Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
Vom Netzwerk:
sein.«
    »Was deutet dann auf Fremdverschulden hin?«
    »Dass sie geblutet hat. Dass ihre Kleidung fehlt.« Wegmann redete sich in Rage. »Mein Gott, was sich auch immer hier abgespielt hat, es war gewaltsam und Lena hat es nicht überlebt!«
    Reuter blickte sich um. Uniformierte Kollegen notierten die Kennzeichen der wenigen Autos, die zu dieser Stunde noch hier parkten. Andere befragten späte Wanderer. Techniker des Erkennungsdienstes zogen sich um und holten ihre Koffer aus den Fahrzeugen.
    Anna Winkler tauchte aus der Dunkelheit auf. Reuter begrüßte sie mit Handschlag. Die Kollegin trug Gummistiefel und warf erstaunte Blicke auf Wegmann. Der Exboxer drückte den Zigarettenstummel an seinem Absatz aus und steckte ihn ein.
    Hinter dem Absperrband postierten die Techniker ihre Stative und schraubten Lampen fest. Der Generator brummte los, Scheinwerfer flammten auf. Der Fundort lag zwar gut fünfzig Meter entfernt, aber der tote Körper war jetzt deutlich auszumachen. Das blasse Gesicht, dunkles Haar, der kurz gestutzte Pony.
    Ein Fotograf tauchte auf, die Kamera schussbereit in den Händen. Presse, dachte Reuter sofort.
    »Das da drüben ist tatsächlich Andermatts Tochter?«
    »Kein Kommentar.«
    »Ach, kommen Sie! Jemand hat im Polizeifunk geplaudert. Mein Chef hat eigens die Druckmaschinen anhalten lassen, damit es die Tote noch in die Sonntagsausgabe schafft.«
    »Wenden Sie sich an die Pressestelle.«
    Der Fotograf hob den Apparat ans Auge und drehte das Tele lang. Mehrfaches Klicken. Noch ein Schritt nach vorn, das Flatterband spannte sich vor seinem Bauch. Ein Nachjustieren der Optik, Jagdfieber in den Augen. Klick-klick.
    »Ist das Blut an ihrem Schenkel?«
    Wegmann stürmte herbei und schubste den Knipser weg. Reuter hielt seinen Partner fest – der Hitzkopf war drauf und dran, Dummheiten zu begehen. Der Fotograf protestierte lautstark. Uniformierte bauten sich auf.
    Reuter hatte seine Meinung geändert. Er drückte dem Zeitungsmann ein Kärtchen in die Hand: die Telefonnummer der MK Feuerwerk für Hinweise aus der Bevölkerung. »Wie wär’s mit einem Deal?«
    »Welcher Art?«
    »Sie drucken diese Nummer und wir bestätigen Ihnen die Identität des Opfers. Wir sind rund um die Uhr zu erreichen und dankbar für jede Auskunft über die letzten Stunden im Leben des Opfers.«
    »War es Mord? Geschah es hier? Gibt es Zeugen?«
    »Kein Kommentar. Aber es handelt sich tatsächlich um Henrike Andermatt. Drucken Sie die Nummer. Und bringen Sie ein Foto, das sie lebend zeigt. Respektieren Sie die Gefühle der Hinterbliebenen.«
    Der Reporter drehte und wendete das Kärtchen, dann entfernte er sich und hob sein Handy ans Ohr.
    Die Leute vom Erkennungsdienst begannen, ein Zelt zu errichten. MK-Leiter Becker traf ein. Erneutes Händeschütteln.
    Wegmann winkte. »Der Zeuge wartet auf uns, kommt mit.«
    Ein grüner Transporter stand abseits mit laufendem Motor. Sie stapften hinüber und kletterten ins Innere, wo ein schlanker Kerl hockte, gehüllt in eine Wolldecke. Dunkles Haar, grau melierter Kinnbart. Nackte Beine in lehmverschmierten Laufschuhen. Dem Typ war es sichtlich ungemütlich.
    »Ist doch schon mollig warm hier«, versuchte Wegmann, die Stimmung aufzulockern, und beugte sich zum Armaturenbrett. Die Heizung war bereits bis zum Anschlag aufgedreht.
    »Sie haben gut reden«, quengelte der Mann. »Sie sind nicht durchgeschwitzt und tragen keine dünnen Laufklamotten.« Er blickte in die Runde. »Nehmen Sie jetzt endlich meine Aussage auf?«
    Wegmann erklärte: »Der Herr hat die Tote gefunden.«
    Reuter schlug sein Buch auf und ließ sich die Personalien nennen: Hans-Jürgen Brede, von Beruf Bankkaufmann, wohnhaft an der Reichswaldallee, auf der anderen Seite des bewaldeten Hügels.
    Der Jogger berichtete: »Sie kann nicht lange dort gelegen haben, denn nur ein paar Minuten zuvor bin ich schon einmal an der Stelle vorbeigekommen. Das ist meine Zehnkilometerstrecke, die ich jeden Samstag laufe, wenn ich es zeitlich schaffe. Über den Höhenweg, hier vorbei und weiter bis Tönnesaap. Dort habe ich kehrtgemacht. Auf dem Rückweg lag die Frau da. Ich hab sofort den Notarzt angerufen. Gut, dass ich mein Handy dabeihatte.«
    »Haben Sie die Tote angefasst?«, fragte Reuter.
    Brede rieb sich den Kinnbart. »Direkt angefasst nicht. Mir war auf den ersten Blick klar, dass da etwas Schlimmes passiert sein musste.«
    MK-Chef Becker sagte zu Reuter: »Nicht vergessen: Die Techniker sollen einen Abdruck seiner Schuhe

Weitere Kostenlose Bücher