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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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kann jetzt fort.« Zoltan spürte, wie sich jemand an dem Sack zu schaffen machte und das Band um den Hals löste. Köstliche frische Luft strömte unter die Haube, dann wurde ihm der Sack mit einem Ruck vom Kopf gerissen. Zoltan schnappte nach Luft und schloss, vom Tage s licht geblendet, die Augen, während die Männer im Saal fast gleichzeitig aufkeuc h ten.
    »Bei den Göttern, er ist es wirklich.«
    »Es ist wahr.«
    »Unglaublich!«
    Die Stimmung im Raum schwankte zwischen Fa s sungslosigkeit und Entsetzen. Offenbar hatten alle die Nachricht vernommen, aber nur wenige daran g e glaubt, dass man den ruhmreichen Heerführer To r paks wirklich gefangen genommen hatte. Nur einer behielt die Ruhe. Zoltan kämpfte noch mit der plötzl i chen Helligkeit, als sich ein Mann am Ende der langen Tafel erhob und mit knapper Geste um Ruhe bat.
    »So sehen wir uns also wieder, Zoltan«, sagte er gemessen. In den Worten lagen weder Zorn noch der Wunsch nach Vergeltung. Dennoch trafen sie Zoltan wie Schwerthiebe.
    Er fuhr sich mit den Händen über die Augen und blinzelte. Endlich klärte sich das Bild. »Tendor?« Ü be r raschung, Unglaube und eine unterdrückte Fre u de lagen in diesem einen Wort. Zum ersten Mal in se i nem Leben drohte Zoltan die Stimme zu vers a gen. Doch er riss sich zusammen und sagte nur: »Bei den schwarzen Pforten des Halvadal, ich dachte, du bist tot.«
     
    ***
     
    Ein zäher, dichter Nebel füllte das Tal nördlich der Höhlen der Hüterinnen an diesem kühlen und wo l kenverhangenen Morgen.
    Das Tal war kreisrund und maß, wollte man es durchschreiten, in alle Richtungen mehr als dreihu n dert Schritte. Betrachtete man es von oben, wirkte es wie eine hässliche Pockennarbe, die eine gewaltige Eruption vor Jahrtausenden im Hochland zurückgela s sen hatte. An den Seiten fielen felsige Klippen steil zu dem erloschenen Krater hin ab, der tief unter der A b bruchkante lag. Schutt und Steine hatten sich am Fuß der Klippen angesammelt. Die Geröllhalden waren mit den Jahren stetig angewachsen und reichten inzw i schen fast bis zur Hälfte der Felswände hinauf Ihr B e wuchs war so spärlich wie das Sonne n licht, das den Grund des Kraters nur in den Tagen um die Somme r sonnenwende berührte. Es war ein düsteres, lebloses und ein unheimliches Tal – das Tal der Dashken.
    Gefolgt von Mel, die sich ihr wie keine andere e r geben zeigte, stand Zarife am Rand des Abgrunds und schaute mit unbewegter Miene auf die wogenden N e belschwaden, die ihr den Blick auf den Grund des Kraters verwehrten. Früher hatte sie oft hier g e standen, damals, als Benize noch mächtig gewesen war und das Volk sie wie eine Göttin verehrt hatte. Oft hatte sie den Elementargeistern des Hochlands ihre Aufwartung gemacht und sich ihrer Treue vers i chert. Die Dashken waren genügsame Wesen und trotz ihrer gefürchteten Fähigkeiten ein einfaches Volk, das vor allem nur eines wollte: in Frieden l e ben.
    Kaum mehr als zwei Dutzend von ihnen hatten vor Jahrhunderten in diesem Krater Zuflucht gesucht und gefunden. Fast niemand wusste um ihre geringe Zahl, denn die Dashken schützten sich mit einem einfachen Trick. Indem sie Dutzende Abbilder von sich schufen, konnten sie mühelos den Eindruck eines ganzen He e res oder gewaltigen Rudels erw e cken. Eine Fähigkeit, die sich schon häufig als sehr nützlich erwiesen hatte.
    Die Priesterinnen von Benize, denen später die H ü terinnen folgten, waren die Einzigen, die sie in ihrer Nähe duldeten. Ein uralter Pakt, den die Erba u er des Weißen Tempels mit den Dashken geschlo s sen hatten, verpflichtete sie der Hohepriesterin bis zum heutigen Tage. Und wenn auch niemand mehr wusste, was sie damals als Gegenleistung erhalten hatten, so befolgten die Dashken Zarifes Befehle noch ebenso zuverlässig wie einst.
    Das Lächeln auf den Lippen der Hohepriesterin e r reichte die Mundwinkel nicht, als sie sich an ihren letzten Besuch im Tal der Dashken erinnerte; d a mals, als sie ihren Verbündeten einen Angriff auf die Tru p pen Torpaks untersagt hatte. Es schien ihr, als sei es gestern gewesen, als hätte es die Jahrhunderte in der trostlosen grauen Welt zwischen Leben und Tod nicht gegeben, in denen sie ihre Macht gestärkt und neue Verbündete gewonnen hatte.
    Vieles war seitdem geschehen, doch die Dashken hatten ihr unerschütterlich die Treue gehalten. Nun galt es, sie von den alten Befehlen zu entbinden und sie ein letztes Mal für den Kampf zu gewinnen.
    »Warte hier.« Zarife gab Mel

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