Königliche Republik (German Edition)
eine Falle gestellt.
„Was
ist damit?“
Sie
seufzte, als ergebe sie sich. „Das gehört zu den Dingen,
die ich dem Dogen erzählen will.“
„Wenn
Ihr das genauso unkontrolliert macht wie jetzt ... Ihr seid wenig
überzeugend auf diese Weise.“
Er
setzte sich auf einen der Stühle vor dem Kamin und schlug die
Beine übereinander. „Ich könnte mit Euch üben.“
„Ihr
zieht mich auf!“ Sie ging auf die Tür zum Arbeitszimmer
zu. „Und es hat Eile, auch wenn der Herzog das anders sehen
mag.“
Er
grinste. „Versucht es nur, ihn zu stören, wenn ein
Gesandter des Königs bei ihm ist.“
„Ein
Gesandter? – Wie ist er in die Stadt gekommen?“
„Wie
kommen andere in die Stadt?“
„Und
was tut er hier?“
„Mazarin
liegt an Neapel und dem König an de Guise. Sie wollen mit
Getreide aushelfen.“
„Wir
können uns selber helfen. Wenn wir die Spanier erst einmal
vertrieben haben.“
„Es
sieht nicht danach aus, als ob es euch gelänge.“
„Euch
aber auch nicht!“ O wie ungeschickt war sie.
„Wenn
Ihr de Guise beleidigt, kommt Ihr nicht weit. Und vergesst nicht, es
war Verrat im Spiel.“
„Das
genau ist auch unser Problem.“
„Auch?“
„Müsst
Ihr ständig Echo spielen?“
Albert
war sichtlich amüsiert. „Liebste Mirella, Ihr seid zornig.
Aber Euer Zorn richtet sich gegen den falschen.“
„Da
bin ich mir nicht sicher. Schließlich ist es der Doge selber,
der seine Reihen nicht fest geschlossen hält.“
„Wollt
Ihr damit andeuten, dass es tatsächlich einen Verräter
gibt?“
Mirella
schnappte nach Luft. „Nein!“ Schweiß sammelte sich
in ihrem Nacken. Schon wieder hatte sie es fertiggebracht, dem
Gespräch eine Wendung zu geben, mit der sie sich in
Schwierigkeiten brachte. „So habe ich das nicht gemeint.“
Der wachsame Blick Alberts brachte sie endgültig zum Stottern.
„Die italienischen Söldner ...“
„Sie
haben die Schlacht verlassen statt für ihre eigenen Interessen
zu kämpfen.“
„Sie
haben das durchaus aus eigenem Interesse getan.“ Mirella gab
auf. „Nicht alle sind mit der Republik einverstanden.“
„Und
noch weniger sind mit der Amtsführung de Guises einverstanden.
Das wissen wir wohl!“ Albert begann, auf und ab zu gehen. „Ihr
vertraut mir nicht; habe ich recht? Und doch ...“ In seinen
Blick trat ein sehnsüchtiges Licht.
„Nun,
Ihr gehorcht doch de Guises Befehlen. Allen seinen Befehlen.“
Er
wurde blass.
Die
anzügliche Betonung der letzten Worte war unbeabsichtigt
gewesen. Aber mit der Wirkung war sie nun äußerst
zufrieden. Warum sollte sie als einzige ein schlechtes Gewissen wegen
Alexandre haben? „Selbst, wenn Ihr wisst, dass es Unrecht ist
und Euren besten Freund trifft.“
Albert
blieb vor ihr stehen. „Ich bin mittlerweile überzeugt,
dass es mehr an den Scandore als an mir liegt, wenn ihm ein Leid
geschieht.“
Wie
recht er hatte. Aber sie würde es wieder gut machen. Immerhin
war selbst Stefanias Mutter einverstanden. Sie half auch Dario damit.
Und schadete niemandem wirklich. „Denkt Ihr, dass die Spanier
siegen werden?“
Albert
wurde wieder wachsam. „Wie kommt Ihr jetzt auf diese Frage?
Hängt davon ab, was Ihr dem Dogen erzählen werdet?“
Er nahm ihre Hände auf, die sie im Schoß miteinander
verknotet hatte, und drückte sie sanft. „Nicht taktieren,
Mirella. Taktiker haben wir schon zu viele um uns herum. Sie machen
uns das Siegen schwer.“
Von
der Not, seine letzte Frage zu beantworten, erlöste sie de Guise
selbst. So, wie er den Gesandten des Königs verabschiedete,
schien er jedoch zornig zu sein und Mirella fürchtete, einen
unguten Augenblick erwischt zu haben.
Nach
einer äußerst knappen Verneigung vor dem Dogen ging der
Gesandte mit einem anzüglichen Blick auf sie hinaus.
De
Guise grinste ihm hinterher: „Ich habe ihn daran erinnert, dass
man eine Dame nicht warten lässt.“ Er streckte Mirella die
Hand entgegen und als sie ihm die ihre reichte, fasste er sie in
einer freundschaftlichen Geste an der Schulter. „Was kann ich
für Sie tun, Signorina?“ Sein Italienisch war melodischer
als sie es in Erinnerung hatte. Er hatte dazugelernt.
Sie
sah Albert flehend an.
De
Guise missverstand ihren Blick. „Möchte Sie mich unter
vier Augen sprechen?“ Er zwinkerte. „Es ist mir eine Ehre
– sofern Sie kein Messer bei sich trägt.“
„Nein,
ich ...“ Selbst vor der Mutter Oberin in der Klosterschule
hatte sie niemals so herumgestammelt. „Euer Hoheit, mein Bruder
lässt Ihm
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