Königin der Piraten
sah Maeve ihn an. »Hast du nicht gesagt, schlafen wäre Zeitverschwendung?«
»Allein schlafen ist Zeitverschwendung.« Gray seufzte zufrieden auf, schmiegte das Gesicht in Maeves Hand und küsste die Knöchel auf ihrem Handrücken. »Ich glaube, es würde mir gefallen, neben dir zu schlafen, Maeve. Neben dir einzuschlafen. Mit dir zusammen zu träumen.«
»Ehrlich?«
»Ja. Das ist nicht viel verlangt, oder?«
Maeve setzte sich auf und rutschte so weit zurück, dass sie sich an die am Kopfende des Bettes aufgetürmten Kissen anlehnen konnte. Schläfrig lächelnd richtete Gray sich auf, um ihr Knie zu küssen. Dann schob er sich weiter nach unten, bis sein dunkler Kopf weich auf ihrem Schenkel ruhte und sein Haar sich mit dem Ge-kräusel in ihrem Schoß verflocht. Maeve fand das überaus erregend. Noch prickelnder war es, Grays Wimpern an ihrer zarten Haut zu spüren, seine Lippen, die sanft ihr Knie küssten, die Wärme seiner Hand, die über ihr Bein strich.
»Was für ein verdammt köstliches Kissen Euer Schenkel abgibt, Piratenkönigin.«
Maeve lächelte in sich hinein und strich Gray sanft über die Stirn. Ihr Herz war zur Ruhe gekommen, und sie fühlte sich an Leib und Seele befriedigt und geliebt. Eine Welle der Zärtlichkeit durchströmte sie, als Gray tiefer atmete und sein Kopf auf ihrem Schenkel schwerer zu werden begann.
»Danke, Gray.« »Hm?«
»Dafür, dass du mir Freund und wundervoller Geliebter bist.«
»Oh, ich danke Euch, Majestät ... für Euer Vertrauen zu Eurem treuen Diener.«
Als Maeve Gray mit den Fingern durch das lange Haar fuhr, spürte sie, wie er an ihrem Knie schläfrig die Lippen zum Kuss formte. Draußen in den Bäumen sang der Wind ein Schlaflied, und die Wellen brachen sich in endlosem Rhythmus am Strand.
Danke, Gott, dass du mir diesen wundervollen Mann geschickt hast. Allmählich fange ich an zu glauben, dass er wirklich mein Märchenprinz ist.
»Gute Nacht, meine Süße«, murmelte er träge, und sie fühlte, wie sein Körper sich entspannte, da ihn der Schlaf übermannte.
Als sie an seine Seite glitt und die Augen schloss, spürte sie, wie er ihr beschützend den Arm um die Schultern legte, bevor sie im Rhythmus seiner regelmäßigen Atemzüge versank.
»Gute Nacht, Märchenprinz«, flüsterte sie. Dann schlief auch sie ein.
»Mama! Mama! Hilf mir! Maa-maa!«
Die markerschütternden Schreie rissen Gray aus tiefem Schlaf. Er fuhr im Bett empor und blinzelte verwirrt. Im ersten Augenblick wusste er nicht, wo er war.
»Mama, hilf mi-i-i-r!«
Als Gray im Dunkeln die Hand ausstreckte, fühlte er neben sich nur einen noch warmen, leeren Platz. »Maeve?«
Er hörte ihre Schritte, die sich zuerst im Zimmer, dann draußen im Flur entfernten. Er schwang die Beine aus dem Bett, rieb sich die Augen und schüttelte heftig den Kopf, um wach zu werden. Dann hörte er von weit her die kleine Irin weinen. Immer noch etwas benebelt, stand er auf, hielt sich am Bettpfosten fest und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Seine Hosen lagen auf dem Boden - er hob sie auf, stieg stolpernd hinein und schlich leise den Flur hinunter auf eine halb offen stehende Tür zu.
Einen Augenblick blieb er draußen stehen und spähte zu den anderen Türen hinüber, da er fürchtete, entdeckt zu werden. Doch es war kein Laut zu hören, nur das leise Weinen des jungen Mädchens und eine andere Stimme, die es beruhigte - sanft, tröstend und mütterlich.
Maeves Stimme.
»Ist ja gut, Aisling. Schsch, Liebes. Ich bin da. Alles in Ordnung, es war nur ein Albtraum ... Das geht mir genauso, wenn ich mit vollem Magen ins Bett gehe. Jetzt ist alles wieder gut. Dir geschieht nichts, das verspreche ich dir ...«
Mit angehaltenem Atem schob Gray langsam die Tür weiter auf und blieb mit offenem Mund stehen, denn dort saß Maeve im Schneidersitz auf dem Bett und hielt das schluchzende Mädchen im Arm. Sie kehrte ihm den Rücken zu, sodass er nur ihren gesenkten Kopf mit dem prächtigen dunkelroten Haar sehen konnte, das ihr über die Schultern und die weiße Bluse herabfiel. Sie musste sich hastig etwas übergezogen haben.
»Wirklich, Majestät?«, flüsterte das Mädchen und schluchzte noch einmal auf. »Liegt es daran, dass ich mit vollem Magen ins Bett gegangen bin?«
»O ja, Schätzchen. Ganz bestimmt. Du hast von dem fetten Schweinebraten gegessen, oder?«
»Ja, Majestät.«
»Da haben wir's. Aber es war nur ein Albtraum, Ash, und jetzt ist es vorbei. Ich bin da, und ich lasse nicht zu, dass dir
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