Königreich der süßen Versuchung
und drehte sie zu sich herum, sodass sie ihn ansehen musste.
„Was ist los, Andi? Warum siehst du so traurig aus? Der Abend war doch ein voller Erfolg für dich.“
Sie senkte den Blick. „Nicht bei offener Tür …“, flüsterte sie.
Immerhin schickte sie ihn nicht weg. „Natürlich nicht.“ Schnell stieß er die Tür mit dem Fuß zu. „Warum bist du unglücklich?“
„Ich kann das nicht. Ich gehöre nicht hierher, ich passe hier nicht rein. Ich fühle mich wie ein Eindringling.“
„Aber das ist doch lächerlich. Du passt hier genauso gut rein wie ich.“
„Nein. Das ist nicht meine Welt. Außerdem gefällt den Leuten nicht, dass ich Amerikanerin bin. Sie wollen nicht, dass du eine Ausländerin heiratest.“
„Unsinn. Die Ehepartner der Könige sind schon oft aus einem anderen Land gekommen. Das britische Königshaus hat mehr deutsches als englisches Blut in den Adern. Normalerweise wurden Ehen aus politischen Gründen geschlossen.“
Wider Willen musste sie lächeln, dennoch sah sie traurig aus. „Ich fürchte, eine Heirat mit mir wird dir nicht den Weg zum Weißen Haus ebnen.“
Zärtlich strich er ihr über die Wange. „Warum nicht? Wenn der Präsident dich kennen würde, würde er dich genauso bewundern wie ich.“
Sie wurde rot, sah ihn aber immer noch nicht an, auch nicht, als er ihr die Hände um die Taille legte und sie an sich zog.
Was für eine fantastische Figur sie hat, schoss es ihm dabei durch den Kopf. Nie hätte er gedacht, dass sich unter ihren formellen Blazern solche Kurven verbargen. Der tiefe Ausschnitt zeigte den Ansatz der festen Brüste, und ein einzelner Diamant funkelte auf der hellen Haut des Dekolletés. Noch nie hatte er eine Frau so sehr begehrt. „Du warst heute Abend mit Abstand die Schönste.“
„Du bist lieb.“ Immerhin sah sie ihn jetzt an, doch sie lächelte nicht.
„Ich bin nicht lieb, und das weißt du genau. Es ist die Wahrheit. Jede einzelne Minute habe ich mich nach dir gesehnt, während ich Konversation machen musste. Und dabei hätte ich viel lieber mit dir gesprochen.“
Aber du hast es nicht getan. Kein einziges Mal hatte Jake das Wort an sie, Andi, gerichtet. Warum, wusste sie nicht. Für Jake kam die Pflicht immer an erster Stelle, deshalb hatte er sich um die Väter und die Töchter der einflussreichen Familien gekümmert, nicht aber um sie, obwohl sie ihn so sehr gebraucht hätte. Dass die Bedürfnisse des Landes für ihn absolute Priorität hatten, war eine Einstellung, die sie früher bewundert hatte. Jetzt aber graute ihr bei dem Gedanken, immer zurückstehen zu müssen.
Sie liebte ihn einfach zu sehr. Wenn sie sich klarmachte, dass sie immer erst an letzter Stelle kommen würde – nach Ruthenia und dem Volk –, dann sah die Sache anders aus. Manchmal konnte sie sich selbst nicht verstehen. Jake war ein fantastisch aussehender und sehr beeindruckender Mann, und er wollte sie heiraten. War das nicht genug? Nein, es genügte ihr nicht, Königin zu sein und einen schwer arbeitenden und attraktiven Mann zu haben, vor allem wollte sie geliebt werden.
Aber wenn er sie so umfasste wie jetzt, wurde sie beinah wieder schwach. Wenn sie spürte, wie das Verlangen stärker wurde, wie die Brustspitzen sich aufrichteten und sie sich nach seiner Berührung sehnte … Als er sich vorbeugte und ihr mit den Lippen leicht über den Mund strich, nahm sie wieder diesen männlich herben Duft wahr, der ihr die Sinne betörte. Ein Blick aus seinen dunklen Augen genügte, und sie öffnete erwartungsvoll die Lippen. Wie sehr sehnte sie sich danach, ihn überall zu berühren.
Doch sie hielt sich zurück, wenn auch nur mit Mühe. Denn sie wusste, wenn sie jetzt nachgab und mit ihm schlief, dann würde sie zu allem Ja sagen, was er von ihr wollte. Inklusive zu Sex ohne Liebe.
Als er wieder näher kam, um sie zu küssen, wandte sie den Kopf. „Nicht, Jake, ich möchte nicht.“
„Warum denn nicht?“
„Es geht alles zu schnell. Ich weiß noch kaum, wer ich bin. Ich kann nicht klar denken, wenn du mich küsst.“
„Vielleicht möchte ich gar nicht, dass du klar denkst“, flüsterte er.
„Und genau davor habe ich Angst.“ Entschieden löste sie sich aus seiner Umarmung, und zu ihrer Überraschung leistete er keinen Widerstand. „Ich möchte mich nicht übereilt auf etwas einlassen, um nach einem Jahr oder so festzustellen, dass es ein großer Fehler war.“
„Vertrau mir, du wirst es niemals bereuen.“
„Du bist ganz schön überheblich.
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