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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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und starrte sie an. »Wach auf. Wach auf.« Ihre Stimme klang unhei m lich. Der Blick ihrer Augen hielt Aideen gefa n gen, während das Gesicht langsam zerfiel und zu einem grinsenden Totenschädel wurde …
    Mit einem erstickten Schrei fuhr Aideen in die H ö he. Ihr Herz raste, während der Schrecken des Traums noch in ihr nachhallte. Beschämt blickte sie zu Bethias Lager hinüber, um zu sehen, ob sie die Seherin g e weckt hatte. Es war unberührt. Bethia war nicht da – und sie würde auch nicht kommen.
    Nie mehr! Der Gedanke versetzte Aideen einen schmerzhaften Stich. Bethia war fort. Sie hatte sie a l lein gelassen. Einfach so.
    In die Trauer mischte sich Wut. Warum nur hatte Bethia Zarife das Pferd überlassen? Sie hätte doch wi s sen müssen, dass sie den Weg zurück nicht würde scha f fen können. Jetzt war sie tot, und Aideen hatte niema n den mehr, der sie unterweisen konnte. Dabei hatte sie in der kurzen Zeit kaum etwas g e lernt. Sie kannte nicht einmal die einfachsten Ritu a le, von den …
    Dein Zorn ist nicht gerecht, Schwester.
    Aideen wirbelte herum. Das kleine Nebelgespinst schwebte nur eine Armeslänge hinter ihr.
    Wach auf, drängte es. Wach endlich auf.
    »Ich bin wach«, herrschte Aideen das Gespinst an. »Was willst du hier? Verschwinde. Ich hasse dich. Du bist schuld daran, dass alles so gekommen ist. Nur weil du den Simion …«
    Du bist nicht wach , beharrte das Gespinst. Du träumst den Traum, den SIE dir eingegeben hat. Wach auf und erkenne die Wahrheit.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, erwiderte A i deen barsch.
    Du kennst die Wahrhei t , wisperte die Stimme. Suche sie, suche sie. Sie ist in dir. Du warst dabei. Du hast es gesehen. Erkenne die Lüge. Dann wirst du auch erke n nen, was ich dir sagen will. Zarife ist nicht die Retterin Benizes. Sie ist böse, und sie denkt nur an sich. Die Hüt e rinnen werden untergehen. Bethia und die Oberin waren die Ersten. Bald wird es neue Opfer geben. Aber diese werden nicht sterben, o nein, ihnen hat sie ein schlimmeres Schic k sal bestimmt. Schon lauern die Verdammten in ihrer fin s teren Welt darauf, sich eurer zu bemächtigen. Dann we r det ihr alle wie Zarife sein. Eure Körper we r den euch nicht mehr gehorchen, denn SIE we r den sie beherrschen. Ihr werdet hilflos zusehen müssen, was sie euren Körpern a n tun, so lange, bis der Tod euch gnädig …
    »Schweig!« Außer sich vor Wut schlug Aideen nach dem Nebelgespinst, doch ihre Hand glitt mitten hi n durch. »Das ist nicht wahr«, rief sie erbost. »Du lügst. Nicht sie, du bist böse. Du hast den Simion zerstört. Du hast mich die ganze Zeit belogen.«
    Du glaubst mir nicht? Du verleugnest, was du selbst gesehen hast? Das Gespinst sauste aufg e bracht umher. Dann geh hinauf ins Felsenrund. Jetzt sofort! Geh! Dort wirst du sehen, dass ich nicht l ü ge. Aber gib acht, dass sie dich nicht bemerkt … und hüte dich vor den Schatten.
    »Warum sollte ich das tun?«, fragte Aideen abwe i send. »Es ist mitten in der Nacht. Zarife schläft, so wie alle hier.«
    Sie schläft? Ein Geräusch wie ein Lachen erfüllte die Luft. Glaubst du das wirklich? Wie dumm ihr Menschen doch seid. Schlaft selig, während sie e u ren Untergang plant. Oh … Sie kommen. Schnell jetzt. Geh hinaus und sieh!
    Das Gespinst rauschte davon, die Stimme ve r stummte. Nur ein einziges Mal noch glaubte Aideen sie wie aus weiter Ferne zu hören: Geh und sieh!
    Unschlüssig schaute sie sich um. Sie war müde. Der Tag war anstrengend gewesen, Kummer und Freude hatten eng beieinander gelegen. Sie sehnte sich d a nach, zu schlafen und zu vergessen. Ermattet legte sie sich wieder hin, fand aber keine Ruhe. Es war, als hä t te das Gespinst mit seinen Worten einen Samen der Unsicherheit in ihre Seele gepflanzt, der in der Stille sofort zu keimen begann. Er weckte bohrende Zweifel und Fragen in ihr und wuchs schließlich so weit heran, dass er ihr Denken völlig beherrschte.
    Geh hinaus und sieh!
    Am Ende konnte sie nicht anders. Sie musste au f stehen und sich vergewissern, dass die Stimme sie b e logen hatte. Erst wenn sie sicher war, dass das Felse n rund verlassen dalag und Zarife wirklich schlief, würde auch sie wieder Ruhe finden.
    Leise stand sie auf, warf sich den warmen Mantel über und verließ die Höhle, die sie noch in der Nacht zuvor mit Bethia geteilt hatte. Lautlos huschte sie durch die Gänge. Es war gespenstisch. Nirgends war ein Laut zu hören. Es schien, als habe sich eine unn a türliche Stille

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