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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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zu viel erwarten. Sie ist längst nicht wieder bei Kräften.«
    Ewas raschelte, dann entfernten sich eilige Schri t te.
    Die Frau gab Manon wieder etwas zu trinken. Als sie den Becher fortnahm, schlug Manon die Augen auf. Neben ihr saß auf einem Schemel eine Frau mit wettergegerbtem Gesicht, die ihre Großmutter hätte sein können. Mit dem grob gewebten Kopftuch, das die grauen Haare aus dem Gesicht fernhielt, dem fl e ckigen Kittel und dem geschnürten Leinenhemd da r unter wirkte sie wie eine Bäuerin aus dem Mitte l alter.
    »Wo bin ich?« Manon stützte sich auf die Ellb o gen, richtete sich ein wenig auf und schaute sich um. Die Pritsche, auf der sie lag, stand in einer Kammer, die nicht weniger mittelalterlich anmutete wie die Frau. Außer der Pritsche gab es nur noch einen Tisch und einen weiteren Hocker in dem Raum. An zwei Wä n den waren Regale aufgestellt, die bis unter die Decke reichten. Manon sah Körbe, Töpfe und allerlei Dinge des täglichen Gebrauchs, die darin lagerten. Genaueres konnte sie nicht erkennen, denn die Hütte lag weitg e hend im Dunkeln. Ein winziges Fenster am Kopfende der Pritsche spendete gerade so viel Licht, dass sie die Frau gut erkennen konnte. Eine dicke Kerze auf dem Tisch sorgte dafür, dass es weiter hinten im Raum nicht völlig dunkel war. In ihrem flackernden Schein erkannte Manon eine Vielzahl getrockneter Pflanze n bündel, die von der Decke herabhingen und einen würzigen Geruch ve r strömten.
    »Ich bin Aila, die Heilerin«, stellte die Frau sich vor, ohne Manons Frage zu beantworten. »Du warst sehr erschöpft, deshalb brachte man dich zu mir.«
    »Wo ist Hákon?« Nur ganz allmählich kehrten die Erinnerungen an das, was geschehen war, wieder z u rück.
    »Der Waldläufer?« Etwas an der Art, wie Aila die Frage stellte, gefiel Manon nicht.
    »Da war ein Heulen … und Wölfe …« Manon zi t terte vor Anstrengung. Die losen Fäden der Erinn e rung zu verknüpfen ging fast über ihre Kräfte.
    »Schattenwölfe.« Die Frau nickte bedächtig. »Ihr hattet Glück. Unsere Wachtposten haben euch gefu n den.« Sie grinste und zeigte ihre Zahnlücken. »Die Pferde waren schneller. Sonst säßest du jetzt nicht hier.«
    »Und wo ist Hákon?«, fragte Manon noch einmal.
    »Wenn er Glück hat, wird er heute Morgen noch einmal verhört, wenn nicht, ist er vermutlich schon tot.«
    »Tot?« Manon erblasste. »Aber warum? Er hat doch nichts getan.«
    »Er ist einer von der Garde.« Die Heilerin sagte das in einem Ton, als erkläre es alles, aber Manon verstand immer noch nicht. »Na und?«, fragte sie. »Was ist da r an so schlimm? Er hat mich vor den Schattenwölfen gerettet und sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um mich hierher zu bringen.«
    »Das ist unmöglich«, sagte die Heilerin ernst.
    »Wie? Warum ist das unmöglich? Es war so.«
    »Niemand entkommt den Schattenwölfen, wenn sie ihn im Hochland aufspüren«, sagte die Heilerin b e stimmt. »Allein das Waldland vermag etwas Schutz zu bieten, wenn auch nicht jedes Mal. Aber wie auch immer, dieser Hákon gehört zu Karadeks Männern und ist unser Feind.«
    »Karadek? Ich kenne keinen Karadek, und ich weiß auch nichts von einer Garde.« Manon fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, schüttelte den Kopf, seufzte und sagte leise: »Ich verstehe sowieso nichts mehr. Sind denn hier alle verrückt geworden? Oder bin ich es?«
    »Nein, verrückt sind wir nicht.« Die Tür wurde g e öffnet, und ein großer breitschultriger Mann in barb a risch wirkender Kleidung betrat den Raum. »Und du bist es vermutlich auch nicht. Vielleicht kann ich dir helfen zu verstehen.«
    »Tendor.« Die Heilerin erhob sich und deutete eine Verbeugung an.
    »Aila.« Tendor schenkte ihr ein Lächeln. »Du hast mir wie schon so oft einen großen Dienst erwi e sen. Ich danke dir. Du bist wahrlich die Beste.«
    »Sie ist verwirrt und noch sehr geschwächt«, erw i derte Aila, ohne auf das Lob einzugehen. »Lasst sie vorsichtig trinken und ein wenig essen. Sie muss sich erst wieder daran gewöhnen.«
    »Keine Sorge, ich werde achtsam sein.« Tendor öf f nete die Spange seines fellbesetzten Mantels und legte ihn auf den Tisch. Dann trat er vor Manons Lager, setzte sich auf den Hocker und sagte an Aila gewandt: »Lass uns jetzt bitte allein.«
    Aila nickte, ging zur Tür und verließ den Raum.
    »Wo ist Hákon?« Manon hielt sich nicht lange mit einer Begrüßung auf. Zu groß war die Sorge, dass die Heilerin recht behalten hatte, zu grausam der

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