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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Erscheinung. Ein wenig sah es aus wie ein Schwarm leuchtender Käfer, der sich unter ständigem Hin-und-her-Wogen rasend schnell durch die Nacht bewegte. Unablässig veränderte er seine Form, war mal lang und schmal und dann wieder zusammengeballt wie ein dichtes Knäuel. So etwas hatte sie im Hoc h land noch nie gesehen. Das Leuc h ten hingegen kam ihr bekannt vor. Rasch legte sie sich flach ins Gras, duckte sich und beobachtete, wie die seltsame Ersche i nung näher kam. Wie sich schon bald herausstellte, war es nicht nur ein Lichtgebilde, sondern gleich zwei. Als sie kurz verharrten, sah es fast so aus, als stünden dort zwei in Licht gehüllte Menschen.
    Menschliche Umrisse aus Licht. Aideen durc h fuhr es wie ein Blitz. Sie sind hier! Ein eisiger Schrecken schoss ihr durch die Glieder, als sie e r kannte, was das zu bedeuten hatte. Zarife musste ihre Verbündeten bereits ins Land geholt haben. Schneller, viel schneller, als Aideen es für möglich gehalten hätte, war der Al b traum Wirklichkeit g e worden.
    Fest an den Boden gepresst, lag Aideen im Gras. Sie hatte furchtbare Angst und wagte kaum zu a t men. Gehetzt wanderte ihr Blick von den geisterhaften W e sen zu Peme und Tisea, die am Feuer lagen und schli e fen. Sie wusste, dass sie die beiden wa r nen musste, aber die Lichtgestalten waren schon so nahe, dass sie unmöglich etwas rufen konnte, ohne sich selbst zu verraten.
    Feigling! Verräterin!
    In Gedanken verachtete sie sich zutiefst für ihre Schwäche. Die beiden verließen sich darauf, dass sie Wache hielt, und nun … Aideen nahm allen Mut z u sammen, um Peme und Tisea eine Warnung zuzur u fen. Doch vergeblich. Ihre Kehle war wie zug e schnürt.
    Die Lichtgestalten erreichten das Lager und schwe b ten lautlos zum Feuer. Ihre ganze Aufmer k samkeit galt den schlafenden Frauen. Aideen bemer k ten sie nicht. Die Zähne fest zusammengebi s sen, schob Aideen sich rückwärts den Hang hinu n ter. Ihr Herz raste, in ihren Ohren rauschte das Blut. Sie hatte furchtbare Angst. Nicht nur um sich, auch um Tisea und Peme, die i m mer noch ahnungslos schliefen. Alles in ihr schrie nach Flucht, aber ihre Glieder waren schwer wie Blei und gehorchten ihr nicht. Sie konnte nichts tun, außer d a zuliegen und zu beobachten, was geschah.
    Starr vor Entsetzen musste sie mit ansehen, wie sich eine der beiden Lichtgestalten zusammenballte und dann zu einem langen dünnen Faden streckte. Wie eine Schlange wand er sich um Pemes schlafende Ge s talt und wartete, bis sich die zweite Lichtgestalt in gle i cher Weise um Tisea gewunden hatte.
    Die beiden Frauen wurden unruhig. Sie redeten und bewegten sich im Schlaf. Dann ging alles sehr schnell. Wie auf ein geheimes Zeichen hin glitt das Ende eines jeden Fadens zum Ohr des umschlung e nen Körpers und tauchte darin ein. Peme schrie auf und bewegte sich zuckend hin und her, während der Lich t faden immer kürzer wurde und schließlich gänzlich in ihrem Schädel verschwand. Auch Tisea litt. Sie riss die Augen auf und schlug um sich, als wolle sie sich gegen einen unsichtbaren Feind zur Wehr setzen. Doch der Kampf währte nicht lange. Kaum war das Ende des Lichtfadens in ihrem Ohr verschwunden, wurde sie wieder ruhig. Einen A u genblick lang schaute sie sich noch verwirrt um, als sei sie aus einem unruhigen Schlummer erwacht und wisse nicht, was sie geweckt hatte, dann hörte A i deen sie gähnen und sah, wie sie sich wieder neben Peme schlafen legte.
    Endlose Minuten herrschte Stille in der kleinen Senke. Aideen lag wie versteinert in ihrem Versteck, unfähig zu begreifen, dass das, was sie eben gesehen hatte, wirklich geschehen sein sollte.
    Ein Albtraum, dachte sie bei sich. Das kann nur ein Albtraum oder eine schreckliche Vision gewesen sein. Sie drehte sich zu Silfri um. Der Kaltblüter graste g e mächlich in der Nähe und schien nichts Ungewöhnl i ches bemerkt zu haben.
    Also doch ein Albtraum. Aideen lauschte in die Nacht hinaus. Die Wellen des Sees plätscherten le i se, zwischen den Gräsern fiepte eine Maus, und ein kü h ler Nachtwind trug die Düfte des Herbstes über das Hochland. Peme und Tisea lagen beieinander am Fe u er, als sei nichts geschehen.
    Aideen wartete noch eine ganze Weile. Je mehr Zeit verstrich, desto sicherer wurde sie, alles nur geträumt zu haben.
    Zarifes Ankunft, der Tod zweier Menschen, die ihr am Herzen gelegen hatten, und die düsteren Proph e zeiungen des Gespinsts hatten zweifellos Spuren an ihrer empfindsamen Seele hinterlassen. Nahm

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