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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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unschlü s sig um. »Wo … wo sind die Hüterinnen? Ulama sagte, ich dürfe nur ihnen …«
    »Ich bin eine Hüterin.« Die Frau lächelte. »Und auch sie ist eine.« Sie machte eine knappe Handbew e gung, worauf unmittelbar neben ihr wie aus dem Nichts eine junge Frau auftauchte. Sie war kaum älter als Tisea und trug denselben dunklen Umhang wie die ältere Frau. »Du kommst spät«, hörte Hákon die junge Begleiterin mit heller Stimme sagen.
    »Verzeiht, aber ich … wurde aufgehalten«, erwide r te Tisea.
    »Du bist hier, das allein zählt.« Das Lächeln der ä l teren Hüterin vertiefte sich. »Und nun gib mir den Dolch.«
    Verwirrt lauschte Hákon dem Gespräch der be i den Frauen. Tisea hatte einen Dolch bei sich? Was mochte es damit auf sich haben? Und was hatte Ulama damit zu tun?
    »Tisea hat keinen …«, hob er an, aber die Hüterin ließ ihn nicht ausreden. »Schweig!«, herrschte sie ihn an, und ihr Lächeln wich einem harten Gesichtsau s druck. »Du kannst froh sein, dass du noch am Leben bist.« Sie deutete auf Tisea. »Danke ihr dafür. Wärest du allein, hättest du längst das Schic k sal der anderen Narren geteilt, die den Feinden B e nizes dienen.«
    »Er ist kein Feind.« Die Heftigkeit, mit der Tisea das sagte, überraschte Hákon. »Wäre er nicht gew e sen, hätte der Dolch nie den Weg ins Hochland g e funden. Krieger der Garde haben uns im Waldland überfallen und … und …« Sie stockte, als die Eri n nerung an den Überfall sie zu überwältigen drohte.
    Die Hüterin bedachte Hákon mit einem scharfen, abschätzenden Blick. Ihre Augen schlugen ihn in den Bann und er hatte das Gefühl, als wolle sie ihn mit ihren Blicken durchdringen. »Noch nie ist es gesch e hen, dass ein Scherge Torpaks vor den Augen der H ü terinnen Gnade fand«, sagte sie so langsam, als müsse sie die Worte erst abwägen, während sie Hákon weiter mit den Augen fixierte. Er spürte eine sanfte Berü h rung seines Geistes und sah, ohne dass er es bewusst wollte, in Gedanken noch einmal in r a scher Folge die Bilder des Überfalls. Seine Erinneru n gen zeigten ihm Tisea und Peme gefesselt am Felsen sitzend, fünf Gardisten, die das Lager durc h suchten und Bilder des Streits, den Hákon mit den Kriegern geführt hatte.
    Dann brach die Bilderflut ab, und er spürte, wie sich die Hüterin aus seinem Geist zurückzog. Ihm wurde übel, und ein leichtes Schwindelgefühl ließ ihn wanken. Dann fand er seine Haltung wieder und sah die Hüterin lächeln. Was sie gesehen hatte, schien ihr zu gefallen. »Allein gegen fünf«, sagte sie anerkennend. »Du bist sehr mutig.« Hákon schwieg und hoffte, sie würde es als Bescheidenheit ausl e gen. »Nun also, wir werden dich verschonen«, e r klärte sie großzügig. »Du kannst mit deinen Begle i terinnen unbehelligt zum Wald zurückkehren.« Sie hob den Arm in einer befe h lenden Geste und rief ein Wort, das Hákon nicht verstand. Kaum hatte sie das getan, lösten sich die Gestalten der Wölfe in Nebel auf, der langsam z u rückwich und in den Schatten zwischen den Hügeln verschwand.
    »Die Dashken wissen nun, dass ihr Boten Zarifes seid«, hörte er die Hüterin sagen. »Sie werden euch auf eurem Weg nicht mehr behelligen. Aber ich warne euch, solltet ihr es noch einmal wagen, einen Fuß auf den heiligen Boden des Hochlands zu se t zen, werden sie nicht zögern, euch auf der Stelle zu töten.«
    Hákon atmete auf und nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Ich lebe noch, schoss es ihm durch den Kopf, und irgendwie erschien ihm die Wandlung zum Guten fast wie ein Wunder. Wä h rend er beobachtete, wie Tisea der Hüterin ein u n förmiges Bündel übergab, bemerkte er aus den A u genwinkeln, dass die junge Hüterin ihn die ganze Zeit anstarrte. Er wandte sich ihr zu und schenkte ihr ein Lächeln, aber sie wich seinem Blick aus und sah hastig zu Boden.
    Sie ist hübsch, dachte er bei sich und erinnerte sich an Ulamas Legenden, in denen es hieß, dass die Hüt e rinnen im Hochland ausschließlich Frauen w a ren. Vermutlich hat sie noch nie im Leben einen Mann gesehen, überlegte er.
    »… aber ich will nicht zurückkehren!« Tiseas le i denschaftlicher Ausruf riss ihn aus seinen Gedanken. Eine kurze Weile ruhte sein Blick noch auf der ju n gen Hüterin, dann wandte er sich wieder der älteren Frau zu, die gerade energisch den Kopf schüttelte.
    »Bitte!«, flehte Tisea unter Tränen. »Bitte schickt mich nicht fort. Mein ganzes Leben habe ich davon geträumt, eine

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