Königin der Schwerter
Schwert zu führen. Zusammengenommen bildeten sie das gewaltigste Heer, das jemals in Benize aufg e stellt worden war und das schon bald den Grundstock ihrer Alleinherrschaft bilden würde.
Weder im Waldland noch in Torpak gab es jetzt noch genügend Männer, die sich dem vereinigten Heer aus Rebellen und Gardisten würden entgege n stellen können, wenn dieses unter ihrem Befehl in Torpak einmarschieren würde.
Doch so weit war es noch nicht. Der Gedanke füh r te Zarife unwillkürlich zu den Hindernissen und Unwägbarkeiten ihres Plans, die sie nicht hatte ko m men sehen. Dass die Anrufung scheitern und das We l tentor zerstört werden würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Aus ihrem Plan, das Tor zu öffnen und ganze Heerscharen von Verdammten in die Welt der Lebenden fluten zu lassen, würde vorerst nichts we r den. Ihre eigenen Kräfte gereichten zwar dazu, das beschädigte Tor einen Spalt weit zu öffnen und für eine begrenzte Zeit offen zu halten; für einen mächt i gen, alles verschlingenden Angriff aber, wie sie ihn sich immer erträumt hatte, war die Zahl derer, die hi n durchschlüpfen konnten, jedoch zu g e ring.
Ein neuer Plan musste her, galt es doch, schnell und klug zu handeln. Die Zeichen standen auf Krieg. Ein winziger Funke mochte genügen, um einen alles vernichtenden Flächenbrand zu entfachen. Und nichts wäre schlimmer, als einen Großteil der wertvollen L e ben in einer sinnlosen Schlacht zu verli e ren.
Zarife seufzte. Jenseits des Tores warteten Ta u sende darauf, aus ihrem tristen Gefängnis befreit zu werden. Meuchler, Schächer, Lustmörder … der Abschaum dessen, was die Menschheit in Jahrtausenden hervo r gebracht hatte. Von den Lebenden zumeist durch eine Hinrichtung getrennt und im Halvadal unerwünscht, fristeten sie ein nicht enden wollendes Martyrium zw i schen Leben und Tod. Die meisten scherten sich nicht um Pläne oder Abm a chungen, sie dachten nur an sich. Einmal freigela s sen, würden sie nur schwer im Zaum zu halten sein. Allein die Tatsache, dass sie es Zarifes Gnade zu verdanken hatten, wie lange sie in dieser Welt ve r weilten, machte sie zu Verbündeten.
Zarife schloss die Augen, legte die Hände gegen den Stein und machte sich bereit. Schon einmal hatte sie den Spalt geöffnet, um die beiden Boten zu em p fangen, diesmal jedoch musste sie es länger offen ha l ten. Mit ihren Sinnen erkundete sie das Tor, u m ging zerstörte Felder und ordnete die verbliebenen Eleme n te so, dass sich ein winziger Spalt öffnete, aus dem ein eisiger grauer Nebel in das Felsenrund quoll. Sie spü r te, wie jenseits des Tores Jubel au f brandete, als die ersten grünlich leuchtenden Halbwesen hindurchflo s sen. Sie spürte aber auch, dass ihre Kräfte rasch schwanden. Nachdem etwa zwa n zig Gestalten das Tor durchschritten hatten, musste sie die Verbindung a b brechen. Die Wutschreie und die Empörung der Z u rückgebliebenen wurden von dem sich schließenden Tor verschluckt. Zarife lehnte die Stirn an den Stein und gönnte sich einen Auge n blick des Innehaltens, ehe sie sich zu den menschl i chen Umrissen umdrehte, die ihre Befehle erwart e ten.
»Wann kommen die anderen?« Eines der Wesen glitt vor.
»Morgen. Vielleicht. Wenn ihr eure Sache gut macht.« Zarife straffte sich. Ihre Stimme war befehl s gewohnt und zeigte keine Schwäche. Alles sol l te so aussehen, als gehöre es zu ihrem Plan, zunächst nur zwanzig Verdammte in ihre Welt zu holen. »Ihr seid die Vorhut«, erklärte sie, als sei all das von la n ger Hand geplant. »Euch fällt eine besondere Au f gabe zu.« Sie lächelte. »Ihr werdet in das Rebelle n lager gehen. Dort steht es euch frei, euch eure Opfer unter den Rebellen zu suchen. Eure Aufgabe wird es sein, einen offenen Schlagabtausch zwischen den Rebellen und den Kriegern zu verhindern. Ihre Leben sind zu kos t bar. Zu viele von euch warten je n seits des Tores auf einen Körper, den sie besetzen können. Bedenkt j e doch, dass ihr nur wenige seid. Ihr dürft euch nicht verraten, bis ich euch den Befehl dazu gebe – versta n den?«
***
Aideen, Tisea und Peme schlugen ihr Nachtlager am Ufer eines kleinen Sees auf Sie wählten eine Stelle in einer windgeschützten Senke, an der der grü n braune Schilfgürtel stark gelichtet war. Ein schmales Stück sandiger Uferstreifen bot Silfri Platz, damit er saufen konnte.
Peme entdeckte einen Brombeerstrauch, der noch Früchte trug, und erlegte sogar ein Kaninchen mit ihrer Kanka. Während Tisea das Tier
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