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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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Padrone !“
    „Nimm
mich morgen Abend mit, wenn du den Padrone ausfährst.“
Sie kam nicht dazu, ihm mehr zu erklären; Varese war in
Hörweite.
    Cesare
schluckte; nun hatte es ihm vollständig die Sprache verschlagen.
    „Cesare!“
Der Nachbar schwenkte mit einem Grinsen den Spazierstock, als hole er
zu einem Schlag aus. „Hat er Sie von der Arbeit abgelenkt,
Mirella?“
    „Ich
habe mich gerne ablenken lassen.“
    Es
war gewiss nicht die untergehende Sonne, die Cesares Gesicht rot
schimmern ließ, als er auf den Kutschbock stieg.

    ***

    Einer
Eingebung folgend zog Mirella ihre Gerbschuhe an, als sie sich am
nächsten Nachmittag fertig machte, um nach Formiello zu fahren.
Sie schob den Rock tief in die Hüfte und ließ ihn auf der
Treppe schleifen, während sie hinunterging, damit Rita die
Schuhe nicht sah. Die Mutter war klüger als sie sich für
gewöhnlich anmerken ließ. Freilich, andernfalls würde
Enzo sie gewiss nicht so schätzen und lieben nach all den Jahren
noch.
    Varese
blickte erstaunt, als sie ihn bat, sie ein Stück des Weges
mitzunehmen. „Woher weiß Sie, dass wir den gleichen Weg
haben?“
    Sie
warf einen verschämten Blick zu Cesare.
    „Die
Signorina wird es sich denken können nach unserem Gespräch
gestern Abend.“
    Wieder
hob Varese wie drohend den Gehstock; aber dieses Mal blieb sein
Gesicht ernst – nachdenklich. „Junge, du solltest dir
besser überlegen, was du erzählst.“
    „Aber
...warum durfte die Signorina nicht erfahren ...“
    „Die
Signorina schon; aber gewöhne dir ab zu erzählen, was ich
tue. Die Geschäfte deines Herrn gehen dich nichts an.“
    „Ja, Padrone .“ Kleinlaut stieg Cesare auf den Bock, während
Varese Mirella in die Kutsche half.
    „Wohin
will Sie?“
    „Zur Principessa d’Oliveto.“
    Varese
schwieg einen Moment. „Dort komme ich nicht vorbei.“
    „Das
letzte Stück kann ich laufen.“
    „Das
wird Ihr Vater nicht gerne sehen.“
    Mirella
lächelte keck. „Muss er es erfahren?“
    „Oh,
ihr Kinder! Wieso denkt ihr, euren Eltern bliebe etwas verborgen?“
    Mirella
erschrak ein wenig. Wenn nun Enzo bei nächster Gelegenheit
gegenüber dem Marchese eine Bemerkung fallen ließe. Es
stimmte schon, was die Nonnen sie gelehrt hatten: Eine Lüge zog
die andere nach sich. Und wie anstrengend es war, sich immer neue
auszudenken. Sie schloss die Augen; plötzlich verstand sie auch,
dass immer mehr Leute sich nach der ruhigen Zeit vor dem Aufstand
zurücksehnten.
    Eine
Berührung schreckte sie auf. Die Kutsche hatte angehalten.
    „Sie
ist eingeschlafen. Vielleicht sollte Sie besser in Ihrem Bett liegen
als am Abend noch auszugehen.“
    Mirella
schob sich aus der Ecke der Kutsche in aufrechte Position. „Verzeih
Er mir. Wo sind wir?“
    „In der via Toledo.”
    Sie
erhob sich, aber wie sie erwartet hatte, drückte Varese sie
wieder auf ihren Sitz zurück. „Ich habe länger zu
tun. Cesare wird Sie inzwischen zu Ihrer Freundin fahren. Enzo wäre
mir gram, ließe ich Sie alleine durch die Stadt laufen.“
    Cesare
öffnete die Tür.
    „Wie
kommt Sie hernach nach Hause?“
    „Der
Kutscher des Marchese wird mich morgen früh fahren.“ Noch
eine Lüge – und noch eine Person mehr in ihr Gespinst
verwickelt. Nun würde sie tatsächlich wieder zu Stefania
gehen müssen. „Vater zieht es vor, dass ich bei den
Oliveto übernachte.“ Das wenigstens war die Wahrheit.
    Cesare
blieb an der offenen Tür stehen, bis Varese an den Stufen der Reggia angekommen war. „Wohin soll ich Sie fahren,
Signorina?“
    „Genau
weiß ich es nicht. Fahr nach Formiello und halte an der
Kreuzung, die vom Pizzofalcone herunterführt.“
    „Und
dann?“
    „Warten
wir. Wann musst du den Padrone abholen?“
    „Spät.“
Cesares Gesicht glühte vor Aufregung. „Wir haben sicher
Zeit genug.“
    Eine
Viertelstunde später hielt er an der Kreuzung und kam zu
Mirella. „Worauf warten wir?“
    „Auf
ein Fuhrwerk mit Grappa- und Weinfässern.“
    „Mit
Fässern?“ Ein wenig ratlos schnappte er nach Luft, wagte
aber nicht, sie nach dem Sinn des Ganzen zu fragen.
    „Ich
bin mir sicher, dass es keine halbe Stunde dauern wird, bis das
Fuhrwerk hier vorbei kommt. Und dann folge ihm – aber so, dass
der andere keinen Verdacht schöpft.“
    „Wozu
das alles?“ Cesare wirkte noch ratloser. Nun hatte er seine
Neugier doch nicht bezähmen können.
    „Weil
ich sicher bin, dass in den Fässern kein Wein ist. Eigentlich
sollten sie leer sein, denn sie kommen aus dem Keller

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