Königreich der süßen Versuchung
Lebensaufgabe ist, der ich nicht entkommen kann. Und ich denke darüber nach, was ich tun würde, wenn ich mehr Freiheiten hätte.“
„Es ist bewundernswert, dass du die Verantwortung übernommen hast. Wenn ich daran denke, in welch schlechtem Zustand das Land war, als du hergekommen bist.“
„Ich musste es einfach tun, denn ich hatte immer ein großes Pflichtbewusstsein, was Ruthenia betraf. Das haben meine Eltern mir wohl schon mit der Babynahrung eingeflößt. Ich hätte das Land nie im Stich gelassen.“
Da empfand Andi ganz anders, aber sie war ja auch nicht als mögliche Thronfolgerin aufgewachsen. Aber ihrer Arbeit – und Jake – hatte sie sich immer sehr verbunden gefühlt. Doch die Aufgabe, die er übernommen hatte, war so viel größer und verantwortungsvoller. Sollte sie sich da nicht geehrt fühlen, dass er sie auserwählt hatte, ihm bei dieser Mission zu helfen?
Sie war nicht aus Stein. Das wurde ihr nur zu bewusst, wenn er wie jetzt ihre rechte Hand nahm und sie an die Lippen führte. Sofort klopfte ihr Herz schneller, und sie hatte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Er will mich nur verführen, damit ich das tue, was er will. Mit Liebe hat das nichts zu tun.
Und dennoch reagierte ihr Körper auf die leiseste Berührung, als sei ein Schalter umgelegt worden. Vorsichtig entzog sie ihm die Hand, die dort prickelte, wo seine Lippen sie berührt hatten, und sah Jake kurz an. Das hätte sie nicht tun sollen, denn sein Blick ruhte voll Verlangen auf ihr. Aber war er nicht schon immer ein guter Schauspieler gewesen?
„Du bist sehr misstrauisch“, sagte er leise.
„Wundert dich das? Ohne zu wissen, wie es dazu kam, war ich plötzlich mit meinem Chef verlobt.“
„Du kannst mir vertrauen.“
„Davon bin ich immer ausgegangen. Aber gestern habe ich feststellen müssen, dass ich mich geirrt habe. Du hast meine Hilflosigkeit ausgenutzt und unsere Verlobung arrangiert, ohne mich zu fragen.“
„Aber ich konnte dich doch nicht fragen!“, verteidigte er sich. „Du wusstest doch nicht, wer du warst.“
„Du hättest warten können, bis mein Gedächtnis wieder da war. Dann hätten wir alles in Ruhe besprechen können.“ Stattdessen hast du mit mir geschlafen, um mich umzustimmen. Damit hatte er ihren Widerstand gebrochen und mögliche Zweifel beseitigt. Noch nie hatte sie eine solche Leidenschaft für einen Mann empfunden. Und auch jetzt wurde ihr schon wieder heiß, wenn sie nur an besagte Nacht zurückdachte.
„Ich stand unter Zeitdruck. Der Unabhängigkeitstag rückte immer näher.“
„Und du wolltest dein Volk nicht enttäuschen.“
„Genau. Ich wusste, dass du mich verstehen würdest.“
Sie seufzte leise. Ja, sie verstand ihn. Die Menschen von Ruthenia und sein Ruf waren sehr viel wichtiger als ihre Gefühle.
Und er? War er überhaupt zu Gefühlen fähig? Drei Tage blieben ihr noch, um das herauszufinden.
8. KAPITEL
Andi hatte gehofft, aufrecht und freundlich lächelnd eintreten und sich dann schnell auf ihren Platz am Kopfende des Tisches setzen zu können. Aber leider kam es anders.
Unglücklicherweise blieb sie mit der Schuhspitze im Saum ihres Kleides hängen und wäre gefallen, wenn Jake sie nicht aufgefangen hätte. Und das ausgerechnet in dem Moment, als die Diener die große Flügeltür öffneten und den König und seine Verlobte ankündigten. Andi wurde knallrot, vor allem als sie das hämische Grinsen von Maxi und Alia sah. Doch Jake lachte nur, nahm sie in die Arme und küsste sie vor den Augen der versammelten High Society. Zu verwirrt, um sich dagegen zu wehren, ließ Andi es mit sich geschehen. Was wohl auch besser war, denn die anwesenden Personen gingen schließlich davon aus, dass sie und Jake unsterblich ineinander verliebt waren.
„Herzlichen Glückwunsch!“ Ein beleibter älterer Mann war auf sie zugekommen und verneigte sich jetzt vor Andi, die Mühe hatte, sich zu fassen. Es war der Großherzog von Machen, einer der wenigen Adeligen, der keine Tochter im heiratsfähigen Alter hatte und dessen Glückwunsch deshalb von Herzen kam.
„Wir sind alle sehr erfreut, dass Sie endlich eine Braut gefunden haben“, wandte er sich jetzt an Jake. „Sie wissen, wie sehr wir uns wünschen, dass die königliche Thronfolge gesichert ist.“
Die königliche Thronfolge? Andi zuckte innerlich zusammen. Ja, als Jakes Frau erwartete man selbstverständlich von ihr, dass sie dem Land einen Thronfolger schenkte. Was bedeutete, dass sie selbst in ihrer Vernunftehe
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