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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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dem Blut erkauften wir uns das wohlwollen jener Wesen, die in der Dunkelheit l e ben. Auch wenn es dir wehtut, es zu hören: Benizes Herrschaft war keine goldene, glorreiche Zeit. Es war ein finsteres Zeitalter, aus dem die Truppen Torpaks das Waldland damals befreit haben.
    »Befreit?«, rief Aideen aus.
    Ja, befreit!
    Aideen schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wahr. Ich kenne die Legenden. Benize war ein friedliches Reich. Nur selten wurde dort Blut geopfert, schon gar nicht von Menschen. Die Legenden …«
    Die Legenden, die Legenden, spottete die Stimme aus der Nebelwolke. Gar nichts weißt du. Verblendet bist du, wie all die anderen hier. Legenden, Lege n den … Und ich dachte, du bist anders. Dachte, du hörst nicht auf die Lügen, die sie dir hier erzählen. Aber auch du bist verblendet. Du weißt nicht einmal, dass die Legenden erst nach dem Untergang Benizes niedergeschrieben wurden, weil die Truppen aus Torpak alle Erinnerungen an das alte Reich ve r brannten. Nichts ist davon geblieben. Nichts außer den Lügen, die Zarife von ihren Anhängern verbreiten ließ, um ein Heer für ihre Rückkehr auszuh e ben. Ihr alle hier wurdet belogen, ja, belogen, und ihr werdet bitter dafür bezahlen, wenn sie zurückkehrt und eurer überdrüssig wird.
    »Schluss jetzt. Ich höre mir dein verräterisches G e rede nicht länger an«, begehrte Aideen auf »Zar i fe wird uns befreien, so steht es geschrieben, und daran glaube ich. Du kannst mir noch so viel erzä h len. Ich werde nichts unternehmen, um ihre Rückkehr zu verhi n dern.«
    Dann wirst du ihn nie wiedersehen, denn du wirst hier mit den anderen sterben.
    »Wen?« Aideen stutzte.
    Den jungen Mann, dem du vorhin das Leben gere t tet hast. Die Wolke sauste an ihr vorbei und ve r schwand in der Dunkelheit. Deinen Bruder!
     
    ***
     
    Am Sonntagmorgen stand der Reisebus für die Tour zum Hügelgrab von Newgrange um zehn Uhr vor dem Hotel in Dublin bereit. Die Fahrt war der H ö hepunkt der Reise und eigentlich schon für den Freitag ang e setzt gewesen. Doch ein Getriebeschaden hatte den Ausflug verhindert.
    Sandra und Manon hatten sich die Zeit vertrieben, indem sie an einer verregneten Stadtrundfahrt durch Dublin teilgenommen hatten. Am Samstag hatten sie mit den vierzig anderen Teilnehmern der Reise pr o grammgemäß dem ausführlichen Vortrag über die wundersame Wirkung von Enzymen gelauscht und danach die Stadt noch ein wenig auf eigene Faust e r kundet.
     
    An diesem Morgen zeigte sich Irland zum ersten Mal seit ihrer Ankunft von der Sonnenseite. Milde Temp e raturen und ein strahlend blauer Himmel li e ßen die nasskalten Regentage schnell vergessen.
    Von Dublin aus ging es etwa eine Stunde nach Norden ins Boyne-Tal, einer wildromantischen Lan d schaft aus grünen Hügeln, die der Fluss mit seinen unzähligen Windungen geprägt hatte.
    Sandra wurde bei dem Anblick ganz warm ums Herz. Mehr noch als vor ein paar Tagen, als sie die Bilder der schottischen Highlands betrachtet hatte, erlebte sie hier ein Gefühl des Nach-Hause-Kommens, das ihr fast den Atem raubte. Je näher sie der Graba n lage kamen, desto unruhiger wurde sie.
    Manon entging das nicht. »Ich weiß gar nicht, w a rum du so aufgeregt bist«, bemerkte sie kopfschü t telnd. »Es ist doch nun wirklich nicht besonders spa n nend, sich Steine anzusehen, die jemand vor 5000 Jahre au f einander geschichtet hat … He, schau dir das mal an.« Sie deutete aus dem Fenster, wo hinter einem Hügel gerade ein riesiger, von Bussen und anderen Fahrze u gen überfülltet Parkplatz auftauchte. »Sieht aus, als hätten sämtliche Reis e veranstalter ihre Newgrange-Besuche wegen des schlechten Wetters auf heute ve r schoben.«
    Beim Anblick der vielen Autos durchzuckte Sandra ein schmerzhafter Stich. Dass Newgrange so überla u fen war, hatte sie nicht erwartet. Der Geda n ke, das Grab vielleicht nicht von innen sehen zu können, weckte in ihr ein Gefühl, das weit über eine gewöhnl i che Enttäuschung hinausging. Ihr blieb jedoch nicht die Zeit, lange darüber nachzudenken. Schon bog der Bus auf die Zufahrt zum Parkplatz ein. Die Reiseleit e rin erhob sich und lud alle ein, ihr zum Besucherzen t rum zu folgen, wo sie freundlich empfangen wurden. Für die Besichtigungen erhielten sie einen kleinen o rangefarbenen Aufkleber, auf dem die Uhrzeit für die Führung durch Newgrange aufgedruckt war.
    »Um halb sieben?« Manon staunte nicht schlecht, als sie ihren Aufkleber genauer besah. »Das dauert ja noch mehr

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