Königin der Piraten
hinunterhing, und berührte die Stelle an ihrer Seite, an der er unter dem verschwitzten Nachthemd den Verband fühlen konnte. Obwohl die Kugel nur eine Rippe gestreift hatte und wieder ausgetreten war, ohne lebenswichtige Organe zu verletzen, hatte die Wunde entsetzlich stark geblutet. Bei der Erinnerung daran, wie Maeve reglos in seinen Armen gelegen hatte, als er sie von der Victory auf sein Flaggschiff getragen hatte, lief es Gray immer noch eiskalt über den Rücken.
Trotz der Hitze in der Kajüte schauderte er bei dem Gedanken daran, dass er Maeve um ein Haar verloren hätte. Wenn sie erst seine Frau war, schwor er sich, würde auf der Stelle Schluss sein mit ihren piratischen Abenteuern. Im Bett konnte sie weiterhin die Piratenkönigin spielen, aber ansonsten würde sie Lady Falconer sein. Endlich würde sie das vornehme, feine Leben führen, für das sie geboren war und das er ihr als ranghöchster Offizier in der Karibik durchaus bieten konnte.
Zärtlich schloss er sie fester in die Arme. Er bettete ihren Kopf an seine Schulter und murmelte: »Ich weiß, wenn du aufwachst, wirst du mich hassen, weil ich dich so getäuscht habe - aber ich schwöre dir, meine geliebte Piratin, du sollst mein sein, meine Frau werden ... ich liebe dich. Schon seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, und ich werde dich lieben bis zu meinem letzten Atemzug. Das wirst du mir schon noch glauben!«
Er schlug die Augen wieder auf und starrte angestrengt aus dem Fenster aufs glitzernde Meer hinaus.
»Andere Menschen haben dir so viel Leid zugefügt, aber bei Gott, ich will dir nie wieder wehtun!«, gelobte er, und überwältigt von seinen Gefühlen für Maeve vergrub er das Gesicht in ihrem Haar. »Ich liebe dich, Maeve - Gott ist mein Zeuge. Ich werde dafür sorgen, dass du mir wieder vertraust. Dann werde ich alles sein, nach dem du dich je gesehnt hast ... und ich will tot umfallen, wenn ich es zulasse, dass dir noch einmal ein einziges Haar gekrümmt wird!«
In diesem Augenblick stieß der Wachsoldat vor der Tür seine Muskete auf den Boden. »Der Flaggkapitän wünscht Euch zu sprechen, Sir!«
Seufzend ließ Gray den Kopf nach hinten gegen die Sofalehne fallen und schaute zur Decke hinauf, an der das Sonnenlicht tanzte. Immer noch hielt er Maeve in den Armen. »Kommt herein, Colin.«
Die Tür ging auf, und Kapitän Lord trat ein, gefolgt von der Schiffskatze, die ihm hingebungsvoll um die Beine strich. Colin schien eine enorme Anziehungskraft auf alle Tiere auszuüben, wie Gray schon oft erstaunt festgestellt hatte. Der Flaggkapitän war in Hemdsärmeln und hatte den Hut lässig unter den Arm geklemmt. Doch obwohl sein blondes Haar an den Schläfen dunkel vom Schweiß war, der ihm auch auf der sonnengebräunten Stirn stand, trat er selbstsicher auf wie immer. Nur seine veilchenblau-grauen Augen verrieten, wie beunruhigt er war.
»Wie ist das Befinden meiner Cousine, Sir?«
Gray seufzte angewidert von sich selbst. »Es würde ihr besser gehen, wenn ich den Mund gehalten hätte.« Er schaute auf. »Ich habe ihr die Wahrheit gesagt. Daraufhin ist sie in meinen Armen ohnmächtig geworden«, gestand er verlegen. »Vielleicht hätte ich ihr nicht gleich erzählen sollen, welcher Admiral ich bin. Das war wahrscheinlich zu viel für sie, angesichts meines ... äh ...«
»Leumunds, Sir?«
»Äh, ja, Colin, so kann man es wohl nennen, nicht wahr? Aber wie dem auch sei.« Gray machte eine abfällige Handbewegung. »Die Tage meiner Beutezüge beim schönen Geschlecht sind vorbei. Endlich habe ich meinen Schatz gefunden.«
Colin unterdrückte ein Grinsen. Sein Blick, der trotz des trügerisch sanften Ausdrucks in seinen Augen sehr scharf war, ruhte auf seinem Admiral, der die junge Frau so zärtlich in den Armen hielt. Sir Graham liebte die Frauen, ja, aber Colin hatte es noch nie erlebt, dass er eine von ihnen so hingebungsvoll vergöttert hatte wie Maeve Merrick. Auf dem Sofa, das auf der Steuerbordseite an der Wand stand, hatte er ihr ein Bett aufgeschlagen, ihr die verschwitzte Stirn abgewaschen und ihr das Haar geflochten, damit es ihr nicht mehr so warm und schwer im Nacken hing. Er hatte alle Fenster am Heck aufgerissen und einen fürchterlichen Tobsuchtsanfall bekommen, als der tropische Wind sich gelegt hatte und es schwülwarm und stickig geworden war. Er hatte alle so herumkommandiert, dass der geplagte Dr. Ryder sich zu einer Flasche Rum geflüchtet hatte, ein Fähnrich in Tränen ausgebrochen war und die
Weitere Kostenlose Bücher