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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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Hochmut reckte Maeve die Nase in die Luft und wandte den Blick ab. »Ich versuche nur, mich gewählter auszudrücken, so wie es sich für die Gattin eines Admirals geziemt.«
    Gray biss sich auf die Lippen, um nicht zu lachen. »Wirklich, Majestät, Ihr müsst es nicht gleich übertreiben.«
    »Nicht?«
    »Nein.«
    »Na schön«, sagte Maeve charmant. »Dann kannst du mich mal am Arsch lecken.«
    Gray brach in schallendes Gelächter aus und entdeckte auch in Maeves Augen ein amüsiertes Funkeln. Dann stimmte sie ein und bellte ihr raues Lachen, das Gray stets an Orkanböen und Wolkenbrüche erinnerte, an stürmische Sonnentage und klirrende Entermesser. Er zog sie in die Arme und drückte sie fest an sich.
    »Liebste, wir müssen ein Datum festlegen«, murmelte er in ihr Haar. »Ein sehr frühes Datum, weil du doch schon in anderen Umständen bist.«
    Maeves Lachen erstarb auf ihren Lippen. »Ja«, erwiderte sie tonlos.
    Beunruhigt schob Gray sie ein Stück von sich und sah sie an. »Was ist los, Liebste?«, fragte er sanft, nahm ihr Gesicht in beide Hände und hob es zu seinem empor.
    »Nichts«, wich Maeve achselzuckend aus und versuchte, ihn nicht anzuschauen.
    »Maeve, ich dulde nicht ... äh ... ich meine, zwischen uns sollte es keine Geheimnisse geben.«
    Maeve musste ein wenig lächeln, weil er so verlegen aussah, doch ihre Augen hinter dem dunklen Wimpernkranz glänzten unnatürlich. »Es ist nur, dass ... na ja, ich fände es schön ...« Verzagt starrte sie aus dem Fenster und versuchte, sich ihre Bewegung nicht anmerken zu lassen. »Jetzt habe ich endlich meinen Märchenprinzen gefunden und werde ihn heiraten, und mein eigener Vater wird nicht da sein, um mich zum Altar zu führen ...«
    Zu sehen, wie es in ihrer Kehle arbeitete und sie das Kinn reckte, um sich nicht einzugestehen, wie sehr sie litt, tat Gray in der Seele weh. »Wenn du ihm jetzt schreibst, Maeve«, sagte er sanft, »könnte deine Familie in gut zwei Monaten hier sein.«
    »Nein, Gray, ich kann ihnen nicht schreiben. Sie denken immer noch, ich wäre tot.«
    »Ja, natürlich, Liebes. Darum musst du ihnen ja schreiben.«
    »Ich kann nicht, Gray.« Gequält, voller Angst und Verzweiflung schaute Maeve zu ihm auf. »Verstehst du das nicht? Ich kann nicht, weil ...« Sie senkte den Blick und interessierte sich plötzlich sehr für ihren Daumennagel. »Ich bringe es nicht fertig, ihnen zu sagen, was aus mir geworden ist. Mein Vater soll mich lieber als seine unschuldige kleine Tochter in Erinnerung behalten, nicht als ... die Frau, die ich heute bin. Er soll lieber weiterhin denken, ich wäre tot.«
    »Nein, Maeve. Das ist niemals besser.«
    »Zwing mich nicht, Gray Bitte.«
    Gray sagte nichts mehr, schaute Maeve nur teilnahmsvoll an.
    »Meine Eltern sind anständige Leute«, fuhr Maeve fort und zupfte immer noch an ihrem Daumen herum. »Wenn sie wüssten, was ich alles getan habe ...« Unwillig löste sie die Hände voneinander. »Bitte versteh mich, Gray. Ich kann es nicht ertragen, noch einmal abgewiesen zu werden; ich kann einfach nicht.«
    Hilflos sah Gray zu, wie sie sich auf die Bank unter den Fenstern am Heck setzte und ihn verzweifelt anschaute, flehentlich, mit Tränen in den Augen.
    »Das verstehst du doch, oder, Gray?«
    Mit zärtlichem Lächeln setzte er sich neben sie, legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie fest an sich. »Natürlich, Liebste. Eines Tages wirst du diese bösen Geister schon austreiben. Aber wenn ich trotzdem noch etwas dazu sagen darf: Ich glaube, deine Eltern wären sehr stolz auf dich, weil du dich so tapfer durchgeschlagen hast ... und sie wären sehr aufgeregt, weil sie nicht nur eine Tochter wiedergewinnen würden, sondern noch dazu ein Enkelkind.«
    Maeve schluckte heftig und sah ihn nicht an.
    »Außerdem«, fuhr Gray weich fort, »kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendein Elternpaar sein geliebtes kleines Mädchen lieber tot sehen würde denn als Piratin.«
    Den Tränen gefährlich nahe, schaute Maeve zu ihm auf. »Gray, bitte. Ich möchte nicht mehr darüber sprechen. Es tut weh. Ich will nicht, dass es wehtut. Nicht jetzt. Eines Tages schreibe ich ihnen vielleicht, aber nicht jetzt.«
    Eine ganze Weile schmiegte Maeve sich nur in Grays Arm und wünschte sich, sie wäre tapferer.
    »Würdest du lieber über das Datum unserer Hochzeit sprechen, Liebes?«
    Maeve sah ihn an, wie er neben ihr saß, mit den Beinen baumelte und dabei absichtlich an die ihren stieß. Seine Augen blitzten neckend und

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