Königin der Schwerter
gen?«
»Warum willst du das wissen?«, fragte Manon. »Du sagst, du bist ihr begegnet, da hättest du sie auch selbst fragen können.«
»Weil …« Aideen schaute Hákon an, der fast u n merklich den Kopf schüttelte. »Ich … hatte dazu keine Gelegenheit, weil … weil ich mich gleich nach ihrer Ankunft auf den Weg zu den Rebellen gemacht habe. Aber ich … ich würde gern wissen, was sie für ein Mensch ist.« Es war nicht zu überhören, dass die An t wort nicht ganz der Wahrheit entsprach, dennoch beschloss Manon zu antworten.
»Sandra ist freundlich, selbstlos, pünktlich und grundehrlich. Sie hat ein großes Harmoniebedürfnis und hasst Streit. Sie könnte keiner Fliege etwas z u leide tun. Auf sie kann man sich immer verlassen. Allerdings ist sie auch ein wenig abergläubisch und bisweilen auch unselbstständig, wenn es darum geht, unang e nehme Dinge zu erledigen.« Sie schaute Aideen fr a gend an. »Hilft dir das weiter?«
Aideen und Hákon wechselten einen kurzen Blick. Dann fragte Aideen: »Ist das wirklich diese Sandra, von der du sprichst?«
»Ja. Warum?«
»Weil die Zarife, die ich kennengelernt habe, ganz andere Eigenschaften besitzt.«
»Und welche?«
»Sie ist selbstbewusst und machthungrig, grausam und gnadenlos. Sie tötet, ohne mit der Wimper zu zucken, und denkt nur an sich selbst.«
»Dann ist es wohl nicht dieselbe Frau, von der wir sprechen.« Manon zuckte mit den Schultern. »Ich h a be doch gesagt, dass ich Zarife nicht kenne.«
»Diese Zarife«, fuhr Aideen fort, »wurde uns, wie du weißt, in einer uralten Prophezeiung als Retterin verheißen.«
»Stimmt, Tendor hat mir davon erzählt.« Manon nickte.
»Wie es aussieht, hat Zarife jedoch ganz andere, e i gene Pläne«, erklärte Aideen. »Sie will die Macht im Land an sich reißen und hat dafür mächtige Verbü n dete aus der Welt der Geister für sich gewinnen kö n nen. Wenn wir sie nicht aufhalten, wird sie unser Land in Finsternis stürzen.«
Also doch eine Queste, dachte Manon und fügte ihrem Bild ein neues Puzzleteil hinzu. Es wunderte sie nicht, dass Aideen ihr so eine Gruselgeschichte au f tischte. Ohne ein gefährliches Abenteuer wäre die ga n ze Sache ja auch mehr als langweilig. Ein finsterer G e genspieler mit geisterhaften Verbündeten, die es zu besiegen galt, durfte in keinem guten Film fehlen.
»Und nun wird eine Gruppe heldenhafter Krieger ausziehen, um das Land zu retten.« Es gelang ihr nicht ganz, den Spott aus ihren Worten zu verba n nen. Dazu war die Situation einfach zu spaßig.
»Woher weißt du das?« Aideen und Hákon sahen sie erstaunt an.
Manon biss sich auf die Unterlippe. Hatte sie zu viel verraten? Auf keinen Fall sollten die beiden gla u ben, dass sie etwas von dem Schwindel ahnte. »Nun, du … du hast doch eben selbst gesagt: ›wenn wir sie nicht aufhalten‹«, antwortete sie schnell. »Das klang ganz so, als hättet ihr das auch vor.« Manon entging nicht, dass Hákon Aideen einen ärgerlichen Blick z u warf Offenbar waren die Dialoge nicht so penibel a b gesprochen wie bei einem richt i gen Drehbuch.
Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann e r griff Hákon das Wort. »Du hast recht«, sagte er, nac h dem er sich vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war, der mithören konnte. »Es hat sich tatsäc h lich eine kleine Gruppe zusammengefunden, die ins Hochland gehen wird, um das Tor zu schli e ßen, durch das Zarifes Verbündete in unsere Welt gelangen. A i deen und ich sind auch dabei. Da du Zarife besser kennst als jeder andere von uns, wollten wir dich fr a gen, ob du uns begleiten willst.«
Na also. Manon hatte schon darauf gewartet, dass sie um Hilfe gebeten wurde. Die ganze Geschichte baute schließlich darauf, dass sie als Ahnungslose ein unglaubliches Abenteuer in einer Phantasiewelt erle b te. Vielleicht gab es sogar einen Geldpreis zu gewinnen für die, die bis zum Ende durchhielten. Fernsehsender waren ja bekannt für hohe Gewin n summen bei solch aberwitzigen Spielchen. Wo sie schon mal da war und mehrere Tage trotz aller Str a pazen durchgehalten hatte konnte sie sich das auf keinen Fall entgehen lassen. »Ja, klar«, sagte sie lässig. »Das ist kein Problem. Wenn ich euch i r gendwie helfen kann, komme ich mit.«
»Gut.« Hákon wirkte überrascht. Offenbar hatte er nicht mit einer so schnellen Zusage gerechnet. »Wir brechen bei Sonnenaufgang auf. Es wäre ra t sam, wenn du dich uns schon jetzt anschließen wü r dest. Wir nächtigen alle im Haupthaus,
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