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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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betrübt. »Wenn wir im Wald sind, werde ich ein Gasthaus suchen, wo wir ein wa r mes Essen und Kleidung für dich kaufen können.«
    Mir wäre es lieber, wenn die Hubschrauber en d lich kommen würden, dachte Manon und suchte wohl schon zum hundertsten Mal an diesem Morgen den Himmel nach Anzeichen für die Suchman n schaften ab. Wieder vergeblich.
    »Wir müssen weiter.« Hákon aß auch nichts. Das Brot und die Möhre steckte er wieder ein, löschte das Feuer mit etwas Sand und half Manon auf. »Und wir werden keine Pause machen. Wenn wir den Waldrand dort hinten nicht bis zum Einbruch der Dunkelheit erreichen, werden uns die Dashken in Stücke reißen.« Er deutete nach Süden, wo eine dunkle Linie das Ende des kargen Hochlands ma r kierte. »Und diesmal gibt es nichts, das uns vor i h nen schützen kann.«
    »Ist es denn noch so weit?« Manon schlang die D e cken noch enger um die Schultern. Stehend war sie dem Wind noch mehr ausgesetzt. Das Feuer vermisste sie jetzt schon.
    »Weit genug.« Hákon seufzte. »Hoffen wir, dass mein Brauner es schafft.« Er sah sie an und sagte: »Du kannst die Decken behalten, wenn sie dich beim Re i ten nicht stören.«
    »Besser mit Decken reiten als erfrieren«, erwide r te Manon, der eigentlich nicht nach Scherzen zum u te war. Mit Hákons Hilfe schwang sie sich in den Sattel. Wie schon tags zuvor saß Hákon hinter ihr auf und nahm die Zügel zur Hand. Dann ging es los.
    Anders als am Vortag, wo sie kaum etwas von dem Ritt mitbekommen hatte, war Manon jetzt hel l wach. Da sie nicht viel mehr tun konnte, als die D e cken vor der Brust zusammenzuhalten, nutzte sie die Gelege n heit, sich umzusehen.
    Das Hügelland war tatsächlich so unbewohnt, wie es ihr im ersten Augenblick erschienen war. Es war unglaublich, dass es in Irland noch so einsame und weitläufige Landschaften gab, in denen nicht mal ein Telefon- oder Strommast auf ein wenig Zivilisation schließen ließ. Nach wie vor war Manon felsenfest davon überzeugt, in Irland zu sein. Die vielen Ung e reimtheiten verdrängte sie einfach, so wie sie auch den Angriff der geisterhaften Wölfe inzwischen als eine Folge ihrer von Hunger, Durst und Kälte übe r reizten Sinne ansah. Den seltsamen Fremden, der sie vor den Wölfen gerettet oder, wie sie inzwischen glaubte, ei n fach nur auf dem Höhepunkt ihrer En t zugsphantasien gefunden hatte, konnte sie hingegen nicht verleugnen. Immerhin saß sie auf seinem Pferd und spürte seinen Atem im Nacken. Er war freundlich und schien au f richtig um ihr Wohlergehen b e sorgt, dennoch blieb sie ihm gegenüber misstrauisch. Schmutzig und unrasiert, wie er war, war er für sie der klassische Aussteigertyp. Ein weltfremder Träumer, der im realen Leben ve r mutlich gescheitert war und seine unreifen Wildwest-Ambitionen nun in der Einsamkeit auszuleben suchte. Von solchen Typen las man ja immer wieder. Vermu t lich war er mächtig stolz, sie gerettet zu haben, und tat ihre Hoffnung auf Suchtrupps und Hubschrauber nur deshalb als unsinnig ab, weil er sich davon Ruhm e r hoffte.
    Einsiedler rettet verirrte Urlauberin. Manon schmunzelte, als sie an die mögliche Titelzeile der morgigen Lokalpresse dachte. So oder so ähnlich stellte sich dieser Hákon die Reaktion auf seine He l dentat wohl vor. Immerhin hatte er ein festes Ziel. Der Wal d rand, den er angeblich so dringend erre i chen musste, schien zwar noch weit entfernt, aber er kam beständig näher, und Manon wagte zu hoffen, dass sie dort noch vor Einbruch der Dunkelheit ei n träfen. Schon der Gedanke daran, eine weitere Nacht im eisig kalten Hügelland verbringen zu müssen, ließ sie gleich wieder frösteln.
    Wie von selbst wanderten ihre Gedanken zu San d ra. Fast hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie rasch Hilfe gefunden hatte, während diese ve r mutlich noch immer dort draußen herumirrte.
    Sie wollte dich töten, wisperte eine Stimme in ihr. Aber nun, da sie ein wenig geschlafen hatte, war M a non sich gar nicht mehr sicher, welche ihrer Erinn e rungen wahr und welche nur erfunden waren. Sie zweifelte nicht daran, sich mit Sandra gestritten zu haben; dass diese jedoch Blitze auf sie geschle u dert hatte, erschien ihr im Nachhinein reichlich phanta s tisch.
    Sie war überzeugt, dass es für alles, was hier g e schah, eine ganz vernünftige Erklärung gab, die sich über kurz oder lang auftun würde, wenn sie nur b e harrlich danach suchte und alle Hinweise wie ein D e tektiv zusammenfugte. Auf keinen Fall würde sie Sa n

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