Königliche Republik (German Edition)
legte die Arme um ihre Taille und ließ sich
drücken.
Darios
Schritte klangen auf der Treppe und Mirella richtete sich auf. Warum
sollte sie sich fürchten, Dario zu sagen, dass sie gescheitert
war? Sollte er doch selber einen Weg aus dem Hausarrest finden. Es
war schließlich alles gelogen. Und vielleicht wirklich
gefährlich für Stefanias Vater. Aber falls es doch wahr
wäre?
Dario
öffnete die Tür. „Also habe ich richtig gehört,
dass du zurück bist.“ Er stutzte und blieb stehen. „Du
siehst nicht sehr glücklich aus.“
„Lass
deine Schwester in Ruhe!“ Rita richtete sich auf und legte ihre
Hand auf Mirellas Schulter. „In was hast du sie hineingezogen?“
Gina
rief zum Essen und ersparte Dario eine Antwort. Aber er hatte auch
keine Gelegenheit, Mirella auszufragen.
Ungewöhnlich
für den einfachen Wochentag, stand eine Flasche Wein auf dem
Tisch. Enzo füllte vier Gläser mit dem edlen Greco di
Tufo . „Du siehst bezaubernd aus, Liebste!“
Rita
lächelte. „Du hast daran gedacht! In all diesem Wirrwarr!“
Sie ging auf Enzo zu und er nahm sie höchst ungeniert in die
Arme. Dann reichte er ihr ein Glas.
Dario
starrte sie mit offenem Mund an, aber Mirella ging ein Licht auf. Sie
nahm eines der Gläser. „Auf euch beide!“
Rita
löste sich von Enzo. „Trinken wir lieber auf eure
Zukunft.“ Sie lächelte Mirella zärtlich an. „Dass
meine Kleine ebenso viel Glück findet.“
Mirella
liefen schon wieder Tränen übers Gesicht; konnten sie nicht
einmal alle und aufgebraucht sein?
Gina
brachte auf der silbernen Platte ein Geflügel größeren
Ausmaßes.
„Eine
Gans?“ Mirella zwinkerte der Mutter zu, während sie
vorsichtig an ihrem Glas nippte. Der Wein war vielleicht ein wenig zu
trocken für diesen Braten; aber wer mochte noch auf so etwas
achten? Und Gina selber verstand auch nichts von Weinen.
Ein
hartes Klopfen an der Haustür ließ sie alle herumfahren.
Gina bekreuzigte sich hastig.
Enzo
griff nach Ritas Hand und drückte sie. „Geh öffnen,
Gina.“ Er setzte sich und hielt Rita den Brotkorb hin, bis auch
diese sich setzte und ihn abnahm. Aber sie schob ihn gleich weiter,
auf Darios Platz zu.
Enzo
riss ein Stück von seinem duftenden Panino ab. Wo mochte
Gina das Mehl aufgetrieben haben?
Schwerter
klirrten leise.
Mirella
hielt den Atem an und wagte nicht den Kopf zu drehen, um die Soldaten
anzusehen. Sie starrte Enzo an. Auf dessen Gesicht tauchte nach einem
Moment des Unwillens ein feines Lächeln auf.
„So
lässt de Guise einmal kontrollieren, ob mein Sohn zu Hause ist?“
Sein Lächeln verbreiterte sich. „Gina, bring zwei Gläser
für die Herren Offiziere.“
„Wenn
wir geahnt hätten ...“ Alberts Stimme? Das Italienische
gab ihr eine merkwürdige Färbung. Mirella drehte sich um
und kreuzte seinen Blick; er nickte ihr zu.
„Es
tut uns leid, Euch beim Essen zu behelligen“, sagte der andere
Soldat. „De Guise lässt den jungen Signor Scandore zu sich
bitten.“
„Es
hat Eile“, fügte Albert hinzu.
„Was
soll er denn nun getan haben?“ Rita war ganz die kämpferische
Glucke, die ihr Junges verteidigt. „Es ist schwer, ein
ordentliches Essen auf den Tisch zu bekommen. Und selten genug.“
Dario
warf Mirella einen fragenden Blick zu, aber sie wusste nicht, was für
ein Zeichen sie ihm geben sollte. Immerhin, dass Albert gekommen war
... Doch er hatte seinen Befehlen auch gehorcht, als er Alexandre
verhaftete.
„Signora“,
der zweite Soldat hob abwehrend die Hand. „Ich bin sicher, der
Koch des Dogen wird ihn entschädigen.“
Zu
Mirellas Vergnügen lief Ginas Gesicht rot an. „Ist das der
Mensch, der mir jedes Mal die fetten Gänse vor der Nase
wegkauft?“
Mirella
gluckste vor Erleichterung. „Ich glaube schon.“
Dario
trank sein Glas in einem langen Zug leer. „Heb mir eine Keule
auf zum Abend. Vielleicht ist deine Gans doch die bessere.“ Er
klopfte Gina im Vorbeigehen auf die Schulter.
Enzo
starrte auf die geschlossene Tür. Dann ließ er Ritas Hand
los. „Das klang nicht nach einer Festnahme. Ich glaube, du
brauchst dir keine Sorgen zu machen.“
„Aber
was will der Doge von ihm?“
„Vielleicht
den Arrest aufheben, Mamma.“
Enzo
warf Mirella einen überraschten Blick zu. „Was weißt
du davon, Kind?“
„Ich
war heute Morgen beim Dogen.“
„Und
daraufhin lässt er nach Dario schicken?“ Argwohn lagen in
Enzos Stimme und Blick.
Rita
leckte sich über die Lippen. „Keine Politik bei Tisch,
bitte. Und schon gar nicht an
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