Königin der Schwerter
Schrei gekommen war.
Das Erste, was er sah, war eine Gruppe von Pfe r den, die am Ufer des Flusses grasten. Dann entdec k te er die Männer. Sie bewegten sich unweit des Flu s ses unter einem Felsüberhang und schienen ein L a ger zu durchsuchen. Auf den purpurnen Umhängen prangte Torpaks Stierkopf und ließen keine Zweifel daran, dass sie der Garde angehörten. Als sie Hákon bemer k ten, drehten sie sich um und zogen ihre Schwerter. »Wer bist du? Und was hast du hier zu suchen?« Zwei Gardisten kamen auf ihn zu.
»Ich bin Hákon«, erwiderte er. »Fährtensucher und Waldläufer in Karadeks Diensten.«
»Reite weiter!« Einer der Gardisten, offensichtlich der Anführer der Gruppe, wedelte ungeduldig mit der Hand. »Hier gibt es nichts zu sehen.«
»Nicht?« Hákon reckte sich im Sattel. »Und was ist dort?«
»Das geht dich nichts an.« In der Stimme des Mannes schwang ein drohender Unterton mit. »Und jetzt reite weiter.«
»Kein Gardist ist befugt, einem Fährtensucher B e fehle zu erteilen«, erklärte Hákon selbstbewusst. »Wir empfangen unsere Befehle allein von Zoltan.«
»Wir auch.« Die Gardisten rührten sich nicht von der Stelle.
»Und wie lautet euer Befehl?«, fragte Hákon scharf.
Der Gardist grinste. »Wie lautet dein Befehl?«
»Ich bin auf der Suche nach Pferdedieben«, log Hákon, ohne mit der Wimper zu zucken. »Sie haben in einem Dorf unweit von hier einen silbergrauen Wallach gestohlen. Das Tier lahmt. Ich verfolge ihre Spur nun seit zwei Tagen – und sie führt hierher.«
»Hier gibt es keinen silbergrauen Wallach.« Der Gardist tat, als sehe er sich um. »Ich kann dir leider nicht helfen.«
»Und wem gehört das Lager dort?«, forschte Hákon weiter.
»Rebellen!« Der Gardist spie auf den Boden. »Das Pack versteckt sich hier überall. Sie sammeln sich an der Grenze zum Hochland.« Er blickte Hákon an, grinste breit und fuhr sich mit dem Zeig e finger in eindeutiger Pose über die Kehle. »Wir so r gen dafür, dass es nicht allzu viele werden.«
Hákon überlief es eiskalt. »Ich will sie sehen!«, fo r derte er, schwang sich vom Rücken seines Pfe r des und stapfte, ohne die Schwerter der Männer auch nur eines Blickes zu würdigen, zwischen den Kri e gern hindurch auf den Felsüberhang zu.
»Bleib stehen!« Jemand packte ihn hart an der Schulter. Hákon wirbelte herum und blickte in das narbige Gesicht des Anführers. »Ich sagte, das geht dich nichts an«, zischte dieser drohend.
»Hilfe!« Der Ruf erstickte in einem Schluchzen.
Hákons Augen verengten sich zu schmalen Schli t zen. »Rebellen, wie?«, fragte er leise, streifte die Hand des Gardisten ab und zwängte sich an den Männern vorbei zum Lagerplatz.
Tisea und Peme kauerten gefesselt unter dem Fel s vorsprung. Tiseas Wange zierte ein blutiger Striemen. Peme weinte. Als sie Hákon erblickten, flackerte Hoffnung in ihren Augen auf, aber er tat, als kenne er sie nicht. Die Gardisten waren in der Überzahl. Wenn er die Mädchen retten wollte, durfte er keine Schw ä che zeigen. Und er musste vorsichtig sein. Wenn der Schwindel aufflog, war auch sein Leben in Gefahr. Um einen getöteten Waldläufer würde man in Torpak nicht viel Aufhebens machen. »Das sind die beiden«, erklärte er in Anspielung auf seine Geschichte von dem gestohlenen Pferd. »Die Beschreibung passt haarg e nau.« Er blickte die Mä n ner nacheinander an und fragte scharf »Also, wo ist das Pferd?«
»Es ist fortgelaufen«, meldete sich einer der Gardi s ten zu Wort.
»Schweig!« Der Anführer hob drohend die Hand, doch es war bereits zu spät.
»Fortgelaufen. Soso.« Hákon nickte bedächtig. »Nun, das lässt sich nicht ändern. Dann bringe ich die beiden eben ohne das Pferd zurück, damit sie bestraft werden können.« Er sah, wie Tisea zusa m menzuckte. Das Entsetzen in ihrem Gesicht berührte ihn. Gern hätte er ihr alles erklärt, aber das musste warten.
»Na gut. Du kannst sie haben.« Der Anführer baute sich dicht vor Hákon auf und versperrte ihm die Sicht auf die Mädchen. In seinen Augen blitzte es begeh r lich, als er hinzufügte: »Wenn wir mit ihr fertig sind.«
Hákon erschrak. Entschlossen, den Mädchen Leid zu ersparen, schob er sich an dem Gardisten vorbei und ließ seinen Blick prüfend über das verwüstete L a ger schweifen. »Wie ich sehe, habt ihr bereits alles durchsucht«, sagte er. »Und wenn nicht, könnt ihr euch die Mühe sparen. Die beiden da sind Pferdedi e be, keine Rebellen. Euer Auftrag ist also e r
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