Königin der Piraten
sie sanft in die Kissen zurück, küsste ihr die Hand und drückte die Lippen in ihre Handfläche.
»Liebling, du lebst. Und ich auch. Weil ich nicht der Pirat sein kann, der ich in meinen Träumen immer gerne sein wollte, habe ich mich in eine Piratin verliebt. Ich bin kein Verräter. Bei Gelegenheit werde ich dir alles erklären. Glaub mir, ich bin dein Märchenprinz. Dein Offizier.«
Bei Grays glühender Beichte stieg Maeve das Blut ins Gesicht, und sie starrte ihn an. Dann erwiderte sie: »Ja, mein Prinz. Und ich bin Königin Guinevere ... und Nelson ist König Artus!«
Gray lächelte. Sie hatte ihre scharfe Zunge wiedergefunden - ein sicheres Zeichen dafür, dass sie leben und ihn auch weiterhin nach Herzenslust quälen würde.
»Ehrlich, Maeve«, beteuerte er sanft. »Meine Freunde nennen mich Gray. Meine Männer reden mich mit Sir Graham an. Und für den Rest der Welt bin ich« - er verzog den Mund zu einem verlegenen, hinreißenden Schurkengrinsen, bei dem ein Grübchen auf seiner Wange erschien - »Konteradmiral Sir Graham Falconer, Ritter des Bath-Ordens und Kommandant eines Flottenstützpunktes der Königlich Britischen Marine in Westindien, genauer gesagt des Geschwaders der Inseln unter dem Winde. Meine Flagge ist auf der Triton gehisst, einem Schiff Seiner Majestät, des Königs von England. Wir sind gerade auf dem Weg nach Barbados, um einem Konvoi von Handelsschiffen auf dem Weg zurück nach England Geleitschutz zu geben. Dort werde ich meinen lang verdienten Urlaub genießen, mit dir als meiner Frau, wenn du gestattest, bevor die Pflicht mich wieder auf meinen Posten zurückruft. Maeve?«
Maeves Augenlider schlössen sich wieder.
»Maeve?«
Doch der Schock war zu groß für sie gewesen.
Sie war ohnmächtig geworden.
17.Kapitel
G ray beugte sich zu Maeve hinab, schob ihr die Arme u nter die Schultern und stützte ihren schlaff herabhängenden Kopf mit der Hand ab. So zog er sie sanft und zärtlich an seine Brust. Ihr wohlriechendes Haar lag seidenweich an seiner frisch rasierten Wange. Sie duftete nach Zitrusfrüchten, Seife und den Mitteln des Schiffsarztes. In seinen Armen fühlte sie sich zart und verletzlich an. Gray lehnte die Wange an ihren Scheitel, atmete zitternd tief durch und schloss die Augen. Er hätte sich auf den Mond schießen können, weil er Maeve so übereilt gesagt hatte, wer er wirklich war.
In der Kajüte war es entsetzlich heiß, und Maeve so eng an sich geschmiegt zu spüren, wirkte auch nicht eben abkühlend auf Gray. Sie war wie ein feuchter, verschwitzter Hochofen, und das Nachthemd klebte ihr so am Körper, dass es jede Kurve nachzeichnete. Dampfende Wärme stieg von ihrer Haut auf und brachte Grays Blut in Wallung. Zugleich sah sie jedoch in dem Baumwollnachthemd und mit dem geflochtenen Pferdeschwanz mehr wie ein kleines Mädchen aus als wie eine hart gesottene Königin der Meere, und Grays aufflammendes Begehren wich rasch einem überwältigend starken Beschützerinstinkt.
Gott, wie er sie vermisst hatte.
Er hielt sie ganz fest, auch wenn ihm der Schweiß über Stirn und Rücken strömte. Er hätte seinen schmucken Uniformrock ablegen und sich bis auf Hemd und Hosen ausziehen sollen. Aber er hatte Maeve zeigen wollen, dass er kein Verräter war, kein Pirat - sondern ein Admiral. Wenn sie aufwachte, sollte sie ihn in seiner besten Uniform sehen. Er hatte sie überraschen wollen.
Stattdessen hatte er sie so erschreckt, dass sie die Besinnung verloren hatte.
Ein schwaches Lächeln huschte ihm übers Gesicht, als er sich daran erinnerte, wie er sie zum ersten Mal geküsst hatte ... Damals war sie auch ohnmächtig geworden.
Er schloss die Augen, küsste Maeve aufs Haar und löste das feuchte Nachthemd von ihrem Rücken, bevor er die Arme um ihre Schultern schlang. Du hättest es ihr noch nicht sagen dürfen ...
Aber nein, er hatte ihr ja unbedingt beweisen müssen, dass er auch ihre letzte Anforderung erfüllte - die, ein edler Offizier zu sein. So versessen war er darauf gewesen, dass er nicht vorausgedacht hatte.
Das war eigentlich gar nicht seine Art. Als Admiral erwartete man von ihm Geduld, Weitblick, ein gutes Gespür für die Dinge und Zielbewusstheit. All das hatte er sausen lassen vor lauter kindischem Eifer, Maeve zu zeigen, dass er ihrer Zuneigung wert war.
Er fühlte sich wie ein Schuft.
Nun ja, aber er würde es wieder gutmachen. Irgendwie. Er küsste Maeve noch einmal aufs Haar, strich über den langen Zopf, der ihr den Rücken
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