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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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ankommen ...«
    Er wurde unterbrochen, da der Wachsoldat vor der Tür mit dem Kolben seiner Muskete auf den Boden schlug. Als die beiden Offiziere sich umwandten, ging die Tür auf, und ein junger Leutnant stand dort mit dem Hut in der Hand.
    »Mit besten Empfehlungen von Mr Stern, Sir - eine von Lord Nelsons Fregatten nähert sich uns rasch aus nördlicher Richtung. Es ist die Amphion.«
    »Die Amphion?« Colin Lord und Gray sahen sich verblüfft an. »Hat Lord Nelson die Mittelmeerflotte denn nicht auf der Suche nach Villeneuve nach Antigua geführt?«
    »Ja - aber vielleicht hat er ihn gefunden und braucht unsere Unterstützung ...«
    Colin griff zu seinem Hut. »Entschuldigt, Sir. Ich muss an Deck gehen, um den Kapitän der Amphion zu empfangen.«
    Seufzend sah Gray seinem Kapitän nach, der dem Leutnant hinausfolgte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, welche dringenden Nachrichten der Kapitän der Amphion überbrachte.
    Und nachzudenken.
    Ihr liebt diese Frau, nicht wahr, Sir?
    Er lächelte.
    Ja, vielleicht. Ich glaube schon.
    Dann hörte er, wie die Mannschaft an Deck zum Appell antrat, die Pfeifen schrillten und Schritte in dem engen Korridor vor seinem Quartier widerhallten. Er setzte sich an seinen Tisch, ein Bild unerschütterlicher Ruhe inmitten des Tumults, der von allen Seiten auf sein Herz einstürmte. Im nächsten Augenblick stieß der Wachsoldat seine Muskete auf die Planken und kündigte Kapitän Sutton von der Fregatte Amphion an.
    »Ich bringe schlechte Nachrichten, Sir, aber Seine Lordschaft wollten, dass Ihr es erfahrt.« Kapitän Sutton zog ein versiegeltes Schreiben aus der Tasche. »Es geht um die Piratenkönigin. Sie ist verletzt, und Lord Nelson dachte ...«
    Bevor der verdutzte Kapitän ihm auch nur das Schreiben überreichen konnte, war Gray schon aufgesprungen und auf ihn zugeeilt. Er riss Sutton das Papier aus der Hand, und während er eilig Nelsons hingekritzelte Zeilen überflog, spürte er, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich und ihm ein kalter Schauder den Rücken hinunterlief.
    Colin stand schon bereit, treu und verlässlich wie immer. »Euer Befehl, Sir?«
    »Kurswechsel - wir fahren zurück nach Antigua.« Gray zerknüllte den Brief und steckte ihn in die Tasche. »Sofort!«
     
    Schmerz. Ein dumpfes Dröhnen im Kopf und ein heißes Pochen zwischen den Rippen ... das Gefühl von Metall, das sich in ihr Fleisch grub und darin herumwühlte ... nichts ... Admiral Nelsons Stimme, die leise, sanft und freundlich an ihr Ohr drang ... wieder verschwand ... seine Hand auf ihrem Handgelenk. Papa ... Nelson ... geht nicht fort, Admiral ... ein angenehmer Druck um ihre Rippen, als ein Schiffsarzt, ja er musste Schiffsarzt sein, sie fest bandagierte, noch fester ... der Admiral, der ihr die Hand drückte ... bitte, Mylord, lasst mich nicht im Stich! Dunkelheit ... Papa!
    Gray.
    Sie hörte seine tiefe Baritonstimme, die leise etwas zu ihr sagte, dann zu dem Admiral ... sie musste tot sein. Gray war tot, sie wusste, dass er tot war. Admiral Nelson hatte ihn aufgehängt, sie hatte ihn umgebracht ... Umgebracht ... Ihr war heiß, so heiß. Sie schwitzte ... fieberte ... Bewegungen ... sie wurde hochgehoben, fortgetragen ... Dunkelheit.
    Umgebracht.
    Jemand flocht ihr sanft und liebevoll die Haare ... Sie trieb dahin. Die Zeit verging. Dunkelheit. Stimmen.
    Sie öffnete die Augen einen Spaltbreit und erblickte verschwommen einen Raum. Die Augen ganz aufzuschlagen war zu anstrengend; so lag sie nur da, unfähig, sich zu rühren, und schwitzend, weil es so heiß war.
    Schatten. Licht. Eindrücke. Ein ruhiger Raum, das gedämpfte Licht einer Laterne, weiche Kissen unter ihrem Kopf, ein leichtes Laken, das sie zudeckte. Ihr Kopf schmerzte. Die Rippen taten ihr weh; bei jedem ihrer flachen Atemzüge pulsierte ein heftiger, stechender Schmerz darin. Hör auf zu atmen, dann tut es nicht mehr weh.
    »Atme weiter«, forderte eine Stimme sie auf. Gray.
    Aber Gray war doch tot. Sie wollte nicht atmen. Sie wollte hinabsinken, tiefer und tiefer ... Sie wollte aufgeben, bei ihrem Prinzen, ihrem Piraten sein. Sie wollte sterben.
    Sie hörte auf zu atmen.
    »Atme weiter, Liebes.« Eine warme Hand legte sich an ihre Wange. Er befahl ihr zu atmen, und sie hatte nicht die Kraft, sich ihm zu widersetzen. Ja, für ihn würde sie weiteratmen ... Als die Luft in ihre Lungen strömte, wimmerte sie vor Schmerzen. Sie wurde von Schwindel ergriffen, und der Schweiß rann durch die sanfte Kuhle an ihrer

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