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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Verstorbenen wichen und die Totenfeier vorbereiteten. Bei Sonnenuntergang übe r nahmen die Männer die Wache, um bei Tagesanbruch wieder von den Frauen abg e löst zu werden, bis der Leichnam nach der dritten Nacht in einer feierlichen Zeremonie dem Feuer übergeben wurde. Holz und Reisig hatten die Frauen schon unter dem Gestell au f geschichtet, auf dem Ulama in ihre besten Gewänder gekleidet lag. Doch es war ungewiss, ob man das Feuer würde entzünden können. Die Gefahr war groß, dass die Flammen auf den Wald übergriffen.
    »Ja, das hatte sie.« Hákon flüsterte fast. »Sie ist von uns gegangen, wie sie gelebt hat. Still und b e scheiden.« Er seufzte. »Ich wünschte, ich wäre am Abend meiner Ankunft bei ihr geblieben, so wie sie es sich gewünscht hat. Aber ich war in Eile und konnte nicht …«
    »Mach dir keine Vorwürfe.« Gor deutete mit e i nem Kopfnicken auf Ulamas Leichnam. »Ich bin sicher, sie hat es verstanden.« Er zwinkerte seinem Bruder zu. »Du warst immer ihr Liebling.«
    »Ich weiß.« Hákon nickte bedächtig. »Aber ger a de deshalb hätte ich ihre Bitte nicht …« Er ve r stummte, weil auf der anderen Seite des Platzes plötzlich Sti m men laut wurden.
    »Was ist da los?« Gor reckte sich und spähte über das Feuer hinweg.
    »Das werden wir gleich wissen.« Im flackernden Licht waren die Umrisse der Männer jenseits der Flammen nur undeutlich zu erkennen. Offenbar gab es dort ein Handgemenge. Hákon zögerte nicht. G e folgt von Gor, eilte er darauf zu.
    »Lasst … lasst mich sofort los!«, hörte er einen Mann rufen. Die Worte kamen dem Sprecher nur schleppend über die Lippen. »Ich … ich bin nicht … nicht betrunken. Ich … ich will nur …«
    »Was ist hier los?« Energisch bahnten Hákon und Gor sich einen Weg durch die Umstehenden.
    Inmitten der Männer stand schmutzig und mit ze r rissenen Kleidern Allvar, Tiseas und Pemes V a ter. Die schulterlangen, grauborstigen Haare hingen ihm wirr ins aufgedunsene Gesicht, während die kleinen Augen rastlos umherhuschten.
    »Was fällt dir ein, unsere Totenwache zu st ö ren?«, fuhr Hákon ihn streng an. »Du gehörst nicht zu uns e rer Sippe.«
    »Sie … sind weg!« Verzweiflung schwang in Allvars Worten mit.
    »Wer ist weg?«
    »Meine Kinder, meine Mädchen.« Allvar sank wimmernd auf die Knie und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Tisea und Peme?«, erkundigte sich Hákon.
    »Ja, ja!« Die Arme an den Körper gepresst, b e wegte sich Allvar wiegend hin und her, als quälten ihn große Schmerzen. Offenbar hatte er jede Menge Wein g e trunken und war nicht mehr Herr seiner Sinne. »Helft mir«, flehte er. »Bitte. Ich muss sie suchen … sie s u chen. Die Dämonen … die Dämonen aus dem Hoc h land haben sie geholt.«
    »Dämonen, pah. Du bist betrunken, Allvar!«, hö r te Hákon einen seiner Vaterbrüder neben sich ausr u fen. »Ist doch kein Wunder, dass die Mädchen sich d a vonmachen. Ich habe mich schon gewundert, dass sie nicht längst weg sind.«
    »Wie lange sind sie schon fort?«, erkundigte sich Hákon, ohne auf das Geschwätz seines Verwandten einzugehen.
    »Ich weiß es nicht.« Allvars dürre Finger kramp f ten sich zitternd um einen Zipfel seines schmutzigen Hemds, während er zu Hákon aufblickte. »Ihr müsst sie suchen, bitte«, flehte er.
    »Wir müssen gar nichts, Allvar«, herrschte Gor den Betrunkenen an. »Wir haben hier eine Tote zu betra u ern und sind an die Pflicht der Wache gebu n den. Wenn du deine Mädchen hättest halten wollen, hättest du dich mehr um sie kümmern müssen.« Er schnaubte verächtlich. »Sieh dich doch an. Bist du das, was man einen guten Vater nennt? Ich für me i nen Teil werde die Mädchen gewiss nicht suchen. Mögen sie es dort, wo sie ein Heim finden, besser haben als bei dir.«
    »Aber die Dämonen … meine Kinder …«
    »Wenn du sie so sehr vermisst, steh auf wie ein Mann und suche sie selbst, statt hier herumzuja m mern.« Einige Männer lachten, als Gor das sagte, a n dere nickten zustimmend. »Das wäre eines treusorge n den Vaters wahrlich würdig.«
    »So treusorgend, wie dein Vater es einst war?« O b wohl er betrunken war, blitzte es in Allvars A u gen herausfordernd auf. »Oder willst du etwa b e haupten, dass er damals nach seiner Tochter gesucht hätte? Dass er den Dämonen gefolgt wäre, die ihm das Kind en t rissen? Was hat er getan? He?« Er maß Hákon mit einem spöttischen Blick aus den Auge n winkeln, als warte er auf eine Reaktion. Dann fuhr er an Gor g

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