Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
Vom Netzwerk:
auch nicht über den Wassergraben«, fuhr Maeve trotzig fort, doch Gray merkte deutlich, dass sie sich brennend wünschte, er möge es versuchen.
    »Wirklich nicht?« Er zog Maeve, die immer noch stocksteif vor ihm stand, in seine Arme. Diesmal wich sie nicht zurück.
    »Erzähl mir von dem Halunken, der dir so wehgetan hat.«
    Lange gab Maeve keine Antwort, doch als Gray ihr über den Rücken und durchs Haar strich und sie fürsorglich an sich drückte, spürte er, wie Anspannung, Misstrauen und Furcht von ihr wichen wie das Meer, das bei Ebbe zurückgeht.
    Komm schon, Liebes.
    Und dann kam die Flut.
    »Sein Name«, flüsterte Maeve so leise an Grays Brust, dass er die Ohren spitzen musste, »war Renaud. Er war Franzose. Ich habe ihn kennen gelernt, als ich sechzehn war, und mich in ihn verliebt.«
    Endlich verstand Gray, warum Maeve die Franzosen so wenig leiden konnte. Er schloss sie fester in die Arme und ermunterte sie damit wortlos, fortzufahren.
    »Ich bin in einem kleinen Ort an der Küste Neuenglands aufgewachsen, in Newburyport. Dort haben alle zusammengehalten, und Fremde waren nicht willkommen. Man mochte sie nicht und hat sie nicht gerne gesehen. Als Renaud aufkreuzte - er war Bootsmann auf einem französischen Handelsschiff waren meine Eltern alles andere als angetan von ihm und von seinem Interesse an mir. Nicht, dass ich ihn nicht ermuntert hätte ... Er war ein hübscher Kerl, charmant, hatte die ganze Welt bereist - er hat mir immer Geschichten von exotischen Orten erzählt und mir versprochen, mich überall mit hinzunehmen, wenn ich nur mit ihm durchbrennen würde ...
    Heute frage ich mich, ob ich mich nicht noch mehr in Renaud verliebt habe, weil mejne Eltern ihn nicht leiden konnten. Wie blind ich war, wie verstockt, wie töricht. Damals habe ich ihnen die ganze Zeit vorgeworfen, sie wären ungerecht, anstatt zu versuchen, Renauds wahres Gesicht zu erkennen: Er war ein hinterhältiger, verlogener Herumtreiber, dem meine Unschuld und Unerfah-renheit gerade recht kamen, um ihm zu verschaffen, was er wollte.«
    »Und das war, dich ins Bett zu bekommen, nehme ich an.«
    »Ja. Das und noch mehr. Ich war jung und naiv - ich habe ihm seine Heiratsversprechen geglaubt, seine Schwüre, mich ewig zu lieben. Ich dachte, ich würde für immer glücklich sein, wenn ich nur mit ihm auf eine tropische Insel fliehen würde ... Ha! Als ich mit ihm fortgelaufen bin, hat er mir gezeigt, wer er wirklich war. Wie die Männer sind.«
    »Lass mich raten«, murmelte Gray, der einen unwiderstehlichen Drang verspürte, diesen Renaud zu finden und mit dem Schwert zu durchbohren. »Der Schuft hat dich verlassen.«
    »Ja - als er begriff, dass es nicht so einfach war, mir meinen Schoner wegzunehmen.«
    Mit finster vorgerecktem Kinn und hartem, zornigem Blick sah Gray über ihren Kopf hinweg aufs Meer hinaus.
    »Trotzdem war ich völlig am Ende. Nach allem, was ich getan hatte, schämte ich mich zu sehr, um zu meinen Eltern zurückzukehren. Ich hatte ja nicht nur den Schoner meines Vaters gestohlen, den er selbst entworfen hatte und mit dem er im Unabhängigkeitskrieg berühmt geworden war. Ich hatte auch das Geld mitgenommen, das meine Mutter in einem großen irdenen Topf in der Küche aufbewahrte. Ich habe mich so geschämt, Gray ... deshalb bin ich hier geblieben. Ich hatte noch meinen Schoner und meine Gehilfin Orla. Außerdem war ich jung und nicht dumm - und mit Raufereien bin ich noch immer fertig geworden. Mein Vater hat mir das Fechten beigebracht, und von meinen Brüdern habe ich gelernt, meine Fäuste zu gebrauchen. Ich wusste schon früh, wie man im Leben allein zurechtkommt - das kam mir in jenen ersten Jahren und kommt mir auch heute noch sehr zugute. Ich habe mir eine Besatzung für mein Schiff zusammengesucht - das ist jetzt meine Familie.«
    »Bist du dir so sicher, dass deine Eltern dich nicht wieder willkommen geheißen hätten, Maeve?«
    »O ja. Sie haben mir weiß Gott bewiesen, dass ich für sie erledigt bin. Seit sieben Jahren bin ich jetzt hier, Gray, dem Schicksal ausgeliefert, und ich habe nie auch nur ein einziges Wort von ihnen gehört. Man hätte denken können, sie hätten sich auf die Suche gemacht, wenigstens mein Vater - aber nein, ich war ihm gleichgültig. Ihnen allen war ich gleichgültig. Zur Hölle mit ihnen. Ich hasse sie, hasse sie ... o Gott!«
    Als Maeve sich an ihn klammerte wie ein kleines Kind, schlang Gray seine starken Arme noch fester um sie, tröstete sie und drückte sie an

Weitere Kostenlose Bücher