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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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e wandt fort: »Ich sage es dir: Nichts hat er getan. Der alte Narr war viel zu feige. Und nicht nur das, er war auch …«
    »Schluss jetzt!« Gor trat vor, packte den betrunk e nen Allvar am Arm und zerrte ihn von den Mä n nern fort. »Ich habe genug von deinem Geschwätz. Mein Vater ist tot. Ich lasse es nicht zu, dass du seinen N a men in den Schmutz ziehst und schändliche Lügen über ihn verbreitest.«
    »Das sind keine Lügen!«, rief Allvar aus, wä h rend er sich unter Gors eisernem Griff wand und unbeholfen davonstolperte. Seine Augen suchten Hákons Blick, der die Szene verwirrt beobachtete. »Frag ihn!«, rief Allvar und deutete auf Gor. »Frag deinen Bruder. Er weiß es. Er war dabei.« Ein krä f tiger Ruck von Gor entlockte ihm einen schrillen Schmerzenslaut und zwang ihn, den herausfordernden Redefluss zu unte r brechen.
    »Du kommst jetzt mit«, befahl Gor. Ohne den Arm loszulassen, zwang er den widerstrebenden Allvar mit sich. »Ich bringe dich nach Hause.«
     
    Zur Mitte der Nacht saßen Hákon und Gor wieder beisammen am Feuer. Schweigend hingen sie ihren Gedanken nach, während sich die Männer ringsu m her schlafen legten.
    »Ist es wahr?«, fragte Hákon seinen Bruder nach e i ner Weile. »Ist es wahr, dass wir eine Schwester ha t ten?«
    Gor antwortete nicht sofort. Wie abwesend starrte er in die Flammen. Schließlich nickte er und sagte leise: »Ja, es stimmt. Ich hatte eine Schwester.« Er ve r stummte, schaute Hákon tief in die Augen und fügte hinzu: »Du hattest mehr als das – eine Zwilling s schwester.«
    »Eine Zwillingsschwester?« Unfähig, die ganze Tragweite der Worte zu ermessen, starrte Hákon Gor an, der seinem Blick mit zusammengepressten Li p pen standhielt. »Wie …? Warum …?«, fragte Hákon ve r wirrt. »All die Jahre … Warum weiß ich nichts d a von?«
    »Vater wollte es nicht.« Gor schüttelte betrübt den Kopf »Mutter hat den Verlust nie verwunden. Sie ha t te sich sosehr eine Tochter gewünscht und drohte an ihrer Trauer zu zerbrechen. Um es ihr leichter zu m a chen, hat Vater alle Erinnerungen an Viliana vernic h tet und jedem verboten, von ihr zu sprechen. Er wollte nicht, dass Mutter durch irgen d etwas an sie erinnert wird. Sie aber hat ihre Tochter nie vergessen. Und sie hat es unserem Vater nie verziehen, dass er nichts u n ternommen hat, um sie z u rückzuholen. Bis zu seinem Tod hasste sie ihn d a für.« Er verstummte, und als er weitersprach, war seine Stimme ungewohnt sanft. »Ich war damals noch zu klein, um zu verstehen, was g e schehen war. Aber ich war alt genug, die Kluft zu sp ü ren, die u n sere Eltern von diesem Tag an trennte. Nichts war mehr so wie vorher. Ich glaube, Vater wol l te nicht, dass du es auch spürst. Er wollte, dass du ihn liebst und achtest, so wie ein Sohn seinen Vater lieben und zu ihm aufsehen sollte. Du hast ihm das gegeben, was Mutter und ich ihm versagt haben. Du warst ihm immer am nächsten. Ich glaube, an dir wollte er gu t machen, was er deiner Schwester nicht geben konnte.«
    Hákon starrte seinen Bruder an. »Wusste Ulama davon?«
    Gor nickte. »Ja, sie wusste es. Und mehr noch; ich glaube, sie hatte sogar irgendetwas damit zu tun.« Er rückte ein Stück näher an seinen Bruder heran und senkte die Stimme. »Was ich dir jetzt e r zähle, muss unter uns bleiben. Verstanden? Ich habe keine Beweise dafür, nur eine vage Erinnerung aus Kindertagen, die mich bis heute nicht loslässt.«
    »Versprochen.« Hákon nickte ernst. Wahrheit oder nicht: Er war begierig, alles zu erfahren, was mit seiner Schwester zusammenhing.
    »Also gut«, hob Gor an. »Ich glaube, Ulama hatte die Hände mit im Spiel, als Viliana verschwand. Ich erinn e re mich an ein Gespräch zwischen ihr und V a ter, das ich zufällig belauschte. Ihr wart damals gerade ein ha l bes Jahr alt. Ulama sagte zu ihm, er müsse es tun. Der Handel sei beschlossen. Vater wollte nicht und bat um einen anderen Weg, aber sie blieb hart. Ich hörte, wie sie sagte: ›Du musst ihnen das Mädchen geben. Sie ist die zehnte der Blutlinie und gehört zu ihnen.‹«
    Hákon verstand nicht. »Zu wem gehört sie? Zu den Dämonen?«
    »Ich weiß es nicht.« Gor zuckte hilflos die Schu l tern. »Ich habe ein paar Mal versucht, von Ulama e t was darüber zu erfahren. Aber du kanntest sie ja. Sie hat mir nie etwas verraten.«
    »Und jetzt ist es zu spät.« Bitternis schwang in Hákons Stimme mit, als er auf den aufgebahrten Leichnam der Geschichtenweberin blickte.
    »Seit

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