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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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mit geübten Handgriffen häutete und ausweidete, sammelten Peme und Aideen Gräser und trockenes Geäst für ein kleines Feuer, das wenig später knisternd in die Höhe sprang. Sie spießten die Fleischstücke auf St ö cke und garten sie über den Flammen; das Fleisch war zäh und schmeckte bitter, aber immerhin kon n ten sie ihre knurrenden Mägen damit füllen. Als sie gegessen ha t ten, war es dunkel geworden. Aideen wollte das Feuer löschen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, aber Tisea und Peme froren und wollten nicht auf die Wärme verzichten.
    »Hier ist weit und breit kein Mensch«, meinte T i sea. »Wer also sollte das Feuer sehen?«
    »Die Jägerinnen?« Aideen sah Tisea scharf an. »Ich bin lieber vorsichtig. Auch wenn wir bisher unbehelligt geblieben sind, kann ich mir nicht vo r stellen, dass Zarife uns so einfach ziehen lässt.«
    »Die Jägerinnen haben keine Pferde«, hielt Tisea ihr entgegen. »Sie werden uns nie einholen.«
    »Und wenn die Dashken uns längst auf den Fe r sen sind?«
    »Dann würde es uns auch nichts nützen, das Fe u er zu löschen«, behauptete Tisea, die davon übe r zeugt schien, dass die Dashken nicht mehr kommen würden. »Auf dem Weg zu den Hüterinnen haben sie uns m ü helos aufgespürt – ohne ein Feuer.«
    »Also schön.« Aideen seufzte. »Dann bleibt es eben an. Aber nur solange noch genügend Reisig da ist, um es am Leben zu halten. Ich werde im Dunkeln jede n falls kein Holz suchen gehen.« Sie legte ein paar Stöcke auf die Glut, um ihre Worte zu b e kräftigen. Dann warf sie einen Blick auf Peme, die am Feuer eing e schlafen war, und sagte versöhnlich: »Leg du dich auch ruhig nieder. Ich bin noch nicht müde und überne h me die erste Wache.«
    »Ich könnte aber auch …«, hob Tisea an, doch A i deen schüttelte den Kopf. »Nun gut.« Tisea stand auf, ging zu Peme und legte sich hinter ihr zum Schlafen nieder. Einen Arm schlang sie um ihre Schwester, um diese zu wärmen.
    Aideen betrachtete die beiden mit einem Anflug von Wehmut. Sie hatte nie eine Schwester gehabt und beneidete die beiden um die Zuneigung und das selbstverständliche Einvernehmen, das sie miteina n der verband. Es musste schön sein, jemanden zu haben, der einem so nahe stand. Für einen Auge n blick ließ sie die Gefühle zu, die in der melancholischen Aben d stimmung in ihr aufstiegen. Dann straf f te sie sich, schob die bedrückenden Gedanken beiseite und kle t terte auf die kleine Anhöhe, welche die Senke nach Norden begrenzte, um ihre Wache zu beginnen.
    Die Zeit verstrich langsam. Das gemächliche Plä t schern der Wellen begleitete Aideen wie eine sanfte Melodie, während sie in die Dunkelheit hi n ausspähte und bangen Herzens auf das gefürchtete Heulen lauschte, das dem Nahen der Schattenwölfe stets vo r auseilte. Sie wünschte, sie könnte Tiseas Zuversicht teilen, die sie bereits außer Gefahr wäh n te, aber sie konnte es nicht. Nicht, nachdem sie in die finsteren Abgründe von Zarifes Seele hatte bl i cken können.
    Zarife hatte Bethia getötet; die Oberin hingegen hatte sie selbst auf Zarifes Befehl hin getötet. Aideen spürte eine tiefe Scham in sich aufsteigen. Sie wus s te, dass sie die grauenhaften Bilder jenes Auge n blicks, da sie der Oberin den Dolch in den Leib g e rammt hatte, niemals würde vergessen können. Das Erschrecken in den Augen, der keuchende Atem, das Blut …
    Ich habe getötet. Ich bin eine Mörderin.
    Aideen schluckte schwer. Wie sollte sie mit di e sem Makel weiterleben? Wie jemals Frieden finden? Sie hatte das alles nicht gewollt und doch nichts d a gegen tun können. Zarife hatte sich ihrer wie einer willenl o sen Puppe bedient. Um das Verbrechen zu sühnen, muss ich weitergeben, was ich weiß, übe r legte sie. Ich muss alle warnen. Die Hüterinnen, die Rebellen, ja sogar die Herrschenden in Torpak mü s sen wissen, was Zarife plant.
    Entschlossen ballte sie die Fäuste. Sie hatte en d lich ein Ziel.
    War sie Tisea und Peme zunächst nur aus Furcht um ihre eigene Sicherheit gefolgt, hatte ihre Flucht nun einen tieferen Sinn. Erst hier in der Abgeschi e denheit des Hochlands wurde ihr klar, dass sie die Einzige war, die um den Verrat wusste. Die Einzige, die das drohende Unheil vielleicht noch würde a b wenden können.
    Eine Bewegung im Norden lenkte Aideens Au f merksamkeit auf einen grünlichen Lichtschein, der sich ihrem Lager rasch zu nähern schien. Was moc h te das sein? Sie blinzelte, fand aber keine Erklärung für die seltsame

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