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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Jahre waren seitdem vergangen. Jahre des Kampfes und der ständigen Furcht vor Entdeckung. Jahre, in denen er zum A n führer der Gruppe aufgestiegen war.
    »Zarife ist eine gute Frau«, sagte das Mädchen in diesem Augenblick. »Wenn ich groß bin, will ich …«
    »Still, Kind.« Die Alte, die Jolfur am Tisch gegen ü bersaß, hob mahnend die Hand. »Dein Vater muss nachdenken.«
    Die Kleine presste die Lippen zusammen und schaute zu Boden.
    »Was wirst du tun?«, richtete die Alte das Wort an Jolfur.
    »Was besprochen wurde.« Entschlossenheit, aber auch die Sorge über das, was kommen würde, sta n den Jolfur ins Gesicht geschrieben. »Wir sind nur wenige, aber wir können kämpfen.«
    »Die Leute im Tal sagen, dass sich die Rebellen in den Wäldern an der Grenze zum Hochland versa m meln«, berichtete die Alte.
    »Die Leute im Tal sollten endlich lernen, nicht so geschwätzig zu sein«, knurrte Jolfur.
    »Sie beten für euch«, ergänzte die Alte. »Und für Zar i fe.«
    Jolfur ging nicht darauf ein. In Gedanken übe r dachte er bereits die nächsten Schritte. Die Zeit der Rache war gekommen. Endlich würde er Karadek heimzahlen können, was dieser ihm angetan hatte. Endlich würde er den Schwur einlösen und den Tod seiner Frau hundertfach rächen können.
    »Blut für Blut«, murmelte er so leise vor sich hin, dass die Alte es nicht hören konnte, und ballte die Fäuste. Schon morgen würde er mit Bjarkar und den Männern aufbrechen, um sich den anderen Rebelle n gruppen anzuschließen. Zuvor jedoch würde er dafür sorgen, dass die Mutter seiner Frau und seine Tochter unbeschadet in ihr Tal zurückkehren kon n ten, denn er wusste, dass er es nicht würde ertragen können, auch noch seine Tochter zu verlieren.

11
    Ulama war schon alt gewesen, als Hákon noch ein kleiner Junge gewesen war. Solange er sich zurücke r innern konnte, hatte sie so ausgesehen wie am verga n genen Abend, als er sie kurz besucht hatte. Der Tod, so munkelte man, schien sie vergessen zu h a ben. Ihre eigenen Kinder hatte sie überlebt, die Sohnsöhne w a ren längst ergraut. Ulama aber war geblieben, wie sie war. Alterslos und, wie es schien, unsterblich.
    Jetzt hatte der Tod sie gefunden. An diesem kü h len, sonnigen Morgen war er ihr letzter Gast gew e sen. Ob er auch ihr erster gewesen war, vermochte Hákon nicht zu beurteilen. Schweigend beobachtete er die Heilerin, die neben Ulama kniete und doch nichts mehr für sie tun konnte.
    »Sie ist vor drei oder vier Stunden gestorben.«
    Hákon zuckte zusammen. Er war mit den Geda n ken weit fort gewesen.
    »Quäle dich nicht mit Vorwürfen, Hákon«, sagte die Heilerin tröstend, während sie Ulamas Augen schloss. »Sie musste nicht leiden.«
    Hákon entspannte sich. »Dann war es ein natürl i cher Tod?« Die Frage war überflüssig. Als Waldlä u fer besaß er genug Erfahrung, um zu erkennen, dass hier kein Kampf stattgefunden hatte.
    »Sie war alt«, hörte er die Heilerin sagen. »Früher oder später erlischt jede Kerze.« Sie erhob sich und schaute Hákon an. »Du solltest es den anderen s a gen.«
    »Ich sollte längst auf dem Weg nach Torpak sein.« Hákon kämpfte mit seinem Gewissen. Ulama hatte es wahrlich nicht verdient, dass er ihren Tod als hinde r lich empfand. Sein ganzes Leben lang war sie ihm mit Liebe und Fürsorge begegnet. Diesem Großmut galt es gerade in der Stunde des Todes R e spekt zu zollen. Sie gehörte zu seiner Sippe, und wenn die Pfade des Blutes auch verschlungen waren, war sie für ihn, wie für alle, doch immer wie eine Muttermutter gewesen. Es war seine Pflicht, für die Dauer der Trauernächte an ihrer Seite zu bleiben, so wie es das Gesetz der Sippe ve r langte. Drei Nächte lang würden alle männlichen Nachkommen Ulamas unter freiem Himmel an ihrer Seite Wache halten, damit das Unsterbliche in ihr ungehindert ins Reich der Ahnen aufsteigen konnte.
    Aber er hatte auch andere Pflichten, die keinen Aufschub duldeten. Er musste dem Ruf des obersten Regenten unverzüglich Folge leisten, denn er hatte ihm Gehorsam bis in den Tod gelobt und geschw o ren, bis zum letzten Atemzug für Torpak zu käm p fen. Er wusste, dass es ein schweres Vergehen war, auch nur einen dieser Schwüre zu brechen. Mehr als einmal hatte er gesehen, wie es jenen erging, die es dennoch taten.
    Was also sollte er tun? Hákon seufzte. Wie er es auch drehte und wendete, es schien keine Lösung zu geben. Die Ergebenheit gegenüber der Sippe stand der, die er dem Regenten gegenüber

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