf, und sie sah Ernüchterung in seinen Augen aufblitzen. Sie hockte sich vor ihm hin und streckte ihm die gefesselten Hände direkt ins Gesicht. »Colin, mein Messer! Es ist in meinem Gürtel; du musst mich losschneiden!«
    »Betrunken ... Maeve ... kann nicht ... könnte dich verletzen.«
    »Um Himmels willen, Colin, es geht um Grays Leben!« Verdammt, Gray, warum hast du ihn bloß so abgefüllt, dass er nicht einmal Mar denken kann? »Colin, mein Messer. Bitte!«
    Endlich zog Colin die schwere, tödliche Klinge aus ihrem Gürtel. Maeve biss sich auf die Lippen, als er an ihren gefesselten Handgelenken zu schneiden begann, langsam - zu langsam. »Herrgott, Colin, beeil dich!«
    »Halt still, Maeve, hab's gleich ... schnell, Maeve ... sie bringen ihn um.«
    Maeve spürte, wie das Seil nachgab, gerade als Colin von Schmerz und Alkohol benebelt wieder in sich zusammensank. Mit einem kleinen Aufschrei schnappte sie sich das Messer, stolperte ein-, zweimal und stürzte aus der Kajüte. Ihren besinnungslosen Cousin ließ sie auf dem Fußboden mit dem schwarzweißen Karomuster zurück.
     
    »Noch eine dämliche Bewegung, und euer Oberbefehlshaber lebt nicht mehr!«, schnarrte El Perro Negro, der Gray die Pistole an die Schläfe hielt und die Mannschaft der Triton vor weiteren dummen Heldentaten zur Rettung ihres Admirals warnte.
    El Perro Negro ging kein Risiko ein. Er spürte die unbändige Wut seiner Geisel, die schiere Kraft in Grays Leib, den unterdrückten Zorn in seiner Haltung. Der Almirante war gefährlich ruhig geblieben, als sie ihn gezwungen hatten, durch die Luke aufs Achterdeck zu steigen, und das war gewissermaßen noch schlimmer als alles, was er hätte sagen, tun oder androhen können - denn El Perro Negro hatte keine Ahnung, was für einen gerissenen Plan er wohl hinter den dunklen Augen ausheckte. Das allein genügte schon, um ihn mit dumpfer Angst zu erfüllen.
    Dass der Admiral einen Plan hatte, daran gab es keinen Zweifel. El Perro Negro war lange genug in der Karibik, um zu wissen, dass mit Sir Graham Falconer nicht zu spaßen war.
    Nun stand er an Deck neben ihm, warf einen Blick auf das gebräunte Gesicht des Almirante - und stellte fest, dass dieser ihn kalt musterte.
    Als der Almirante lächelte, merkte der Pirat, wie ihm vor verzweifelter Angst der Schweiß unter den Achseln ausbrach. Ich bringe dich um, schienen diese gefährlichen, undurchdringlichen Augen zu sagen. Du wirst schon sehen.
    Und El Perro Negro wusste, dass er es ernst meinte. Der englische Admiral würde ihm nicht verzeihen, wie er die puta behandelt, und auch nicht, dass er die Mannschaft des Flaggschiffs beleidigt hatte.
    Der Pirat wandte den Blick ab und vergewisserte sich, dass die Pistole noch dicht am Kopf seiner Geisel saß. Als sie den Almirante an Deck gezwungen hatten, war ihm einer der jungen Fähnriche zu Hilfe geeilt, doch Renaldo hatte ihn sogleich mit einem Schuss aus seiner Muskete niedergestreckt. Daraufhin hatte ein Leutnant seine Pistole gezogen - und auf den scharfen Befehl des Almirante unwillig wieder weggesteckt. Erst dann war die Besatzung der Triton - es mussten wohl an die siebenhundert Mann sein - verstummt und hatte vor lauter Angst, er würde ihren Admiral töten, nicht mehr gewagt, sich zu rühren.
    Sie mussten ihn wirklich sehr schätzen, dachte El Perro Negro befriedigt.
    Es wurde rasch dunkel, und da sie keine Zeit zu verlieren hatten, zwang El Perro Negro einige widerstrebende Seeleute der Triton, ihnen zu helfen. Mit einer Zugwinde, die an Groß- und Fockrah montiert war, setzten sie eine der Barkassen des Flaggschiffs aus. Die Barkassen waren mit einem Luggersegel versehen, sodass ihnen damit in der Dunkelheit problemlos die Flucht gelingen würde. Sie würden verschwunden sein, bevor überhaupt jemand auf den anderen Schiffen merkte, was sie vorhatten - selbst Nelson an Bord der Victory, die nur eine Kabellänge entfernt lag, würde nichts

Weitere Kostenlose Bücher