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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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prüfend an. »Das klingt nicht gut«, sagte er und fügte, weil er sie nicht noch mehr ängstigen wollte, rasch hinzu: »Vielleicht hatte sie Glück, und die Hüterinnen haben sie gefunden.«
    »Ja, vielleicht.« Manon zog sich die Decken enger um die Schultern. »Es ist so kalt«, sagte sie.
    »Der Winter naht«, meinte Hákon. »Nicht mehr lange, dann wird der erste Schnee fallen.«
    »Unsinn, es ist bald Sommer.« Sie stutzte und fügte unsicher hinzu: »Zumindest da, wo ich he r komme.«
    »Das sieht man.« Hákon versuchte seine Verwund e rung durch ein Lächeln zu überspielen. En t weder die Fremde war verrückt, oder er war gerade einem großen Geheimnis auf der Spur. Von einem weinseligen Kri e ger in Torpaks Tavernen hatte er vor Monaten erfa h ren, dass es noch eine andere Welt geben sollte als die, in der er lebte. Der Krieger hatte behauptet, dass K a radeks Magier Späher dorthin gesandt hätten, die nach Zarifes wiedergeborener Seele suchen sollten. Hákon hatte das Geschwätz als Ausgeburt eines vom Wein umnachteten Verstandes abgetan und Späße darüber gemacht, aber der Kri e ger hatte darauf beharrt, dass es stimmte.
    Das Gespräch war rasch in Vergessenheit geraten. Nun aber erinnerte er sich plötzlich wieder daran, und auf einmal erschien es ihm gar nicht mehr so abwegig. Die Frau benahm sich überaus seltsam. Sie war ung e wöhnlich gewandet und sprach von Orten und Di n gen, von denen er noch nie gehört hatte. Auch wirkte sie verwirrt und schien sich überhaupt nicht ausz u kennen. Irgendwie tat sie ihm leid, aber er war auch misstrauisch. Für einen Augenblick glaubte er gar, dass sie selbst Zarife sein könnte. Aber dann erinnerte er sich daran, wie die Schatte n wölfe sie gehetzt hatten, und verwarf den Gedanken wieder. Wäre sie die von allen so sehnlichst erwart e te Hohepriesterin, hätten die Dashken sich ihr g e wiss in Demut genähert.
    »Warum starrst du mich so an?«, fragte Manon.
    »Oh, verzeih.« Hastig senkte Hákon den Blick. »Das wollte ich nicht. Es ist nur so vieles merkwü r dig.«
    »Das finde ich auch.« Manon gähnte. »Aber ich bin zu müde und erschöpft, um mir jetzt den Kopf da r über zu zerbrechen. Morgen sieht sicher alles ganz anders aus. Die Leiterin der Reisegruppe wird sich sicher schon Sorgen machen. Bestimmt wird sie zur Polizei gehen und nach uns suchen lassen, wenn wir nicht wieder auftauchen. Die werden die Gegend um Newgrange sicher mit Hundestaffeln durc h kämmen. Vielleicht schicken sie auch einen Hu b schrauber. Den werde ich ganz gewiss nicht übers e hen, und dann hat dieser Albtraum endlich ein E n de.« Sie legte sich hin, rollte sich zusammen wie ein Kind und schloss die Augen.
    Hákon hatte noch viele Fragen, aber er spürte, dass sie nicht mehr reden wollte, und respektierte es. Er wusste nicht, was eine Polizei oder ein Hu b schrauber waren, aber die Worte vertieften seinen Verdacht, dass die Frau von weit her ins Hochland gekommen sein musste. Ich sollte sie nach Torpak bringen, überlegte er. Die Magier dort wären sicher sehr interessiert an ihr. Dann aber fiel ihm ein, dass er Torpak vermutlich nicht betreten konnte, ohne verhaftet zu werden. Und die Suche nach seiner Schwester könnte er dann auch nicht fortsetzen.
    Musste denn alles immer so schwierig sein? Seu f zend legte er noch ein paar Äste aufs Feuer und schürte die Glut. Dann streckte auch er sich auf der harten Erde aus, um etwas zu ruhen. Morgen lag ein langer und harter Ritt vor ihnen. Wenn sie den Waldrand nicht bis zum Abend erreichten, waren ohnehin alle Überlegungen sinnlos. Hakon fuhr sich mit den Hä n den über das Gesicht und verschob die Entscheidung, was mit der Frau geschehen sollte, auf später. Und während er zusah, wie die Flammen an dem Holz e m porleckten, sandte er ein kurzes G e bet an die Götter, dass sein Brauner den Ritt durc h halten möge.

29
    Schwester! Wach auf, Schwester!
    Die Stimme berührte etwas in Aideen. Sie stand im Felsenrund und schichtete das Reisig für das Anr u fungsfeuer auf. Schwester!
    Die Stimme wurde drängender. »Geh weg!« A i deen fuchtelte mit der Hand in der Luft herum, als könne sie die Stimme so vertreiben. Verbissen arbe i tete sie weiter.
    Wach auf, Schwester! Wach auf!
    Das Felsenrund war fort. Aideen kniete im Hoc h land neben der sterbenden Bethia. Die Seherin hatte die Augen geschlossen, sie atmete nicht mehr. A i deen spürte, wie die Verzweiflung nach ihr griff. Da schlug Bethia plötzlich die Augen auf

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