Königin der Schwerter
enormen Verluste sprachen sich wie ein Lau f feuer unter den Gardisten herum. Die Krieger waren nur noch unter Androhung von Strafe bereit, an der ungeschützten Flanke des Heeres zu ma r schieren oder auf die Suche nach den Rebellen in den Wald zu g e hen. Einige der Söldner versuchten gar die Flucht zu ergreifen, aber sie wurden schnell gestellt und sogleich hingerichtet.
Obwohl Zoltan anordnete, das erste Nachtlager im Waldland mit dreifachen Wachen zu sichern, konnte er nicht verhindern, dass man am Morgen ein Du t zend Krieger mit durchschnittener Kehle vo r fand. Die meisten von ihnen waren mitten im Lager im Schlaf getötet worden, ein Umstand, der für G e rüchte über mögliche Verräter in den eigenen Reihen und noch mehr Unruhe sorgte.
Die Taktik der Rebellen war so offensichtlich wie einfach. Da sie es an Waffen und Kampfkraft nicht mit dem Heer aufnehmen konnten, versuchten sie die Moral der Truppe mit heimtückischen Angriffen de r art zu untergraben, dass ein geordneter Feldzug nicht mehr möglich war.
Fast wäre ihnen dies schon am nächsten Morgen gelungen, hätte Zoltan nicht Strenge walten lassen und zwei flüchtige Gardisten vor allen Augen hi n richten lassen. Als sich das Heer schließlich wieder in Bew e gung setzte, hatte es mehr als fünfzig Mann verloren, ohne dass auch nur einer der Krieger einem Rebellen von Angesicht zu Angesicht gegenüberg e standen hätte.
Der Unmut und die Furcht unter den Männern e r hielten neue Nahrung, als immer mehr Krieger wä h rend des Marsches wie gefällte Bäume zusammenbr a chen, durchbohrt von einem Pfeil, der nur von den Rebellen stammen konnte.
»So geht es nicht weiter, Zoltan«, richtete Menard am späten Nachmittag das Wort an seinen Freund. »Wir haben seit dem Morgen mehr als zwanzig Mä n ner verloren und nicht ein einziges Mal einen Gegner zu sehen bekommen. Die Stimmung ist kurz vor dem Umkippen. Wenn wir nicht bald etwas u n ternehmen, werden wir die Männer nicht einmal unter Androhung von Gewalt zum Gehorsam zwi n gen können.« Seine Worte wurden von einem gellenden Schrei unterstr i chen, der auf ein neuerliches Opfer schließen ließ.
»Die Männer haben einen Eid geschworen, und diesen werden sie halten.« Zoltan war sich dessen nicht so sicher, wie seine Worte glauben machen sollten. Aber er war zu sehr Krieger, als dass er sich einen Au f stand gegen die Heerführung vorstellen konnte.
»Sie haben Angst, Zoltan«, mahnte Menard. »Nicht wenige glauben, dass es die Dashken selbst sind, die uns angreifen.«
»Die Dashken?« Zoltan lachte spöttisch. »Die Mä n ner sollten wissen, dass die Dashken noch nie einen Krieger Torpaks außerhalb des Hochlands ang e griffen haben. Dies wird erst geschehen, wenn Zarife ihnen den Befehl dazu gibt. Aber so weit ist es noch lange nicht.«
Doch Menard ließ sich nicht so einfach abspe i sen. Im weiteren Verlauf des Vormarsches wurde er nicht müde, Zoltan über die kritische Lage im Heer zu b e richten.
Die unverzügliche Hinrichtung zweier Zwangsre k rutierter, die versucht hatten zu fliehen, nahm er zum Anlass für einen erneuten Vorstoß.
»Na, hörst du sie lachen?«, fragte er Zoltan aufg e bracht. »Hörst du, wie sie sich freuen, dass wir uns jetzt schon gegenseitig töten und ihnen die Arbeit a b nehmen? Sieben Flüchtige. Sieben Tote, die die Rebe l len nicht mal einen Pfeil gekostet haben. Wir nehmen uns selbst die Kampfkraft, indem wir unsere eigenen Männer töten. Das darf nicht sein, hörst du?« Er schaute Zoltan eindringlich an. »W o hin soll das noch führen?«, fragte er. »Noch sind es nur wenige Verzwe i felte, die die Flucht wagen. Ich fürchte jedoch, dass sie sich bald scharenweise auf den Weg machen werden. Willst du sie dann alle töten?«
Zoltan antwortete nicht sofort. Die Worte seines Freundes stimmten ihn nachdenklich. Tief in sich spürte er, dass Menard recht hatte, auch wenn sein Kriegerherz sich weigerte, dies anzuerkennen. Fei g heit war in seinen Augen die größte Schande für einen Gardisten. Im Krieg gegen die Tamjiken hatte er so manches Mal die Furcht kennengelernt. Niemals j e doch hatte er sich den Gedanken an Flucht erlaubt, nicht ein einziges Mal auch nur in Erwägung gezogen, dass er seinen Eid auf Karadek und Torpak hätte br e chen können, um sein Leben zu retten. Für ihn war es allein der Tod, der ihn von der Treue zu seinem Her r scher entband. Und dies erwartete er wie selbstve r ständlich von jedem Gardisten.
Schweigend ritt er
Weitere Kostenlose Bücher