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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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langsam kam der rettende Waldrand n ä her, während sie durch das Hochland stolperten. Hunger und Durst quälten Hákon bei jedem Schritt. Er wus s te, dass es der Fremden nicht viel besser ergehen kon n te. Umso mehr erstaunte es ihn, dass sie nicht klagte, sondern sich tapfer vorankämpfte, während sich die Sonne langsam dem Horizont zuneigte und die kos t bare Zeit schneller verrann, als sie laufen konnten.
    »Du nimmst das hier wohl ziemlich ernst«, bemer k te Manon nach einer Weile.
    »Es ist ernst«, erwiderte Hákon knapp. Wohl zum hundertsten Mal, seit sie aufgebrochen waren, warf er einen prüfenden Blick zum Stand der Sonne und maß dann mit den Augen die Entfernung zum Wald. »Wir müssen schneller laufen.«
    »Noch schneller?« Manon schnappte nach Luft und presste die Hand auf die Taille. »Das … das schaffe ich nicht.«
    »Du musst.« Hákon griff nach ihrer Hand, um sie mit sich zu ziehen, aber sie entwand sich ihm. »Ich muss gar nichts!«, fuhr sie ihn an. Ihre Augen funke l ten zornig. »Was willst du denn machen, wenn ich mich jetzt einfach hier hinsetze und kein Stück weite r gehe? Willst du mich dann etwa übers Knie legen wie ein unartiges Kind?«
    »Nein.« Hákon schüttelte den Kopf. »Ich würde dich sitzen lassen und allein weiterlaufen. Du bist alt genug und kennst die Gefahr. Ich habe dich einmal gerettet und mein Leben für dich aufs Spiel gesetzt. Ich habe mein Pferd geopfert, damit wir beide durc h kommen. Aber jetzt ist Schluss, es gibt nur noch dich und mich. Und glaube mir, ich werde ke i nen Finger mehr krümmen, um dich zu retten – schon gar nicht gegen deinen Willen.«
    »Was bist du doch für ein Held.« Das klang spö t tisch und war wohl auch so gemeint. Anscheinend hatte Manon bereits vergessen oder verdrängt, dass sie in der vergangenen Nacht fast ein Opfer der Dashken geworden wäre.
    »Du hast die Schattenwölfe gesehen«, erinnerte Hákon sie. »Entscheide selbst. Ich für meinen Teil möchte ihnen nicht noch einmal begegnen.«
    »Schattenwölfe, pah«, Manons Lachen klang ein wenig irre. »Die habe ich mir doch nur eingebildet. Die waren nie wirklich da.«
    »Glaubst du?«
    »Ich weiß es.« Manon klang, als glaube sie es wir k lich. »Ich war total verängstigt, hungrig, durstig und am Ende meiner Kräfte. Da spielt einem die Phantasie schon mal einen Streich.«
    Hákon seufzte. »Meinetwegen glaub, was du willst«, sagte er gereizt und beschleunigte seine Schri t te. »Ich gehe weiter.«
    Zu seinem Erstaunen folgte sie ihm nach einigem Zögern. Als er noch eine Spur schneller ging, fiel sie nicht zurück, blieb aber immer einige Schritte hinter ihm. Hákon war das nur recht. Waren sie zunächst nebeneinander gegangen, achtete er nun sorgsam da r auf, immer einige Schritte Abstand zu ihr zu ha l ten. Es kostete ihm zu viel Kraft, sich mit ihr zu streiten. Kraft, die er besser fürs Laufen verwendete.
     
    Als roter Feuerball neigte sich die Sonne dem Hor i zont entgegen. Der Wald schien nun ganz nah zu sein, und doch war er immer noch viel zu weit en t fernt. Im verlöschenden Licht glaubte Hákon Gestalten zu e r kennen, die sich am Waldrand bewegten, aber der Eindruck war durch die Auszehrung und Erschöpfung so verschwommen, dass er seinen A u gen nicht mehr traute.
    Ein Blick zurück zeigte ihm, dass Manon immer noch hinter ihm war. Obwohl mit dem Licht auch die Wärme schwand und die Nacht die Vorboten ihrer frostigen Schatten bereits ins Hochland schic k te, hatte sie die Decken fortgeworfen. Ihre Schritte waren uns i cher, die Arme hingen kraftlos herab. Immer wieder stolperte sie über niedriges Gebüsch, schaffte es aber jedes Mal wie durch ein Wunder, einen Sturz zu ve r hindern. Hákon wusste, dass er kaum einen besseren Anblick bot. Auch seine Schri t te waren unsicher, auch er war am Ende seiner Kräfte. Den rettenden Wald zum Greifen nah vor Augen, erging es ihnen nicht viel besser als zuvor seinem Pferd. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie endgültig zusammenbrechen würden.
    »Hákon!« Manons Stimme war rau von der ausg e dörrten Kehle. »Hákon, warte!«
    Hákon wollte warten, aber seine Beine gehorc h ten ihm nicht. Sie bewegten sich einfach weiter. I r gendwie gelang es ihr dennoch, ihn einzuholen.
    »Warte!«, keuchte sie, legte ihm eine Hand auf die Schulter und brachte ihn damit zum Stehen. »Das … das ist doch Wahnsinn. Lass uns ausruhen. Jetzt. Hier. Später können wir immer noch …«
    Weiter kam sie nicht. Irgendwo über

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