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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Hüterin zu sein. Ich habe niemanden mehr und würde alles dafür geben. Alles! Denn ich wünsche mir nichts sehnlicher, als hier im Hochland zu leben. Ulama wusste es. Darum hat sie mich e r wählt. Darum trug sie mir auf, den Dolch herzubri n gen. Sie war überzeugt, dass ich hier eine neue He i mat finden würde.«
    »Und was wird aus dem Knaben?« Die Hüterin deutete auf Peme.
    »Dieser Knabe ist meine Schwester«, erklärte T i sea. »Sie ist seit dem Tod unserer Mutter stumm. Sie kommt mit mir.«
    Die Hüterin wirkte nachdenklich. »Ich spüre, dass du es ernst meinst«, sagte sie gedehnt. »Auch spricht die Sorge um deine Schwester für dich. Dein Anli e gen ist jedoch sehr ungewöhnlich. Es ist Jahrzehnte her, dass eine Frau aus dem Waldvolk aus eigenem Willen den Weg zu uns fand. Darüber kann ich nicht allein entscheiden.« Sie verstummte und schien e t was zu überlegen, dann sagte sie: »Also gut. Ihr be i de«, sie deutete auf Tisea und Peme, »könnt uns zu den Hö h len begleiten. Betrachtet euch als unsere Gäste und ruht euch aus, während ich dein Anliegen mit der O berin bespreche.«
    »Danke.« Zum ersten Mal seit dem Überfall sah Hákon Tisea lächeln. »Danke«, sagte sie noch ei n mal aus ganzem Herzen. »Vielen Dank.«
    »Aber du reitest zurück«, richtete die Hüterin das Wort an Hákon. »Sofort.« Ihr Tonfall machte deu t lich, dass sie keinen Widerspruch duldete. »Ich gebe dir zwei Tage Zeit. Danach werden die Dashken ke i nen Unterschied mehr zwischen dir und einem Krieger Torpaks machen.«
     
    ***
     
    Aideens Kehle wurde eng, als sie sah, wie der junge Krieger das Pferd wendete und sich auf den Rückweg machte. Alles in ihr schrie danach, ihn aufzuhalten, ihm hinterherzulaufen und mit ihm zu sprechen, aber sie hatte gehört, was Bethia gesagt hatte, und wusste, dass es ihr nicht gestattet war.
    Traurig blickte sie ihm nach. Als er die Wölfe mit seinen Worten herausgefordert hatte, hatte sie ihn für seinen Mut bewundert. Als sich sein Pferd mit wi r belnden Hufen auf die Hinterbeine gestellt hatte, um sich des angreifenden Wolfes zu erwehren, war sie vo l ler Hochachtung gewesen. Und als er sie dann zum ersten Mal angesehen hatte, hatte sie ein warmes, pr i ckelndes Gefühl in sich gespürt, das ihr fremd, aber nicht unangenehm gewesen war. Schon der Gedanke daran genügte, um ihr einen wohligen Schauder über den Rücken zu jagen.
    Während Bethia mit den Frauen gesprochen hatte, hatte sie die Augen nicht von ihm lassen können. Se i ne kantigen, von kurzen Barthaaren gezierten G e sichtszüge, die dunklen Augen und die zerzausten Haare, die ihm wirr ins Gesicht hingen, waren ihr fremd und vertraut zugleich erschienen. Die Art, wie er sich bewegte, hatte in ihr das Gefühl geweckt, dass sie ihn schon einmal gesehen hatte, und auch seine dunkle Stimme schien ihr wohlbekannt, o b wohl das völlig unmöglich war.
    Und dann dieser Blick. Es war wie ein Blitzschlag gewesen, so wild und prickelnd, dass sie ihm keinen Herzschlag lang hatte standhalten können. Aideen seufzte, als sie sich daran erinnerte. Für den Bruchteil eines Augenblicks hatte sie das Gefühl gehabt, ihm wie keinem anderen verbunden zu sein. Da war eine Ve r trautheit gewesen, ein Widererke n nen von etwas, das eine verborgene Saite in ihr zum Klingen gebracht hatte.
    Vielleicht wäre aus dem Ton eine Melodie gewo r den, vielleicht hätte sie Antworten gefunden auf die offenen Fragen, die sich in ihr geregt hatten … Vie l leicht wäre all das wirklich geschehen, wenn sie dem Blick nur etwas länger standgehalten hätte.
    Hätte, wäre, wenn … Aideen biss sich auf die U n terlippe. Es war müßig, darüber nachzudenken. Er ritt fort, und ihr wurde schmerzlich bewusst, dass sie ihn niemals wiedersehen würde.
    »Aideen?« Bethia bedeutete ihr, das Pferd mit den beiden Frauen am Zügel zu nehmen und ihr zu folgen. Aideen zögerte. Noch einmal schaute sie dem jungen Krieger nach, dessen Umriss langsam mir der Dunke l heit verschmolz.
    Fort. Für immer. Aideen schluchzte innerlich auf. Für einen Augenblick wurde der Drang, ihm zu fo l gen, fast übermächtig. Doch am Ende rang sie ihr Ve r langen nieder, nahm die Zügel in die Hand und folgte Bethia mit dem Pferd zu den Höhlen.
     
    »Er heißt Hákon.«
    Aideens Gefühle waren derart in Aufruhr, dass sie die Worte der Frau auf dem Pferd zunächst nicht verstand. »Wie?« Verwirrt sah sie die Frau an. Sie war noch jung, vielleicht sogar etwas jünger als sie

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