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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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streifte ihr Ohr. „Umso besser.“
    „Warum?
So wissen wir nicht, ob sie fort sind.“
    „Aber
sie bemerken auch die Kutsche nicht.“
    Er
nahm sie an der Hand und führte sie langsam den Tunnel entlang.
Der Weg wurde wieder breiter und bald schien es abwärts zu
gehen.
    Dann
hielt Cesare sie abrupt fest. „Aufpassen!“
    Es
kamen zwei Stufen. Hätte sie noch Zweifel gehabt, dass er sich
hier auskannte, sie wären jetzt restlos beseitigt.
    „Wieso
haben wir den Lichtschein sehen können, obwohl dieses Stück
tiefer liegt?“
    „Die
Decke ist höher.“
    Gleich
darauf kamen sie an eine Gabelung. Cesare blieb stehen.
    „Weißt
du nicht mehr weiter?“
    „Was
denkt Sie, aus welchem der Tunnel das Licht kam?“
    „Wie
soll ich das wissen? Wo sind wir hier überhaupt?“
    „Unter der Piazza del Mercato.“
    „So
weit schon?”
    Er
antwortete nicht; vermutlich nickte er und hatte vergessen, dass sie
es nicht sehen konnte.
    „Welchen
Tunnel auch immer sie benutzt haben; sie können nicht weit
gegangen sein. Sonst hätten wir doch nichts gesehen.“
    „Richtig.
Wir könnten sie einfach beide ausprobieren. Oder nachdenken. Der
eine führt zum Hafen, der andere unter die Kathedrale.“
    „Eine
Kaverne unter der Kathedrale?“
    „Sicher.
Was dachte Sie, woraus die Katakomben bestehen? Die Krypta ist ein
Teil davon.“
    Dieser
Junge überraschte sie immer mehr. Er besaß mehr Wissen als
einem Domestiken zustand.
    „Wo
würde Sie das Pulver deponieren, wenn Sie damit etwas vorhätte?“
    „Unter
den Mauern einer Festung natürlich.“ Ihr stockte der Atem. „Der Palazzo
Reale also.“
    „Keiner
dieser Wege führt dorthin.“
    „Dann
...“ Er hatte es eben gesagt. „Das glaube ich nicht. Kein
Christenmensch würde so etwas tun.“
    „Die
Spanier beschießen auch unsere Kirchen, oder nicht?“
    „Aber
...“
    „Wenn
Sie nicht selber überzeugt wäre, dass man sich gegen das
Volk und den Dogen verschworen hat – wären wir dann hier?“
    Mirellas
Herz versäumte einen Schlag und begann dann, heftig zu pochen.
Sie presste die Hände auf die Brust und wartete darauf, dass es
vorbei ginge.
    „Signorina?“
    „Nehmen
wir den Gang zur Kathedrale.“
    Es
ging schräg hinab; dann kamen wieder Stufen, die sie noch tiefer
führten, und anschließend liefen sie durch Wasser. Mirella
begann mit den Zähnen zu klappern und bald wusste sie nicht, ob
vor Kälte oder vor Furcht.
    Sie
blieb stehen. „Niemals würde ein Neapolitaner die
Kathedrale in die Luft sprengen. Cesare! So bedenke doch. All die
Leute!“
    „Es
wird nicht die ganze Kirche einstürzen; das halte ich für
unmöglich.“
    „Führt
die Kaverne nicht unter der ganzen Kirche entlang?“
    „Doch,
aber sie werden das Pulver gewiss an einer einzigen Stelle zünden,
damit es seine Wirkung tut. Unter der Krypta.“
    „So
gibt es einen Zugang.“
    „Vielleicht
wollen sie auch gar nicht sprengen. Aus der Krypta heraus gelangt man
durch die Sakristei in den Altarraum. Vielleicht ist nur ein direkter
Angriff mit Arkebusen und Pistolen geplant. Allerdings bei der Menge
an Pulver ...“
    Mirella
japste nach Luft. „Nur!“ Der Platz des Dogen war dort
oben. Und Alexandre an seiner Seite: Er würde ihn mit seinem
Leben verteidigen. „Das darf nicht geschehen.“
    „Die
Spanier ... Vermutlich würde Annese ihnen eigenhändig die
Schlüssel Neapels übergeben, um seinen Kopf zu retten.“
    „Gehen
wir weiter.“ Sie stolperte gegen eine Stufe; Cesare erwischte
sie am Kleid, bevor sie stürzte. „Geht es hier nach oben?“
    „Ich
glaube, jetzt ist es ungefährlich.“ Ein Ratscher, dann
flackerte der Zunder auf und Cesare zündete die Lampe wieder an.
„Ich habe Sie mit den französischen Offizieren gesehen.
Sie kennt sie gut, nicht wahr?“
    „Manche.“
    Cesare
packte sie am Arm. „Dann wird man Ihr glauben.“
    Da
hatte sie ihre Zweifel. Alexandre und Albert wussten zu gut, dass sie
nicht immer die Wahrheit sagte. „Man braucht mir nicht zu
glauben. Sie können doch selber nachsehen.“
    „Sie
kennen sich nicht aus.“
    „Du
musst sie führen, Cesare.“
    Die
Stufen wendelten sich in einem enger werdenden Schacht nach oben. Sie
waren ungleichmäßig hoch und zuweilen so schmal, dass sie
nur mit dem Ballen auftreten konnte.
    Mirella
stützte sich an beiden Wandseiten ab. Bei jedem Schritt tastete
sie mit dem Fuß erst nach sicherem Halt, bevor sie ihn
aufsetzte und den anderen hob. Plötzlich blieb sie stehen und
fuhr mit den Handflächen über die

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