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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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de Guise, betrat die Kathedrale.
    Er
war unglaublich jung; Mitte Dreißig vielleicht – wie
hatte er in seinem kurzen Leben all die Dinge untergebracht, von
denen sie gehört hatte? Erzbischof in Reims, zwei Ehen, eine
Verschwörung gegen den König von Frankreich, eine
Aussöhnung und eine erneute Verschwörung. Und nun hier für
die Interessen Frankreichs. Oder für seine eigenen?
    Der
Herzog küsste den Bischofsring, wie es sich gehörte;
anschließend schüttelten die beiden Männer sich die
Hand. De Guise zog sein Schwert und gab es einem der Milizionäre.
Dann schritt er an Filomarino vorbei zum Altar.
    Seine
Soldaten, die hinter ihm die Kirche betreten hatten, folgten ihm
einer nach dem anderen. Filomarino begrüßte jeden
einzelnen von ihnen mit Handschlag, nachdem sie gleichfalls seinen
Ring geküsst hatten.
    „Verräter!“,
zischte Dario.
    Mirella
wandte sich überrascht zu ihm um.
    „Sie
scheinen sich gut zu kennen.“
    Enzo
legte ihm die Hand auf den Arm. „Filomarino hat ihn sicher
gestern schon empfangen.“
    Einer
der jungen Soldaten ging so dicht an Mirella vorbei, dass er sie mit
seinem angewinkelten Ellenbogen streifte. Dieser hatte sein Schwert
nicht abgelegt, sondern umklammerte den Griff, als sei er bereit, es
jeden Moment zu ziehen. Trauten sie den Neapolitanern nicht? Dario
hinter ihr knurrte aufgebracht. Sie drehte sich zu ihm um, kreuzte
seinen finsteren Blick. Vielleicht hatten sie so unrecht nicht.
    Der
junge Soldat ging die Stufen zum Altar hoch und stellte sich neben
den Herzog. Immer noch die Hand am Schwert.
    Die
zwei Dutzend Männer des Gefolges setzten sich auf die vorderen
Kirchenbänke, die der Küster freigehalten hatte. Filomarino
begann die Messe zu lesen.
    Mirella
kniete sich zum Schuldbekenntnis. Da lehnte sich Stefanie zurück.
„Adrett sieht er aus, der Herzog.“
    „Nicht
nur der“, flüsterte Mirella, die Augen auf den Mann neben
ihm gerichtet.
    Stefania
folgte ihrem Blick. „Der gefällt dir? Der ist höchstens
zwanzig; bestimmt ein Grünschnabel. Ein Milchbart.“
    „Er
hat doch gar keinen!“ Mirella unterdrückte das Glucksen in
ihrer Kehle. „Der Herzog ist schon verheiratet.“
    „Seine
letzte Ehe ist gerade annulliert worden.“
    Mirella
prustete los, was ihr von Enzo einen heftigen Stoß in den
Rücken einbrachte und von der Marchesa d’Oliveto einen
zornigen Blick. Aber im weiteren Verlauf der Messe hörte sie
dennoch kaum zu; sie hätte hinterher nicht zu sagen vermocht,
worüber der Kardinal gepredigt hatte. Den Augenblick zur
Kommunion hätte sie auch verpasst, wenn Enzo sie nicht aus der
Kirchenbank geschoben hätte.
    Mirella
konzentrierte sich und sprach das vorgeschriebene Amen. Dann ging ihr
Blick wieder zu dem jungen Soldaten an der Seite des Herzogs. Dass
sein spärlicher Bart kaum den unteren Teil seiner Wangen
bedeckte, ließ ihn tatsächlich sehr jung erscheinen;
höchstens Mitte Zwanzig. Nein, weniger; er war gewiss jünger
als Dario. Aber er trug zwei Ordenssterne. Und schien die persönliche
Wache des Herzogs zu sein. Er hatte den Blick auf die Menge
gerichtet, seine Augen gingen wachsam hin und her.
    Dann
war die Messe zu Ende.
    De
Guise stand auf und trat an den Rand des Altarraums. Er schien den
Blick jedes einzelnen einfangen zu wollen, so lange stand er
regungslos da und ließ seinen Blick durch die Reihen der
Kirchenbesucher gehen.
    Einer
der Messdiener brachte eine schwere Bibel aus der Sakristei, deren
lederner Einband mit Gold beschlagen war. Kardinal Filomarino nahm
sie ihm ab und ging zum Herzog.
    De
Guise legte die Hand auf die Bibel und sprach den Schwur der Dogen
Neapels. Seine schöne volle Stimme füllte ohne Mühe
das ganze Kirchenschiff. Er sprach das Neapolitanisch mit einem
schweren Akzent, aber er kam keinen Augenblick ins Stocken;
vermutlich hatte er die Worte auswendig gelernt. Dann kniete er sich
vor dem Kardinal auf eine mit rotem Samt beschlagene Bank.
    Filomarino
nahm aus der Hand eines zweiten Priesters die Königskrone von
Neapel und setzte sie dem Herzog auf. Dann trat er einen Schritt
zurück und hob die Hände, um ihn zu segnen. Aber bevor er
dazu kam, stand de Guise auf und wandte sich wieder der Menge zu.
    „Ich
danke Euch für die Ehre, mir den Schutz Eurer jungen Republik
anzuvertrauen. Ich gelobe, sie bis zum letzten Atemzug zu verteidigen
und die Rechte eines jeden Bürgers zu achten und zu wahren.“
    „So
sieht er aus!“ Dario stieß ein unwilliges Grunzen aus und
erhob sich halb von seinem

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