Königreich der süßen Versuchung
Sex würden haben müssen … Sie wusste bereits, wie sehr es ihr Herz berührte, wenn sie mit Jake schlief, und konnte sich nicht vorstellen, dass es je zur Routine würde. Männer waren da anders. Für sie konnte der Akt ein rein körperlicher Vorgang sein, der keinerlei Gefühle voraussetzte. Wenn es doch auch bei ihr so sein könnte.
Vorsichtig blickte sie sich in dem Saal um. Es war nicht zu übersehen, dass nicht jeder so positiv dachte wie der Großherzog. Maxis Vater Anton Rivenshnell starrte düster vor sich hin, die dunklen Augenbrauen zusammengezogen.
„Wahrscheinlich war es für Sie normal, sich für eine Amerikanerin zu entscheiden“, ließ sich Anton Rivenshnell jetzt vernehmen. „Schließlich haben Sie fast Ihr ganzes Leben in den USA zugebracht. Aber für die Frauen von Ruthenia ist es trotzdem enttäuschend.“
Zu voller Größe aufgerichtet, blickte Jake von oben auf den rundlichen Rivenshnell hinab. „Meine Braut lebt seit drei Jahren hier in Ruthenia und hat mehr als einmal bewiesen, wie sehr sie dem Land und seinen Menschen verbunden ist. Sie hat hier ihre Heimat gefunden und betrachtet sich zu Recht als eine der Frauen von Ruthenia.“
Sehr gut. Lächelnd blickte Andi ihren Verlobten an und sah dann wieder in die Runde. „Ich bin noch nirgends so glücklich gewesen wie hier.“ Das war nicht gelogen. „Ich mag die Menschen und die wunderschöne Landschaft. Ich liebe Ruthenia. Es ist mein Zuhause.“
„Und Sie haben sich in Ihren Chef verliebt.“ Das herzhafte Lachen des Großherzogs dröhnte durch den Saal.
„Ja …“
Als Livia die Türen zum Speisesaal öffnete und Andi, die vorangehen musste, mit einem etwas schäbigen Lächeln bedachte, griff Andi schnell nach Jakes Arm. Es war eine merkwürdige Situation für sie. Zum ersten Mal nahm sie als Gast – als Ehrengast – an einem Essen teil und stand nicht mit den Dienern an der Wand und wartete auf die Befehle des Königs. Doch sie nahm sich zusammen, ging durch den Raum und nahm an dem einen Kopfende Platz. Leider saß sie nicht neben Jake, sondern zwischen zwei älteren Herren.
Jake nahm zwischen Alia und Maxi Platz, ebenso wie sie es für ihn vorgesehen hatte, bevor sie das Gedächtnis verloren hatte. Damals hatte sie ihn damit ärgern wollen und gehofft, dass ihm die beiden so sehr auf die Nerven gingen, dass er nichts mehr von ihnen wissen wollte. Jetzt aber hatte er sich diesen Platz selbst ausgesucht. Warum wohl? Hatte er vor, etwas mit den beiden Frauen anzufangen, jetzt, da sie ihm nicht mehr gefährlich werden konnten, weil er sich bereits verlobt hatte? Die kleine dumme, schüchterne Andi hätte doch sicher nichts dagegen …
Bei diesem Gedanken wurde ihr ganz elend. Andererseits hatte Jake viele Freundinnen gehabt. Und die Affären hatten auch nie lange gedauert. Sowie es ernster geworden war, hatte er die jungen Damen abserviert. Das hatte Andi eigentlich immer beruhigt. Denn so hatte sie sich einreden können, dass er eines Tages ihr gehören würde.
Und nun war es so weit. Zumindest theoretisch.
Als sie sah, wie Alia Jake ihre langen gepflegten Finger auf den Arm legte, runzelte sie kurz die Stirn. Jake hatte sich der hübschen Blondine zugewandt und lächelte sie an. Dann wandte er sich mit ein paar – sicher freundlichen – Worten an Maxi, die sich sofort vorbeugte und ihm Einblick in ihr bemerkenswertes Dekolleté gewährte. Andi biss sich auf die Zunge und versuchte, ihre Eifersucht zu bezwingen.
„Ihre Eltern sind doch sicher sehr glücklich und stolz“, begann ihr Tischnachbar ein Gespräch und riss Andi damit aus ihren Grübeleien.
„Oh, ja“, antwortete sie schnell und lächelte den weißhaarigen Mann an ihrer Seite an. Wahrscheinlich war er zu alt, um eine Tochter im heiratsfähigen Alter zu haben. Ja, ihre Eltern würden sich sicher freuen, wenn sie Jake heiratete. Aber wie würden sie reagieren, wenn sie ihn abwies?
„Sind Ihre Eltern schon einmal in Ruthenia gewesen?“, wollte er jetzt wissen.
„Nein, noch nicht. Aber ich bin sicher, es wird ihnen hier sehr gut gefallen.“
„Vielleicht werden sie sogar herziehen wollen?“
Lächelte er jetzt aus Bosheit, oder war er einfach nur nett? „Das glaube ich nicht, denn sie haben ein sehr ausgefülltes Leben in Pittsburgh.“
„Aber sie müssen kommen. Ihre Tochter wird bald die Königin des Landes, und es wäre tragisch, die Familie so auseinanderzureißen.“
„In den USA ist es durchaus üblich, dass die Familienmitglieder
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