Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
dort, wo sich auch der große Versammlungsraum befindet.«
    »Wenn ihr einen Augenblick wartet, komme ich gleich mit.« Manon stand auf und wollte ins Haus der Heilerinnen gehen, um ihre wenigen Sachen zu holen, da bemerkte sie, dass Hákon sie musterte. »Ist etwas?«, fragte sie.
    »Du bist für solch eine Aufgabe unpassend gekle i det«, stellte er mit einem kritischen Blick auf ihre sommerliche Kleidung fest. »Ich werde mi t kommen und die Heilerinnen bitten, dir neue G e wänder zu geben.«
    Manon widersprach ihm nicht. Tatsächlich war ihr in der dünnen Hose und dem knappen Shirt bitte r kalt. Die Decke hatte die Kälte zwar abgehalten, aber damit konnte sie natürlich nicht ins Hochland wa n dern. Dann ziehe ich mich eben um, dachte sie bei sich und verscheuchte hastig die Frage, wie es den M a chern der Reality-Show wohl gelungen sein mochte, das Wetter so täuschend echt auf Herbst zu trimmen.
     
    ***
     
    Die Nacht war schwarz, dunkel und still.
    So schwarz wie die Haut und die Kleidung der Gardisten, die sich einen Weg durch das Unterholz bahnten und so dunkel wie das Holz der Fässer und Kisten, die sie auf ihren Rücken mit sich schleppten. Es war gespenstisch. Obwohl Posten der Rebellen in regelmäßigen Abständen Wache hielten, bemerkten sie die tamjikischen Söldner nicht, die sich so flink und lautlos durch den Wald bewegten, wie es nur den A n gehörigen ihres Volkes möglich war, und ihre unhei l volle Fracht unbemerkt an verschiedenen Punkten im Unterholz verbargen. Sobald sie sich dieser entledigt hatten, kehrten sie dem Lager den Rücken und mac h ten sich auf den Rückweg, indem sie von einer Rolle Garn abspulten, das sie sorgfältig im trockenen Laub versteckten.
    Die Aktion war sorgfältig geplant. Alles verlief ohne Zwischenfälle und unbemerkt von den Rebe l len. Die wenigen Tamjiken, denen die seltsamen grünen Lich t streifen im Wald auffielen, die sich schwebend zw i schen den Bäumen hindurch auf sie zu bewegten, vermochten sich später nicht daran zu erinnern. G e meinsam mit ihren Kameraden kehrten sie am späten Vormittag ins Heerlager zurück, um den Komma n danten den Erfolg ihrer Mission zu vermelden. Sobald der Wind auf Süden drehte, wü r de das Schicksal der Rebellen besiegelt sein.
     
    ***
     
    »Bei den Göttern, wenn ich nicht wüsste, dass du eine von Grund auf ehrliche Haut bist, würde ich meinen, dass du dir das alles nur ausgedacht hast, um mich einzuschüchtern.« Zoltan schüttelte den Kopf.
    »Es ist die Wahrheit«, drängte Tendor. »Die bitt e re Wahrheit. Zarife hat uns alle hintergangen.«
    »Wem sagst du das?« Zoltan verschränkte die Hä n de hinter dem Kopf und lehnte sich selbstgefällig z u rück. »Aber ihr wolltet ja nicht auf uns hören. Ihr habt lieber den Ammenmärchen von dem gold e nen Reich Benize gelauscht, als den Auguren in Torpak Glauben zu schenken, die euch vor Zarifes Niedertracht warnen wollten. Habt ihr denn gedacht, wir verbieten die alten Legenden nur so zum Spaß? Habt ihr wirklich g e glaubt, dass wir damit nur uns e re eigenen Interessen schützen wollten? O nein. Das alles geschah allein zum Schutz der Bevölkerung. Es ist die Pflicht des Sehe n den, den Blinden zu warnen und ihn vor Unheil zu bewahren. Selbst wenn der Blinde sich dagegen sträubt.«
    »Deshalb habe ich dich zu mir bringen lassen«, griff Tendor den Gesprächsfaden auf, ohne auf Zo l tans Vorwürfe einzugehen. »Nun sehen wir die G e fahr – auch für die Krieger Torpaks. Wir müssen handeln, und zwar schnell, sonst sind unsere Mä n ner, meine und deine, bald nichts weiter als seele n lose Hüllen, die allein Zarifes Befehlen gehorchen.«
    »Diese Einsicht kommt dir reichlich spät«, meinte Zoltan zynisch. »Statt uns in sinnlosen Gemetzeln gegenseitig zu töten, hätten wir längst gemeinsam Vorbereitungen treffen können, um zu verhindern, dass so etwas geschieht.«
    »Du vergisst, dass nicht Zarife allein der Grund für unseren Widerstand ist«, knurrte Tendor. »Ehe Kar a dek Regent wurde, waren die Rebellen nichts weiter als ein kleiner unbedeutender Haufen, der von einem goldenen Reich und einem besseren Leben träumte. Wäre Karadek die Macht nicht zu Kopf gestiegen, hätte er das Volk nicht über die Maßen ausgebeutet und es in Armut und Elend getrieben, dann hätten deine Worte vielleicht ihre Berecht i gung. So aber war letztendlich er es, der die Me n schen dazu getrieben hat, sich den Rebellen anz u schließen. Ein Volk, das zufrieden und

Weitere Kostenlose Bücher